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»Verschwörung« zurück, welche jüdische Agenten »angezettelt haben, um das persische und byzantinische Imperium zu Fall zu bringen«; die Araber, »diese heuschreckenfressenden, aus dem Mund stinkenden Bettelkönige«, seien für eine solche Untat viel zu unbedeutend. »Aber wie der Stock Mose, der sich in einen Drachen verwandelte, so daß Moses sich selbst vor ihm fürchtete, ist auch dieser siebzigköpfige Drachen des Islam dabei, die Welt zu verschlingen.« Als Großvater selbst jemanden so sprechen hörte – einen der angesehensten Männer Isfahans, dessen Namen er nicht nennt, er sei ohnehin längst der göttlichen Barmherzigkeit anvertraut –, habe er ihn mit scharfen Worten zurechtgewiesen, so daß zumindest an jenem Abend niemand mehr »unpassendes und nicht zu akzeptierendes Gerede« von sich gegeben habe. Selbst seine fünf Kinder oder mindestens die drei ungeduldigen, vorlauten Töchter machten sich über ihn lustig, wie am Telefon die Älteste beichtet, die meine Mutter ist. Großvater wollte immer, daß sie mit ihm beteten, aber wenn sie dann hinter ihm standen, zogen sie oft Grimassen oder verulkten ihn auf andere Weise. Sosehr er sich darauf zu konzentrieren versuchte, Gottes eigene Rede nachzusprechen, sie in sich aufzunehmen und anzuverwandeln wie der Prophet während der Offenbarung (das genau bedeutet das rituelle Aufsagen des Korans, das als die eigentlich sakramentliche Handlung des Islam die Entsprechung zur Eucharistie ist), kann Großvater nicht bei allen Gebeten entgangen sein, was sich hinter seinem Rücken abspielte, zumal die drei Mädchen – wie junge Mädchen eben sind, verteidigt sich die Mutter – auch mal tuschelten und nicht jedes Kichern zu unterdrücken vermochten. Wo er es vermochte, ignorierte Großvater das ungebührliche Benehmen in seiner Umgebung; wenn jedoch jemand in seiner Anwesenheit über die Religion spottete, bei einer Geselligkeit in der Familie oder unter Bekannten, nein, dann mußte er einschreiten und notfalls schlechte Laune verbreiten. Vielleicht mieden ihn nach seiner Pensionierung auch deshalb manche seiner Bekannten und wurde er nicht mehr so oft eingeladen, wie er es als stellvertretender Direktor der Nationalbank in Isfahan gewohnt war. Vielleicht war es nicht nur Opportunismus, vielleicht hatten manche einfach keine Lust auf ihn oder zogen es vor, über ihn zu spotten. Ich glaube nicht, daß die Witze bösartig waren, die über ihn gemacht wurden, dazu lud seine Rechtschaffenheit nicht ein, selbst wo sie in den Biedersinn umschlug, dazu war die Achtung zu groß, die sich im konservativen Isfahan nicht zuletzt durch die Herkunft, den gesellschaftlichen Rang und das Alter ergab. Die Mutter läßt die Familie des Vaters heute noch spüren, daß sie aus besseren Kreisen stammt, und in der jüngeren Generation hat das Klassenbewußtsein nur geringfügig nachgelassen. Erwähnt ein Sohn oder eine Tochter zu Hause, daß er sich verliebt habe, womöglich bereits an Heirat denke, wird er oder sie weiterhin zuerst nach den potentiellen Schwiegereltern befragt. Noch beim Jüngsten war das so. Weil die Eltern die Familie der Frau für ehrenwert hielten, einzig und allein deshalb blieb das Donnerwetter aus, als er sie eines Mittags aus Iran anrief, um mitzuteilen, daß er am Morgen geheiratet hatte. Wer sind die Eltern? schrie die Mutter und beruhigte sich sofort, als der Jüngste den Namen und Doktortitel nannte. Und dennoch: daß an Großvaters Beerdigung weit über tausend Isfahanis teilnahmen, läßt sich nicht nur mit seiner Herkunft aus einer Großgrundbesitzerfamilie und seiner Position als stellvertretender Direktor der Nationalbank in Isfahan erklären. Der Jüngste ist überzeugt, daß es noch andere Gründe gab, persönliche, und würde ihm darin sogar zu widersprechen wagen.
    Wenn er einen Augenblick hätte, würde er sich der Krankheit stellen, wie einer der Ratschläge lautet, die ihm täglich im halben Dutzend erteilt werden. Auch jetzt muß er packen und zum fünfundzwanzigsten Mal nach dem Arztbericht fragen, ist seit Tagen nur mit einem sogenannten Headset zu sehen, weil das Telefonieren übers Internet nichts kostet, sitzt angestrengt am überdimensionierten Schreibtisch wie ein Fluglotse nur noch mit Headset, während die Frühgeborene fröhlich durch den Tower