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Schulen zu fördern, so daà bis zur Revolution zwei Drittel der Iraner nicht lesen und schreiben konnten. Die Landbevölkerung â Anfang der sechziger Jahre dreiundsiebzig Prozent aller Iraner â sollte dumm und mittellos gehalten werden, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, sich gegen die Verhältnisse aufzulehnen. Die konservative, schahtreue Geistlichkeit tat das Ihre dazu, indem sie die Verhältnisse als Schicksal deklarierte, das Gott so gewollt habe. Vor diesem Hintergrund erklärt sich der Furor, mit dem GroÃvater seine Investitionen aufzählt, die Produktionssteigerung darstellt, die religiösen Führer kritisiert und auf seine Bemühungen verweist, eine Dorfschule zu bauen. Gewià wollte er sich damit von den GroÃgrundbesitzern wie seinem Nachbarn Hadsch Scheich Mehdi Nadjafi absetzen, die sich um ihren Boden nicht kümmerten und keine andere Erwartung hatten, als daà ihr Vogt Jahr für Jahr die gleichen Gewinne auszahlte. Allerdings waren auch die Bauern, die für GroÃvater arbeiteten, genaugenommen keine Pächter, sondern »Anteilsbauern«; sie bestellten das Land nicht auf eigene Rechnung, sondern wurden mit einem geringen Anteil des Rohertrags entschädigt. Entsprechend waren sie für GroÃvater »keine Wirtschaftspartner, sondern Hörige«, wie es in der Zeitschrift für ausländische Landwirtschaft heiÃt: »Der Grundherr ist für die Anteilsbauern der absolute Herr, gegen dessen Willkür sie faktisch keinen Rechtsschutz kennen.« Auf den Aufsatz bin ich durch eine FuÃnote in Bahman Nirumands Klassiker aus den sechziger Jahren aufmerksam geworden, Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder die Entwicklung der Freien Welt , der zu den unmittelbaren Auslösern der Proteste gegen den Schah gehörte und damit mittelbar der Studentenrevolte insgesamt. Ulrike Meinhof hat in ihrem berühmten Brief an den Schah ausführlich daraus zitiert. Ãber vierzig Jahre später liest sich das Traktat immer noch aufregend, weil es wie mit dem Seziermesser argumentiert, mit Zahlen, ökonomischen Analysen und dem Hinweis auf Interessen statt mit Rasse und Mentalität wie zuvor oder mit Kultur und Religion wie heute. Während die westliche Ãffentlichkeit den Schah als Sozialrevolutionär pries, belegt Nirumand, der damals kaum älter als fünfundzwanzig, dreiÃig gewesen sein kann, daà die Zinsen der Kredite, die sie aufnahmen, um Boden zu kaufen, die meisten Bauern in den Ruin trieben und sich ihre Abhängigkeit eher vergröÃerte. Er zeigt auf, daà die eigentlichen NutznieÃer der WeiÃen Revolution die GroÃgrundbesitzer waren, die den fruchtbarsten Anteil ihres Bodens behalten durften und für den Rest mit profitversprechenden Anteilen an staatlichen Konzernen entlohnt wurden. Dadurch führte die Bodenreform direkt zu einer Privatisierung der iranischen Industrie, von der diejenige Schicht profitierte, die ohnehin alle Macht und allen Reichtum besaÃ. »In einem weltweiten Propagandafeldzug lieà der Schah die Kunde von diesem wohltätigen Programm in jeden Winkel der Erde verbreiten. Nichts â auÃer Soraya â hat im Ausland das Bild von Persien so geprägt wie die Bodenreform, mit der angeblich ein gütiger und selbstloser Schah ein ganzes Volk aus jahrhundertewährender Fron befreit. Den westlichen Regierungen kommt diese Trugbild gelegen, und sie fördern es: Euphorie erleichtert die Kollaboration mit Tyrannen. Die Presse, besonders auch die westdeutsche, prostituiert sich bedenkenlos für diese Lüge.« Auch wenn die Verhältnisse nicht mehr existieren, die Nirumand anprangert, ist die kalte Entschlossenheit, die sein Buch durchzieht, wahrscheinlich das einzige Mittel, um auch heutige Verblendungszusammenhänge zu durchbrechen: Daà ausgerechnet eine deutsche Bundeskanzlerin im Zusammenhang mit den Bootsflüchtigen auf dem Mittelmeer dieser Tage von »Flüchtlingsbekämpfung« spricht, ist in ihrem Fall vermutlich Verblendung â daà sich niemand über das Wort aufregt, der Zusammenhang. Die italienische Regierung hat beschlossen, daà kein Flüchtling mehr von Lampedusa aufs Festland kommen darf, bevor sein Asylantrag nicht bewilligt worden ist. Alle anderen â also fast alle â sollen nach Abschluà des Verfahrens in ihre Heimat zurückgeschafft werden. Das wird zur Folge haben, daà die
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