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war, legen sie vor Bandar Osolyeh oder so ähnlich an, um dem Stammesführer Scheich Mohammad Chalfan einen Mahnbescheid über sechzigtausend Tuman zu überreichen, angefertigt vom jungen Zollbeamten und unterschrieben vom Generalinspekteur der Zollbehörde und speziellen Gesandten des Königreichs Iran, Monsieur K-L-T . Zwei Tage vergehen, ohne daà eine Antwort eintrifft. Als Monsieur K-L-T sich am dritten Tag vom Frühstückstisch erhebt, drückt er dem jungen Zollbeamten wortlos den französischen Entwurf eines Briefs in die Hand und geht aus der Tür. Der junge Zollbeamte kann nicht glauben, was er liest: »Von seiten des Generalinspekteurs der Zollbehörde und speziellen Gesandten des Königreichs Iran wird Herrn Scheich Mohammad Chalfan mitgeteilt, daÃ, sofern dieser nicht binnen vierundzwanzig Stunden nach Erhalt dieser Mahnung die Zollgebühren von sechzigtausend Tuman an die Kasse des Kriegsschiffs Persepolis übergibt, die Stadt Bandar Osolyeh [oder so ähnlich] bombardiert wird, wobei die Verantwortung für die Zerstörung und die entstehenden Schäden der Herr Scheich zu tragen hat.« Dem jungen Zollbeamten zittern die Lippen, Schweià steht auf seiner Stirn: Gott möge mir beistehen, sagt er zu Kapitän Abdolrahman, mit was für einem Irren bin ich hier zusammengeraten!
Am darauffolgenden Tag beobachten sie durch ihre Fernrohre, wie die erste Kugel in ein Wohnhaus einschlägt, Kapitän Abdolrahman und der junge Zollbeamte aus Isfahan beklommen auf dem Deck, Monsieur K-L-T frohgemut und selbstsicher von der Steuerempore aus. Aus der Staubkugel, die in die Luft steigt, rennen Menschen nach drauÃen. Auch aus den Nachbarhäusern bringen sie sich panisch in Rettung, Männer und Frauen, alt und jung. Der Anblick drückt dem jungen Zollbeamten das Herz ab. Monsieur K-L-T läÃt noch zwei weitere Kugeln abfeuern, bis endlich Stille einkehrt. In Bandar Osolyeh oder so ähnlich ist niemand zu sehen. Nach einigen Minuten steigt Monsieur K-L-T aufs Deck herab und befiehlt dem jungen Zollbeamten, in Begleitung von Kapitän Abdolrahman ins Dorf überzusetzen und den Scheich zu fragen, ob er das Geld endlich zahlt. Der junge Zollbeamte läÃt Monsieur K-L-T ohne Antwort stehen. »Ich will nicht verschweigen«, wird er fünfzig oder sechzig Jahre später betonen, keineswegs antikolonialen Widerstand geleistet zu haben, »daà ich schreckliche Angst hatte, an Land zu gehen, da ich überzeugt war, daà sich das gesamte Dorf, Männer und Frauen, groà und klein, auf mich stürzen und mich aus berechtigter Wut augenblicklich totschlagen würde.« Als Kapitän Abdolrahman in die Kajüte tritt, kündigt der junge Zollbeamte an, auf der Stelle den Dienst zu quittieren und nach Isfahan zurückzukehren. â Jetzt beruhig dich erst einmal, redet Kapitän Abdolrahman auf den jungen Zollbeamten ein, und faà keine voreiligen Entschlüsse. Wieder klopft es: Monsieur K-L-T steht vor der Tür des junge Zollbeamten. â Was seid ihr noch hier? fragt er bleich im sonst so roten Gesicht: Macht euch endlich auf den Weg. â Ich bin nur als Ihr Ãbersetzer auf diesem Schiff, kreischt der junge Zollbeamte auf: Gehen Sie nur selbst voran, Monsieur, dann folge ich Ihnen! Kapitän Abdolrahman, der spürt, wie bedrohlich die Auseinandersetzung werden könnte, zieht den jungen Zollbeamten am Inspektor vorbei aus der Kajüte. â Ãberlaà den Irren sich selbst und hör mir zu: Etwas ist geschehen, was nicht geschehen durfte. Jetzt müssen wir zusehen, daà wir die Lage entschärfen. Egal, wo er ist, wir werden den Scheich finden, und egal, was es kostet, wir werden uns gütlich mit ihm einigen. Keine Sorge, ich verspreche dir: Dir wird nichts geschehen. Ich kenne die Menschen hier im Süden.
Spandau passiert, und die Mutter mit drei lebensfrohen Kindern um die Fünf, alle mehr oder weniger gleichaltrig, vielleicht Bruder, Schwester, Freundin, hat sich die Sitze am Nebentisch bis Bonn gesichert. Bereits gestern sehnte er sich ganztägig nach den vier Stunden und vierzehn Minuten Fahrt zurück nach Köln, während der er lesen könnte oder festhalten, daà Kapitän Abdolrahman und GroÃvater in den Hafen von Bandar Osulyeh oder so ähnlich übersetzten, um sich mit dem Stammesführer zu einigen. Bedeutender für sein Leben, weil er jeden Tag mehrfach daran
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