Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
Vom Netzwerk:
die Couch legte. »Ich habe dein Rufen gehört«, sagte er lediglich und ließ sie allein. Gleich darauf kam er mit der Wärmflasche zurück und legte sie ihr unter die Füße. Sie biss die Zähne zusammen gegen die Schmerzen, die der Taubheit folgten. Das Feuer im Kamin loderte hell, seine Wärme strahlte bis zu ihr. Zitternd schloss sie die Augen.

    »Lilli …«
    Sie schreckte auf.
    Ulf saß neben ihr, einen Becher in der Hand. »Komm«, sagte er und half ihr, sich aufzusetzen. »Trink!«
    Es war heißer Tee mit viel Alkohol. Es widerstrebte ihr, davon zu trinken, aber Ulf ließ nicht locker. Sie verzog das Gesicht, als sie schluckte, spürte aber im selben Moment die Wärme durch ihren Körper fließen. Sie trank den Becher leer. Ganz allmählich verebbte ihr Zittern, gleichzeitig stieg ihr der Alkohol zu Kopf und machte sie benommen. Sie legte sich zurück und schloss erneut die Augen. Das Letzte, was sie bemerkte, war Ulf, der ihr das Haar aus dem Gesicht strich, dann war sie auch schon eingeschlafen.
    *
    Als sie aufwachte, war es draußen bereits wieder dunkel. Das Feuer brannte, und vor dem Kamin lag der Hund. Erleichtert lächelte sie.
    Ulf saß am Fenster unter der Stehlampe, die als einzige Lichtquelle den Raum spärlich erhellte, und war in ein Buch vertieft. Er trug eine Lesebrille und sah über den Rand derselben zu ihr, als er merkte, dass sie wach war. Sie wurde sich ihrer Nacktheit unter der Decke bewusst und zog sie unwillkürlich bis ans Kinn, als sie sich verschlafen aufsetzte. Eine Geste, die Ulf zu einem flüchtigen Lächeln verleitete. »Ich habe dich heute nicht das erste Mal nackt gesehen«, bemerkte er amüsiert.
    Caroline räusperte sich verlegen. »Nein, aber …«
    »Ich sollte das vielleicht nicht sagen«, er legte das Buch und die Brille auf dem Fensterbrett ab, stand auf und kam zu ihr herüber. »Aber du siehst nach wie vor sehr gut aus, selbst wenn du halb erfroren bist.«
    Sie spürte, wie sie rot wurde.
    Er setzte sich zu ihr auf die Couch. »Wie geht es dir?«
    »Besser, danke.« Sie senkte beschämt den Kopf. Längst hatte sie begriffen, dass sie mit ihrem unüberlegten Handeln nicht nur sich, sondern auch Ulf in Lebensgefahr gebracht hatte. »Ich habe mich wie ein Idiot benommen.«
    »Das kann man so sagen«, entgegnete er trocken. »Was, bei allen guten Geistern, hat dich geritten, dort hinauszugehen?«
    »Ich wollte ins Dorf«, gestand sie. »Ich … ich war mir sicher, dass alles besser ist als wir beide hier zusammen.« Sie zog die Decke fester um sich. »Aber wenn du nicht gewesen wärst …«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich würde sagen, wir sind quitt, oder?« Vorsichtig berührte er die Platzwunde auf seiner Stirn, wo er den Mullverband inzwischen durch ein Pflaster ersetzt hatte.
    Caroline verzog schmerzlich das Gesicht bei dem Anblick. »Hast du noch Kopfschmerzen?«
    »Nein, alles in Ordnung.«
    Im Kamin brachen die Scheite in einem Funkenregen auseinander. Ulf stand auf und nahm den Schürhaken, um sie zusammenzuschieben. Er hatte eine geschmeidige, kraftvolle Art, sich zu bewegen, und sie fragte sich, ob er immer noch so sportbegeistert war wie früher. Trotz der Drogen und des Alkohols, die ihr Leben zu jener Zeit bestimmt hatten, hatte er regelmäßig Sport getrieben und war ein leidenschaftlicher Schwimmer gewesen. Während der hellen Sommermonate war er morgens oft in aller Frühe zum See hinuntergegangen und hatte dort seine Bahnen gezogen. Danach war er wieder zu ihr ins Bett gekommen, außer Atem, die Haut kalt und glatt vom Wasser, das Haar noch feucht. Sie hatte ihr Gesicht an seine nackte Haut gepresst und hatte den See gerochen, das Gras und den Wald, und lächelnd die Augen geschlossen, wenn er schließlich mit sicherem Griff ihren Körper umfasst und in Besitz genommen hatte und die eindringlichen Berührungen seiner Hände und Lippen ihr den Atem geraubt hatten. Die Erinnerung an jene Sommermorgen war so intensiv, dass sie für einen Moment meinte, die zerdrückten Kissen unter sich zu spüren und das schnelle Pochen seines Herzens zu hören, wenn sie schließlich erschöpft nebeneinandergelegen hatten und die Sonne sich ihren Weg durch das Fenster gesucht hatte. Ein Lächeln stahl sich über ihr Gesicht, während sie beobachtete, wie Ulf vor dem Kamin aufstand, sich kurz reckte und schließlich durch den Raum zu ihr zurückkam.
    »Woran denkst du?«, wollte er wissen, als er sich neben sie setzte.
    »Ich …?« Sie räusperte sich,

Weitere Kostenlose Bücher