DEIN LETZTER TANZ
still“, unterbrach Keisha sie. „Lass mal sehen, wovon diese Reportage überhaupt handelt.“ Sie hörten dem Fernsehsprecher eine Weile lang schweigend zu. Schließlich schüttelte Keisha den Kopf. „Du musst dich getäuscht haben. Hier geht es um Bernard Stein, einen Milliardär, und nicht um einen ehemaligen Zirkusclown.“
„Aber ich bin wirklich sicher, dass ich ihn gesehen habe“, beharrte Donna. „Das war er – ganz bestimmt!“
Die beiden Mädchen schauten weiter zu, doch es wurde kein zweites Bild des Mannes gezeigt, von dem die Reportage handelte. Wie der Sprecher erwähnte, handelte es sich bei Bernard Stein um einen reichlich schrulligen Mann, von dem kaum Fotografien existierten. Er führte sein Imperium, ohne in der Öffentlichkeit aufzutreten. Kaum jemand wusste, wie er aussah.
Donna glaubte selbst schon fast, sich getäuscht zu haben, als plötzlich doch noch einmal das Bild von Bruno gezeigt wurde, das sie eben schon gesehen hatte. „Da!“, stieß sie triumphierend aus. „Ich wusste es doch! Das ist Bruno! Als das Foto gemacht wurde, hatte er vielleicht noch ein bisschen mehr Haar, aber ich bin trotzdem sicher, dass er es ist.“
„Hast du nicht gesagt, dass euer Clown aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand getreten ist?“
„Ja. Er hat ein Herzleiden oder so was. Warum fragst du?“
„Weil gerade gesagt wurde, dass Bernard Stein vor Kurzem ernsthaft erkrankt sein soll.“
„Dann ist er es wirklich.“ Donna schüttelte den Kopf. „Aber das kann doch nicht … Ich meine, ich kenne Bruno doch. Wenn er so reich gewesen wäre, hätte er das doch mal erwähnt. Und außerdem wäre er dann sicher nicht mit unserem kleinen Zirkus durch die Gegend getourt und hätte für einen Hungerlohn als Clown gearbeitet!“
„Das stimmt allerdings. Es sei denn …“ Keisha stockte. „Ich meine, ich weiß ja nicht, ob es sich wirklich um ein und dieselbe Person handelt. Aber falls du recht hast, kann das doch nur bedeuten, dass euer Bruno ein Doppelleben geführt hat. Und zwar ein ziemlich seltsames, wenn du mich fragst.“
Donna schüttelte den Kopf. „Ich fasse es nicht. Da zieht man jahrelang mit einem Milliardär durchs Land und weiß nichts davon? Und wie hat er es nur geschafft, gleichzeitig seine Geschäfte zu leiten und mit uns herumzureisen?“
„Meinst du denn allen Ernstes, Stein und euer Bruno sind ein und dieselbe Person?“
Donna nickte. „Ja, das meine ich.“ Sie sprang auf. „Komm mit, wir müssen meinem Dad davon erzählen. Ich schwöre dir, der dreht durch, wenn er die Neuigkeiten erfährt.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Bruno, ein Milliardär … Unglaublich!“
„Bruno, ein Milliardär?“ Donnas Vater hob eine Braue. „Das meinst du doch jetzt nicht ernst, oder? Hör mal, Donna, ich habe im Moment wirklich keine Zeit für solche Späße, ich …“
„Aber es stimmt, Dad!“, erwiderte Donna aufgeregt. „Sein Bild war eben im Fernsehen. Keisha hat es auch gesehen – nicht wahr, Keisha?“
Unbehaglich senkte Donnas Freundin den Blick. „Ich … Na ja, ich kenne diesen Bruno ja gar nicht, aber wenn Donna sagt, dass er es war …“
Mr. Carrigan hob energisch eine Hand. „Genug jetzt. Noch mal: Ich habe wirklich keine Zeit, mich mit diesem Unsinn zu befassen. Unser Clown Bruno war alles, aber ganz gewiss kein Milliardär. Mag ja sein, dass dieser Mann im Fernsehen ihm ähnlich sah, aber deshalb handelt es sich noch lange nicht um dieselbe Person.“
„Aber ich bin mir absolut sicher, Dad! Ich …“
„Tut mir leid, Kleines, aber ich muss mich jetzt um wichtigere Dinge kümmern.“ Ihr Vater nickte den beiden Mädchen noch einmal kurz zu, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu.
Donna hätte explodieren können vor Wut. Nahm er sie denn überhaupt nicht ernst? Sie war inzwischen doch wohl alt genug, um nicht mehr wie ein kleines Kind behandelt zu werden!
Trotzdem sagte sie nichts, denn sie wollte keinen Streit provozieren. Ihre Familie hatte so schon genug um die Ohren, auch ohne dass sie es ihnen noch schwieriger machte. Das bedeutete jedoch noch lange nicht, dass sie bereit war, die Sache einfach zu vergessen.
„Komm“, sagte sie, griff nach Keishas Arm und zog ihre Freundin zur Tür des Wohnwagens. Draußen atmete sie erst einmal tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
„Du bist enttäuscht, weil dein Vater dir nicht glaubt“, stellte Keisha fest.
„Ja, schon“, gab Donna
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