Dein Name
der Eminent Persians .
Seine Allmacht auf den Oberschenkeln wie vor ihm so viele andere deutsche Dichter in Rom ihr Notizheft, sitzt die Nummer zehn vor der Tribüne, über die er seit seinem zweiten Dauerlauf in Rom â beim ersten verirrte er sich in EinkaufsstraÃen â berichten möchte. Sie steht im Park der Villa Torlonia, in der früher Mussolini wohnte, achtzig Meter lang, schätzt er, also die Nummer zehn, nicht Mussolini, der ja schon tot ist und in seinem Park nichts mehr zu melden hat, vier Reihen, wie man es manchmal in der Tagesschau bei Militärparaden sieht, jedoch nicht monumental wie in der Sowjetunion, nicht für Julius Cäsar, eher wie in einer Bananenrepublik, da von Moos und kleinen Blümchen bewachsen. Die Nummer zehn muÃte als erstes an den Kölner Rosenmontagszug denken, weil die Tribünen in der Altstadt ungefähr dieselbe Höhe haben, wenn freilich das Maskenspiel nicht aus Stein und Ziegeln ist wie im Park der Villa Torlonia. Er glaubt nicht, daà Mussolini hier Paraden abnahm oder seine Leibwache sich davor aufstellte, denn die Tribüne steht mitten auf der Wiese unter Bäumen, und nur ein schmaler Kieselsteinweg führt in Schlangenlinien vorbei, da müÃte die Truppe schon ordentlich einen getrunken haben. Eher hat er, also Mussolini, sich hier mit vierhundert Ergebenen zum Photo aufgestellt. Allerdings befindet sich in der Mitte, wo eigentlich Mussolinis Platz gewesen wäre, eine Wand mit Säulen, Giebeln, Stuck und Iwanen, die um einen Brunnen herumgebaut wurden, der nicht mehr flieÃt. Dahinter ist eine Art Rahmen in die Mauer gemeiÃelt, ein leerer Rahmen für eine Inschrift oder ein Bild. Das Beste aber und der Grund, weshalb die Nummer zehn im Dauerlauf immer an der Tribüne entlangläuft, obwohl rechts herum die Kurve gröÃer wäre, so daà er den Park nur drei- statt viermal umrunden müÃte, um auf eine halbe Stunde zu kommen, das Beste sind die groÃen Kübel aus Terrakotta, in denen sich die Blumensträucher so geordnet ungleichmäÃig wie Generäle bei einer Militärparade auf der Tribüne blähen, auf den Zentimeter genau im gleichen Abstand und eine Reihe versetzt hinter der anderen. Typischerweise kennt er nicht die Bezeichnung der Pflanzen, einen halben Meter hoch im Durchmesser, kleine Blüten, die im Herbst vergilben. Als habe eine Fee den Hofstaat verwandelt, stehen sie alle da, aber als Blumen, immer noch in Reih und Glied, Mussolini und seine Ergebenen, ringsum kein asphaltierter Paradeplatz mehr und kein Kasernenhof, sondern ein Garten, in dem Menschen spazieren, Frisbee spielen oder joggen wie er, also die Nummer zehn, nicht Mussolini, der bestimmt nicht joggte, weil er dann noch lächerlicher ausgesehen hätte als aufgebläht auf der Tribüne, stehen sie da als Blumen, ohne daà jemand sie noch beachtet, jeder etwas anders, der eine eingeschrumpelt und gekrümmt, bestimmt schon älter, sein Nachbar hochdekoriert und fett geworden, dahinter ein junger Strammer, der seine Frau und zwei Kinder mitgebracht hat, ein besonders schmales und zwei junge Gewächse. Links und rechts neben dem Brunnen stehen zwei Büsten, die eine mit Bart, die andere ohne. Ob sie dem alten Staat vorstanden oder zwei, drei, zehn Staaten davor? Einen Nutzen ziehen sie aus ihrer Sonderstellung auf Säulen nicht, da nichts in den Marmor eingraviert ist, und was nützt einem zweitausend oder sechzig Jahre später die Büste, wenn niemand mehr den Namen und kein einziges Datum kennt. Der Name ist das mindeste, die Voraussetzung, überhaupt erinnert werden zu können. Besser nur der Name als die schönste Büste, sonst kann man gleich zur Blume werden.
So ungewöhnlich und wunderschön ist der Wanderstock, daà er durch die Sitzreihen des Busses gereicht wird, der für die längst asphaltierte Strecke von Isfahan nach Teheran nur noch zehn Stunden braucht. Dafür ruhen sich die Reisenden nicht mehr im Fin-Garten von Kaschan aus, der wirklich herrlicher und viel gröÃer ist als der Park des Tschehel Sotun in Isfahan, wie Mr. Allanson versprach, und haben sie in Ghom keine Zeit, um an Fatimas Grab zu beten. Was für ein erstaunlicher, was für ein kostbarer Stock!, hört der stellvertretende Filialleiter der Nationalbank in Isfahan die Mitreisenden in den anderen Sitzreihen rufen, während er auf die gleiche graue Geröllwüste blickt wie bei
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