Dein Name
will dein Glück ebenfalls finden, Kindchen, aber jetzt steh auf und schüttle dir erst einmal den Staub ab, was machst du denn für Sachen: Wenn dich jemand hier auf dem Boden liegend sieht, Kindchen. Ich verspreche dir, daà die Männer schon nicht beiÃen werden.â¹ Ich zog das rote Kleid an, das meine Tante mitgebracht hatte, kämmte mir die Haare und begleitete sie zurück zu unserem Haus. Im Salon sah ich zunächst nur fremde ältere Frauen. Wo sind denn die ganzen Freier? fragte ich mich, da trat plötzlich er ins Zimmer oder sprang von seinem Stuhl, ich weià es nicht, ich hatte ihn vorher nicht bemerkt und war um so erschrockener, als er geradewegs auf mich zulief, sich neben mich setzte mit seinem ewigen Lächeln und auch noch meine Hand ergriff. Und was tat er? Zu Stein erstarrt beobachtete ich, wie er einen Ring an meinen Finger steckte. Ich war absolut unfähig, irgend etwas zu sagen oder zu tun, so schockiert war ich. Dann trat Mama zu uns mit einem weiteren Ring in der Hand, den sie an seinen Finger steckte. Alle klatschten, trillerten mit dem Mund und schrien âºHerzlichen Glückwunschâ¹ und âºHoch sollen sie leben, hoch, hoch hochâ¹. Nur ich blieb auf meinem Stuhl sitzen und sagte den ganzen Abend kein Wort, bis er mitsamt den Frauen wieder verschwunden war.«
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Onkel Ahmad griff mir immer an die Eier. Ohne Vorankündigung, ohne vorher etwas anzudeuten, oft noch vor der oder während der BegrüÃung rief er plötzlich dom-borideh , »beschnittener Schwanz«, was haste denn da?, haste überhaupt was?, und griff zwischen meine Beine. Wenn ich die Hände einmal nicht rechtzeitig vors Geschlecht riÃ, drückte er mir die Hoden erbarmungslos zusammen und hatte einen HeidenspaÃ, mich vor Schmerz aufschreien zu hören, wobei ich auf jeden Fall schrie, dâydjun , »Onkelchen«, lassen Sie das!, dâydjun , das tut weh!, dâydjun , Sie werden sich nie ändern. Selbst als ich erwachsen war, hielt er an der Angewohnheit fest und überraschte mich zum Beispiel einmal auf der Fahrt nach Tschamtaghi, indem er während des Gesprächs die rechte Hand blitzartig vom Lenkrad in meinen Schoà führte, dom-borideh , was haste denn da?, haste überhaupt was? Auf dem Rücksitz schrien diesmal auch zwei Cousinen und eine Tante mit, weil der Wagen von der Spur kam, aber da lachte Onkel Ahmad schon wieder polternd und gurrte, daà es ja wie in alten Zeiten sei, wie in alten Zeiten so gut und ich immer noch ohne Schwanz.
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Ahmad Shafizadeh (25. Februar 1927 Isfahan; 14. Januar 2010, ebendort) ( Bildnachweis )
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Onkel Ahmad griff mir nie heimlich an die Eier, im Gegenteil, meine Scham steigerte sein Vergnügen, so daà er keine Hemmungen hatte, die Hand auch auszufahren, wenn wir uns auf der StraÃe trafen oder bei einer Geselligkeit. Noch in den letzten Jahren tat er das, wenngleich er die Eier nicht mehr zu fassen kriegte, weil seine Bewegungen nicht mehr schnell genug waren, so daà es mehr und mehr zum Zitat wurde, weiÃt du noch, dom-borideh , wie du immer aufschriest? Was haste denn da, haste da überhaupt was? Erst bei den letzten zwei Besuchen versuchte er nicht mehr, mir an die Eier zu greifen. Ich vermiÃte es.
Ãberhaupt war Onkel Ahmads Herzlichkeit eher robust. Selbst meine ältere Tochter hat das noch erfahren, weil er auch sie gern in die Wange kniff und bei seinen Küssen beinah ihren Kopf zu verschlingen schien, weshalb sie ihm bei den BegrüÃungen aus dem Weg zu gehen versuchte, was natürlich nicht gelang, weil er sie unbedingt küssen wollte und auf den Kniff in die Wange ebensowenig verzichtete, obwohl ich ihn bat, es doch zu lassen, dâydjun , lassen Sie das!, dâydjun , das tut weh!, dâydjun , Sie werden sich nie ändern, und auch seine Frau mahnte, das Kind nicht zu erschrecken, aber er lächelte nur, als sprächen wir eine Sprache, die er nicht versteht. Wahrscheinlich verstand Onkel Ahmad wirklich nicht, denn meine Tochter mochte ihn ungeachtet seiner Robustheit, wie ihn alle Kinder mochten, saà auf seinem SchoÃ, ging an seiner Hand in den Innenhof zu den Katzen, spielte später mit ihm Backgammon und lieà sich während jeden Aufenthalts mindestens einmal zum Reiten am Lebenspendenden Fluà oder zur Droschkenfahrt auf dem Schah-Platz mitnehmen. Man muÃte nur auf der Hut vor seinen Attacken sein, für gewöhnlich
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