Deine Seele in mir /
bedächtig.
»Ja, ich weiß. Sie hat Kristin gegenüber auch so etwas in der Art geäußert. Sie sagte, dass sie sich ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann. Ich weiß, wie sehr Amy dich liebt, Matt. Ihr bekommt ein Kind, und unter anderen Umständen wäre es das Normalste der Welt, wenn ihr nun zusammenziehen und heiraten würdet. Aber …«
Ich wusste, es gibt ein Aber. Enttäuscht neige ich den Kopf und schließe meine Augen in Erwartung der kommenden Worte. Tom wird das Argument der Vormundschaft bringen, gegen das ich völlig machtlos bin. Streng genommen könnten Kristin und er sich sogar gegen das Baby entscheiden – sogar das wäre bei Amys momentanem Zustand wahrscheinlich rechtmäßig. Doch so weit möchte ich gar nicht denken … Ich komme auch nicht dazu.
»Matt, weißt du wirklich, was du dir da aufbürden willst? Sie ist ein Rund-um-die-Uhr-Pflegefall, so wie sie dort oben gerade liegt. Und dann … so Gott will, bekommt ihr auch noch ein Baby. Ich bewundere deinen Mut und deine offensichtlich bedingungslose Liebe zu Amy, aber wie, um alles in der Welt, willst du das denn bewerkstelligen? Ein Baby allein ist schon ein Fulltimejob. Und dann noch Amy. Du musst doch auch weiterhin Geld verdienen.«
Ich traue meinen Ohren kaum. Dieser Mann würde mir wirklich seine Tochter anvertrauen. Er macht sich lediglich Gedanken darüber, ob
ich
mir das Leben verbaue?
Mein Herz macht einen Riesensprung in meiner Brust. Sein fast schon schmerzhaft starkes Pochen erinnert mich nach einer gefühlten Ewigkeit zum ersten Mal wieder daran, wirklich lebendig zu sein. Und plötzlich kehrt auch der Stolz in mir zurück.
»Ich schaffe das, Tom! Glaub mir, irgendwie schaffe ich das. Ich weiß noch nicht wie, und ich werde sicher ab und zu eure Hilfe brauchen, aber … Dieses Baby ist
unser
Baby – und Amy gehört zu mir, seitdem ich denken kann. Ich werde das schaffen!«
Tom scheint gerührt zu sein. Sein Kinn zittert leicht, und er presst die Lippen fest aufeinander. Dann tätschelt er kurz mein Knie.
»Also los, erzähl mir was zu diesem Haus. Nichts gegen eure Malkünste, aber mehr als diese Zeichnungen könnten mir eure Vorstellungen helfen. Weißt du überhaupt schon, wo du bauen willst? Hier oben am See stehen ein, zwei Häuser, da könnte man wahrscheinlich einen Bauplatz bekommen.«
Ich erzähle Tom von dem großen Grundstück, das noch immer zum Verkauf steht. »Als ich eben zurückfuhr, bin ich zuerst am See gewesen. Das Zu-verkaufen-Schild ist nach wie vor da.«
Tom nickt. »Das wäre nicht schlecht. Bis zum See läuft man nur etwa eine Viertelstunde. Da könnten wir euch gut unter die Arme greifen, wenn ihr unsere Hilfe braucht.«
Schon steht er auf und zieht einen langen Bogen Pergamentpapier von der Rolle, die unter der Tischplatte befestigt ist. Sorgfältig breitet er das Papier aus und beschwert die Ecken. Dann bewaffnet er sich mit Bleistift und Lineal.
»Sag mal, Matt, wie viel darf das Ganze denn kosten? Ich muss schließlich planen können.«
Ja, das ist wohl wahr. Ich nenne ihm die Summe, die ich bisher gespart habe. Erstaunt blickt er über den Rand seiner Brille hinweg zu mir. »Und dieses Geld hast du?«
»Ja! Es ist ein Teil des Erbes meiner Eltern – und dann natürlich alles, was ich mir selbst erarbeitet habe. Ich wollte keine Schulden machen, aber ich denke, es fehlen noch ein paar Tausender, nicht wahr?«
»Nein!«, erwidert Tom prompt. »Wenn du dieses Geld wirklich hast, dann brauchst du nichts mehr aufnehmen.«
Mein verdutztes Gesicht erfreut ihn. »Hey! Du vergisst, dass du dir die Kosten für den Architekten sparst, Junge. Außerdem arbeite ich seit Jahrzehnten schon mit denselben Firmen zusammen, bei denen ich immer wieder für neue Aufträge sorge. Es ist an der Zeit, dass die mal was für
mich
tun.«
Ich bin überwältigt, und als Tom sorgfältig mit seinem Bleistift die ersten Linien auf das dünne Papier zeichnet, bildet sich ein schwerer Kloß in meinem Hals.
»Tom?« Ich muss mich erst räuspern, als er zu mir aufblickt und darauf wartet, dass ich weiterspreche . »Danke!«
Mehr bringe ich nicht hervor, doch sein weicher Blick zeigt mir, dass er verstanden hat. Innerlich bedanke ich mich auch noch einmal bei meiner Mutter für ihren Ratschlag.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, Tom unser Haus zu beschreiben. Er macht sich einige Notizen und erzählt mir, worauf wir achten müssen. Ich bekomme einen Gratisvortrag über die unterschiedlichen Holzarten,
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