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zurück. Weil der Krieg dann zu Ende ist? Weil die Sender dann nicht mehr bestellen. Ob der unaffektiertste, gutmütigste Vertreter der arabischen Literaturgeschichte von der Dschahiliyya bis heute als Schiit in einem der Viertel wohnt, die jeden Tag bombardiert werden? Oder nur jeden zweiten, jeden vierten Tag oder nobel genug und deshalb gar nicht? Die Schriftstellerin, der in Ankara der Prozeà gemacht wird, hat geantwortet, daà sie sich vielleicht in Frankreich wiedersähen, auf jeden Fall in besseren Zeiten. Mehr als ihr Prozeà interessiert den Kollegen aus Köln, ob er sie auch in ein französisches Bett kriegte. An den Stränden fällt ihm angenehm auf, daà die jüngeren Frauen wieder vermehrt das Oberteil des Bikinis tragen. Unangenehm ist daran, daà die Barbusigen von Jahr zu Jahr älter werden. Andererseits trägt es dazu bei, sich mit der Selbstbefriedigung abzufinden, die der Roman ebenfalls ist, den ich schreibe. Mit 6099 Anschlägen ist er im Soll und hat auÃerdem E-Mails beantwortet. Das ist sein Tag gewesen, der 18. Juli 2006 nach Christi Geburt, wobei diese Zeitrechnung noch ungenauer ist als die Uhr auf dem Laptop.
Die Frau weckte den Mann am Donnerstag, dem 19. Juli 2006, um 8:15 Uhr mit der Kurzmitteilung auf, daà sie wieder telefonieren dürfe. Weil sie nicht abhob, simste er, daà bei ihnen alles in Ordnung sei, wie es ihr gehe und wann er sie anrufen könne. Um elf, antwortete sie. O.k., simst er, um elf würde er sich melden. Ob es ihr gutgehe, fragte er in einer weiteren Mitteilung nach, weil sie sich darüber nicht geäuÃert hatte, und ob sie im Festnetz erreichbar sei, weil der Anruf dann weniger kostet. Von der Kurzmitteilung, die zurückkam, las er nur die erste Zeile: »Nein. ich hab«. Sofort dachte er, das Nein beziehe sich auf ihren Zustand, nein, es gehe ihr nicht gut, und alle Sorgen traten in den Tag. Innerhalb einer Sekunde wog er die hundert Möglichkeiten ab, warum es ihr schlechtgehen konnte. Ist das schon Liebe, wenn der andere einen bekümmert wie sonst nur das eigene, gemeinsame Kind? Mit Liebe, wie er sich Liebe früher vorstellte, hat es wenig zu tun, ob auch die Freude im Bett gegen eine bloÃe Wohngemeinschaft spricht. Vor allem verschwindet nie die Sorge, nie das Gefühl, dazusein, immer da sein zu müssen für den anderen, auch wenn es Tage gab, wo er am liebsten gekündigt hätte, auf geregelte Weise, unter Einhaltung der Kündigungsfrist und möglichst mit Nachmieter, um ihre Verletzungen und damit seine Schuldgefühle so gering wie möglich zu halten. Das Nein bezog sich nicht auf ihren Zustand, stellt sich heraus, als er es endlich wagt, auf die zweite Zeile zu scrollen: Nein, sie habe keine Festnetznummer. Gott sei gepriesen. Es gehe ihr gut, fügte sie in der dritten Zeile hinzu. In zehn Minuten darf er sie anrufen. Allein schon aus therapeutischen Gründen wird der Mann sagen, daà er die Frau liebt und vermiÃt.
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Djavad Ketabi (Februar 1922 Isfahan; 2. Mai 2005 Teheran) ( Bildnachweis )
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Am Schluà schien Herr Ketabi seinen Geist stillgelegt zu haben. Ich kann natürlich nur vermuten, was in ihm vorging, aber am Schluà â oder, was ich davon noch gesehen habe, danach hat er noch anderthalb Jahre gelebt â, ganz am Schluà beschränkte sich seine Existenz, soweit ich es wahrnahm, aufs Essen, die Verdauung und das laut aufgedrehte Kinderprogramm des iranischen Staatsfernsehens. Seine Frau, meine Tante, verhielt sich zu ihm wie die Schwester zum Privatpatienten, bloà daà sie keinen Dienstschluà hatte, nur Ausgänge, Einkäufe, die Wassergymnastik im Pool des Apartmentblocks, an der sie regelmäÃig teilnahm, ihren Damenzirkel, ihre Enkel sowie ihre Schwestern. Mehr und mehr schien es, als sei die Fürsorge Teil ihres neuen Lebens als Witwe, so wie Einkaufen ein Teil war und die Wassergymnastik. Um nicht falsch verstanden zu werden: Meine Tante betreute ihren Mann gewissenhaft, geduldig und mit Liebe. Erschreckend und zugleich beruhigend war indes die Routine, die ihre Zuwendung annahm. Er ruft Tee, dann bringe ich ihm Tee und halte ihm die Untertasse unter den Mund. Er will aufstehen, schon stehe ich am Sessel. Geklagt hat sie nie, sofern ich das melancholische Lächeln, das sie uns zuwarf, nicht als Klage nehme. Kamen die Kinder mit ihren Familien, die Enkel, die Schwägerinnen oder Verwandte wie ich zu
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