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Deine Spuren im Sand

Deine Spuren im Sand

Titel: Deine Spuren im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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winkte ab. »Keiner kann mir vorwerfen, nichts aus meinem Talent gemacht zu haben. Aber jetzt ist Schluss! In ein paar Jahren wird niemand mehr von Emily Funke reden. Dann bin ich endlich frei.«
    »Und du meinst, das kannst du aushalten?«
    Ich lauschte kurz nach draußen, wo die Nacht wisperte, fauchte und pfiff. »Berno hat oft gesagt, mein Leben wäre meine Karriere und meine Karriere wäre mein Leben.«
    »Berno«, wiederholte Maik langsam und nachdenklich, stopfte sich ein weiteres Kissen in den Rücken und zog mich so fest an sich, dass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. »Die Zeitungen haben noch vor ein paar Monaten geschrieben, du hättest endlich deinen Mister Right gefunden.«
    »Dachte ich auch.« Schon begann meine Stimme zu schwanken, noch immer tat die Enttäuschung weh wie eine frische Wunde. »Ich habe ihm geglaubt, dass er mich liebt. Und ich habe ihm vertraut. Aber dann … dann kam die Close up raus, die voll von unseren privaten Fotos war. Fotos, die Berno von mir gemacht hatte, als ich mit ihm allein war. Halbnackt, unfrisiert, ungeschminkt. Und unsere Urlaubsadresse hat er auch ausgeplaudert. Er hat mich verraten für eine gute Story! Sein Chefredakteur war ihm wichtiger als ich.«
    »Wie hat er dir das erklärt?«
    »Gar nicht!« Nun schwankte meine Stimme nicht mehr, und die Tränen, die in meiner Kehle saßen, hatte ich heruntergeschluckt. »Er hat einfach alles abgestritten. Angeblich hatte er keine Ahnung, wie jemand an die Fotos gekommen war. Er hatte alle auf dem PC gespeichert. Niemand kannte sein Passwort! Und trotzdem hat sich jemand an seiner Festplatte bedient!« Ich löste mich von Maik und tippte mir an die Stirn. »Und das sollte ich glauben?«
    Ich wartete auf Maiks empörtes Kopfschütteln, aber es blieb aus. Maik sah nachdenklich an die gegenüberliegende Wand. Ich versuchte, den Platz in seinem Arm, an seiner Halsbeuge, seiner Schulter zurückzuerobern, aber ich fand ihn nicht wieder. Es fühlte sich anders an, nachdem ich seine Nähe einmal verlassen hatte. »Bei dir kann ich sicher sein, dass du mich meinst und nicht meine Karriere. Du hast mich schon geliebt, als ich noch völlig unbekannt war.«
    »Es sind so viele Jahre vergangen … », murmelte Maik.
    Dann löschte er das Licht, als wollte er das Gespräch damit beenden. Aber seine Körperhaltung veränderte er nicht. Er blieb sitzen, machte keine Anstalten, sich auf die Seite zu drehen und das Kissen zu umarmen, wie er es früher getan hatte, ehe er einschlief.
    Wir starrten gemeinsam durchs Fenster in den Nachthimmel, über den die Wolken hetzten. Maik griff nach meiner Hand und hielt sie so fest, als hätte er vor irgendwas Angst. Und ich ließ sie ihm, als könnte ich ihm Mut machen.
    Ein Wolkenschleier zerriss direkt vor dem Mond, irgendwo wurde ein Auto gestartet, in der Ferne kläffte ein Hund, ein Zweig wurde vom Wind an die Dachrinne geschlagen!
    »Maik«, fragte ich vorsichtig, »weißt du, wer das Grab meiner Eltern pflegt?«
    Aber Maik kam nicht dazu, mir zu antworten. Denn in diesem Moment hörten wir das Geräusch …
    Berno riskierte sein Leben! »Für Emily«, murmelte er vor sich hin. Für sie war ihm kein Opfer zu groß. Und wenn es das eigene Leben war, das er hingeben musste!
    Er griff zum Balkongeländer, atmete tief ein und aus, sah mit wehem Blick in die nächtliche Ferne und versuchte sich einzureden, dass er keine Höhenangst hatte. Einem Mann wie ihm kam es auf zwei, drei Meter mehr oder weniger nicht an, wenn er für die Frau seines Lebens zum Held wurde.
    Trotzdem sah er vorsichtshalber starr geradeaus und vermied jeden Blick nach unten. Und als er ein Bein über das Geländer hob und bäuchlings auf der oberen Kante zu liegen kam, schloss er sogar die Augen, während sein rechter Fuß außerhalb des Balkons einen Halt suchte, den der linke auf der Innenseite nur ungern aufgab. Schließlich stand er außerhalb des Gitters, klammerte sich fest und spürte, dass er sich beeilen musste. Er zitterte so sehr, dass er Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vorsichtig ging er in die Knie. Seine Hände glitten mit einem rauen Schaben an den Gitterstäben herab, Flocken des letzten Anstrichs lösten sich unter seinen Händen und rieselten auf seine Schuhe.
    Dann war der Moment da. Er musste die Füße von der Balkonkante lösen. Ein dramatischer Entschluss! Berno wusste, sobald er ihn getroffen hatte, gab es kein Zurück mehr. Wenn er erst am Balkongitter hing, wies sein Leben nur

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