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Frühstück, kaufte der Freund, bevor er die Onkologie rechts der Isar verlieÃ, einen Schokoriegel im Automaten und war dennoch über die Nudeln erleichtert, die der Bildhauer kochte. Die Sängerin lag mit Rückenschmerzen in dem Zimmer, in dem der Freund oft übernachtet hatte. Sie sah, er muà das denken dürfen, sexy aus, sexy wie alle schönen Frauen, mit denen er lachen kann. Gegen eins fiel ihm auf dem Bett seines Hotelzimmers auf, daà sowohl das Gespräch mit dem Bildhauer als auch das Gespräch mit dem Musiker um den Begriff der Hingabe gekreist war, der nichts anderes bedeutet als der arabische Begriff Islam und soviel mehr, als der Freistaat Bayern je versteht. Dabei ist es kein schwieriger Begriff, auf Anhieb begreifbar (im Wortsinn: mit Händen erfaÃbar, auch riechbar, hörbar, schmeckbar) für jedes religiöse Gemüt, der Kern von Religiosität imallgemeinen. Ergebung ist darin mitgesagt, genauso Gehorsam, Freiheit ist darin mitgesagt, ebenso wie Unterwerfung, zu schlafen, wenn man müde ist, und zu essen, wenn man hungert. »Vorwärts aber und rückwärts wollen wir / Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie / Auf schwankem Kahne der See.« Freiwillig erfolgt die Unterwerfung in den Willen einer Allmacht, die so unbestimmt bleiben muà wie das Nichts und wirklich das Nichts sein könnte oder einfach alles, das All. Es ist die Freiheit, sich keiner irdischen Instanz zu unterwerfen, und das BewuÃtsein, Teil zu sein oder sein zu können eines Plans, der gut sein soll, auch wenn er nicht immer gut erscheint. Dem Bildhauer, der ihn mit dem Auto morgens am Hotel abholte, drückte der Freund einen Pappbecher Cappuccino in die Hand. Unterwegs zur Palliativstation rief die Gnädige Frau an: Wo bleibst du denn? Die Freisprechanlage übertrug ihre Stimme, die panisch klang, wie an gewöhnlichen Tagen erst um halb zwölf, was an der Einstellung liegt. â Hast du gefrühstückt? Ja, habe ich, beantwortete der Bildhauer ihre Frage, wahrscheinlich zum ersten Mal seit langem wahrheitsgetreu: Navid hat Cappuccino im Becher gekauft, den trinke ich gerade. Bis halb zwölf hielt sich die Gnädige Frau, bevor sie jemand anders wurde. Als der Freund auf die Toilette muÃte, sah er auf dem Flur die Tür zu einem Stück Rasen offen. Er trat nach drauÃen und schrie laut auf. Es war niemand in der Nähe, wie er sich sofort versicherte. Zurück bei der Gnädigen Frau, bedeutete der Bildhauer dem Freund bereits, die Mitfahrgelegenheit in die Stadt zu nutzen, welche ihm die Sängerin bot. Er lieà sich an einer Schnellbahnstation absetzen, als müsse er zum Flughafen, wartete, bis das Auto der Sängerin um die Ecke verschwand, und nahm ein Taxi zur Onkologie. Auf dem Weg rief der Freund seinen Vater in Isfahan an und erfuhr, daà sich der Zustand des Onkels verschlechtert hat. Danach rief er endlich bei dessen Sohn an und stand zehn Minuten in der Eingangshalle des Krankenhauses. Aus dem Aufzug getreten, lieà ihn die Nachricht kalt, daà der Chef das Feuilleton über Guantánamo Bay in der vorliegenden Fassung nicht abdruckt: Die Zeitung könne nicht im Ernst den Rücktritt des deutschen AuÃenministers verlangen, erläuterte der Redakteur die Entscheidung. In der Onkologie traf der Freund rechtzeitig zum Beginn der Chemotherapie ein, die zu seiner Verblüffung nichts anderes ist als eine Infusion, nur daà die Onkologin dicke gelbe Plastikhandschuhe trug. Er hatte sich Apparate vorgestellt, so etwas wie die Strafkolonie. Auf dem Weg zum Flughafen versuchte ihn der Feuilletonchef die gesamte Strecke vom Stadtrand bis zum Check-in-Automaten zu überreden, den Aufmacher zu retten, indem er wenigstens einige Formulierungen abschwäche, die Argumentation selbst leuchte ihm ja ein. In Köln besuchte er am Abend mit der Klinik am Ring das dritte Krankenhaus des Tages, wo der Orthopäde, der sich auf der Rutschbahn des Hallenbads die Sehne des Bizeps abgerissen hatte, gerade aus der Narkose erwacht war. Die Frage, was er allein im Hallenbad auf der Kinderrutsche zu suchen hatte, trug dem Orthopäden den Spott der drei jüngeren Brüder ein. Während der Jüngste im Biomarkt, der sich im Erdgeschoà der Klinik am Ring befindet, Strauchtomaten zu 4,99 Euro das Kilo abwog, beschrieb er der Reporterin den FuÃweg vom Bahnhof zur Wohnung: ob am Hinterausgang links oder rechts an den Parkplätzen
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