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Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Titel: Deine Stimme in meinem Kopf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deuticke
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meine verklebten Lider. Ein intravenöser Schlauch führt von meinem Arm zu einem Tropf. Ich bin in einem Bett, Mum sitzt auf einem Stuhl, und es ist noch jemand da, eine Sitzwache, wie bei Selbstmordkandidaten üblich. Ist es die Haitianerin oder die betrunkene Nonne, die in den ersten Stunden bei mir saß?
    E-Mail von Mum an Dad:
    Betreff: Dies und das
    Es ist Mitternacht hier, und ich habe gerade mehrere Stunden lang geputzt, damit ich wenigstens Luft bekomme. Alles wie gehabt.
    Im Moment wissen sie noch nicht, was sie mit Emma machen sollen. Morgen Vormittag wird sich der Psychologe des St Vincent’s mit Emma unterhalten. Kann sein, dass sie sie noch hierbehalten möchten, aber ich denke, ich werde versuchen, sie mitzunehmen. Ich weiß nicht, was es kostet, aber das werde ich morgen früh bestimmt erfahren. Sie kennen sie ja nicht und werden sich auf ihre Vorschriften berufen, aber das behagt mir ganz und gar nicht. Ich bin dafür, dass sie von ihrem eigenen Therapeuten betreut wird und von dem Pharmakologen, von dem sie die Medikamente bekam, die ihr während der letzten achtzehn Monate ganz gut geholfen haben. Wir sollten herausfinden, wie es dazu kommen konnte. Im Laufe des morgigen Tages werde ich mehr erfahren.
    Sie sagt, sie müsse unbedingt weiterarbeiten. Körperlich geht es ihr ganz gut.
    Es wäre gut, wenn du schon mal mit der
AMEX
-Versicherung sprichst – vielleicht kommen wir damit durch, wenn wir sagen, es sei ein psychiatrischer Unfall gewesen, und wir sie wieder nach England holen. Eine weitere Behandlung hier in den
USA
werden sie garantiert nicht bezahlen.
    Und vergiss bitte nicht, den Müll rauszustellen und alles einzufrieren, was du nicht aufbrauchst. Ich werde vermutlich bis Sonntag bleiben und dann mit Emma zusammen den Flug nehmen, den du gebucht hast.
    Ich habe meine Ohrstöpsel vergessen.
    Alles Liebe von mir und auch von Emma
    Während ich noch im Krankenhaus liege, geht die freundlose Karen mit Mum zum Abendessen ins Pink Tea Cup. Ich weiß, dass Karen sich gern nützlich macht. Sie ist jemand, der Feuer liebt und mithilft, es zu löschen.
    Mai 2008
    Euer Vater/Ihr Ehemann half mir, clean zu werden. Er war ein herzensguter Mann. Es tut mir so leid ...
    D (NEW YORK, NY)

6. Kapitel
    In den ersten Tagen nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus bin ich total klar im Kopf. Ich bin gut drauf und freue mich meines Lebens. Nicht aus Dankbarkeit. Ich habe einfach nur mit Erfolg eine andere Stimmung angeknipst. Für kurze Zeit.
    SB und Teeter bleiben mir treu. Doch der Selbstmordversuch kostet mich einige Freunde.
    »Das ist verständlich«, erklärt mir Dr. R. »Sie haben Angst. Was Sie getan haben, macht anderen Angst.«
    Ich verstehe nicht, warum ich von Partys ausgeladen werde. Ich sehe da keinen Zusammenhang.
    Nach so etwas kann man nicht einfach in sein Leben zurückfallen wie jemand, der mit Monokel und Zylinder unter der Tür steht und sagt: »Hallo Leute! Ich bin nach meinem missglückten Selbstmordversuch zufällig gerade in der Gegend und wollte kurz auf einen Cocktail vorbeischauen!«
    »Überrascht es Sie, dass manche Leute Ihnen aus dem Weg gehen?«, fragt mich Dr. R.
    »Ich glaube, sie sind nur neidisch. Bestimmt haben sie auch schon daran gedacht. Aber ich habe es getan!«
    »Na ja, es ist nicht direkt eine Heldentat.«
    »Stimmt, ich habe ja auch versagt.«
    Dann gibt es Leute, die den Suizidversuch benutzen, um meine Nähe zu suchen, exzentrische Einzelgänger, die vom Rande ihres Abgrunds aus in deinen schielen. Karen zum Beispiel ruft ständig an.
    Dr. R will mich nach Connecticut ins Silver Hill schicken, ein psychiatrisches Reha-Zentrum. Doch da ich zu den 44 Millionen Amerikanern ohne Krankenversicherung gehöre, kann ich die dreißig Riesen nicht aufbringen. Wenn ich bei dem Therapiegespräch im Krankenhaus als Gefahr für mich selbst eingestuft werde, werden sie mich ohnehin einweisen und ich kann sehen, wie ich die dreißig Riesen zusammenbringe, oder es mit einer Klage versuchen. Mum und ich beschließen, dass ich mit nach London fliege, aber eigentlich habe ich keine Wahl, der englische staatliche Gesundheitsdienst ist die einzige Option.
    Wäre das nicht ein guter Werbespruch für das britische nationale Tourismusministerium: »England: Wenn Sie keine andere Wahl haben.«
    Mum fliegt schon mal voraus, um herauszufinden, was für eine Behandlung im Land von »Oh, zieh endlich deine Strümpfe hoch!« für mich möglich ist.
    Nur mit Handgepäck komme ich am

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