Dein Name
mehr ertrug, trat er kurz vor seinem Besuch bei GroÃvater aus der kommunistischen Tudeh-Partei aus, deren Organe deshalb eine Schmutzkampagne gegen ihn führten. Obwohl er Mossadegh oft und auch öffentlich kritisierte, blieb Maleki ihm über den Putsch hinaus treu, während Baghaà sich bereits vor dem Putsch auf die Seite des Schahs schlug. Der Dissens der beiden Parteiführer spitzte sich am 9. Oktober 1952 dramatisch zu, also genau zu der Zeit, als GroÃvater der Familie, den Bediensteten und den zufällig anwesenden Verwandten bekanntgab, daà der Staat bankrott sei. Da Maleki und die Mehrheit der »Werktätigen« sich weigerten, mit dem Premierminister zu brechen, rief Baghaà seine Anhänger zusammen, um die Parteizentrale zu erobern. Um Gewalt zu vermeiden, zog Maleki sich trotz Ãberzahl zurück und gründete eine neue Partei, »Die dritte Kraft«. Besonders ein Satz von ihm steht in allen Büchern zur iranischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts: Gegen den Widerstand seiner jüngeren Gefährten wollte Mossadegh im Juni 1953 ein nationales Referendum abhalten, um das Parlament aufzulösen, wo er seiner Mehrheit nicht mehr sicher war. Die Entscheidung sollte sich als ein weiterer, wenn nicht sein gröÃter taktischer Fehler erweisen. Zwar entschied er das Referendum erwartungsgemäà für sich, aber weil es nicht in der Verfassung vorgesehen war und aufgrund der Eile zudem unter fragwürdigen Umständen abgehalten wurde â in den ländlichen Gebieten gar nicht, in den Städten mit unterschiedlichen Wahlurnen für Ja und für Nein â, bot es den Monarchisten den willkommenen Vorwand, den Putsch einzufädeln und Mossadegh wegen Hochverrats anzuklagen. »Herr Premierminister«, sagte Khalil Maleki, als er einsah, daà der alte Herr nicht davon abzubringen war, das Volk über die Auflösung des Parlaments entscheiden zu lassen, »der Weg, den Sie eingeschlagen haben, wird direkt in die Hölle führen, aber ich werde Sie dennoch begleiten.« Nach dem Putsch wurde Maleki verhaftet und im Gefängnis auÃer von den Staatsschützern auch von seinen kommunistischen Mithäftlingen gefoltert, die sich für seinen Austritt aus der Tudeh-Partei rächten. Nach zwei Jahren wieder in Freiheit, engagierte er sich erneut im Widerstand, ohne deshalb den Dialog zu verweigern, als die Kennedy-Administration Anfang der sechziger Jahre den Schah zu politischen Reformen drängte. Daà Maleki sich auf ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Monarchen einlieÃ, brachte in der Sache nichts, ihm jedoch von anderen Oppositionellen prompt den Vorwurf ein, mit dem Regime zu kollabieren. In Anspielung auf eine Sendereihe von Radio Teheran über »Erfolgreiche Männer« empfahl er sich damals selbst als Eröffnungsgast einer Reihe über »Erfolglose Männer«. Als der Schah die Zügel wieder anziehen durfte, wurde Maleki nach einem Treffen mit einem Abgeordneten der britischen Labour Party ein weiteres Mal festgenommen und zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Er verbüÃte sie in der gleichen Anstalt, in der er bereits dreiÃig Jahre zuvor eingesessen hatte, diesmal allerdings unter dem Kuratel des kaiserlichen Geheimdienstes SAVAK , dessen Methoden auf dem neuesten Stand der amerikanischen Technik waren, wie Maleki in seiner Zelle sarkastisch notierte. In der überaus umfangreichen iranischen Gefängnisliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts nimmt seine Mitschrift aus der Isolationshaft einen besonderen Rang ein. Alle anderen zweiundfünfzig Intellektuellen, die über dreiÃig Jahre zuvor mit ihm einsaÃen, alle radikaler als er, hätten einen Platz am Rande der politischen Umbrüche gefunden, wundert er sich zu Beginn der Aufzeichnungen, hätten sich mit dem Schah arrangiert, ihren Widerstand gemäÃigt oder sich ins Privatleben zurückgezogen, arbeiteten im staatlichen Kulturbetrieb, seien im Exil oder zu Renegaten geworden. Nur er, der für seinen Pragmatismus stets kritisiert worden war, nur Khalil Maleki war nach über dreiÃig Jahren in dieses Gebäude zurückgekehrt und teilte die Kost und Kleidung mit einer neuen, jungen Generation politischer Häftlinge, die von ihm ferngehalten wurden und vielleicht gar nichts von ihm wuÃten. Nach seiner Freilassung erhielt er eine Anstellung beim Zentrum für Sozialforschung, die er auf persönliche
Weitere Kostenlose Bücher