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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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»Ja.«
    »Eigentlich bist du nicht scharf darauf, die beiden zu sehen.«
    Wie machte er das? »Nicht wirklich.«
    »Also lass mich das übernehmen.«
    »Okay.« Er stieg aus, die Tür schlug zu. Sie sah, wie er klingelte und das Auge der Videokamera sich auf ihn richtete. Der Graupelschauer wurde stärker. Tino schlug den Kragen des Sakkos hoch und steckte die Hände in die Taschen, während er die Schultern nach vorne zog und in die Gegensprechanlage sprach. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück. Er setzte sich hinters Steuer und rieb sich die kalten Hände. Eiskügelchen schmolzen in seinem Haar. »Kathi kommt gleich. Dein Schwiegervater bringt sie zum Tor. Ich werde sie in Empfang nehmen. Dich will er nicht sehen.«
    Kurz darauf erschien Rüdiger mit Kathi. Tino stieg aus und ging ihr entgegen. Die blonden Locken quollen unter der pinkfarbenen Mütze hervor. Die Steppjacke war neu und ebenfalls pink. Sicher hatte Hannelore sie gekauft. Die Pinkification ihrer Tochter war in vollem Gang. Ein weiterer Grund, sie aus den Klauen ihrer Oma zu befreien. Kathi sollte ein selbständig denkender Mensch werden und kein Püppchen, das hohlen Vorbildern nacheiferte.
    Der Widerstand war geringer als beim letzten Mal, als Kirsten Kathi aus dem Internat geholt hatte. Der Mund verzog sich zu einem trotzigen Flunsch. Widerwillig schritt sie durch das Tor, das Rüdiger öffnete, rannte zurück und umarmte ihn und ging dann zu Tino. Ein paar zornige Tränen glänzten in ihren Augen. Die Tür wurde geöffnet. Kathi setzte sich auf die Rückbank. »Hi, Mam. Lässt du jetzt jedes Mal die Bullen anrücken, wenn ich nicht gleich nach der Schule heimkomme?« Sie warf den Rucksack mit den Schulsachen in den Fußraum. »Darfst du das überhaupt? Ich meine, deinen Privatkrieg bezahlen die Steuerzahler. Ist das nicht Untreue oder so?«
    Kirsten musste widerwillig lächeln. Ihre Tochter war nur äußerlich pink. Gott sei Dank. »Mach dir keine Sorgen um mich. Dieser Einsatz ist korrekt gelaufen. Ich hätte allerdings auch eine Streife vorbeischicken können.«
    »Ach, soll ich jetzt noch danke schön sagen?«
    Tino startete den Wagen und fuhr los. »Ich könnte jetzt einen Espresso vertragen. Sollen wir in Anzing beim Café halten?«
    Sicher eine gute Idee, um die Situation ein wenig zu entspannen. Zehn Minuten später saßen sie in einer Bauernstube mit Kachelofen und Trockenblumensträußen. Kathi bestellte trotzig einen Milchkaffee. Kirsten wollte schon widersprechen. Wenn überhaupt Kaffee, dann nur koffeinfreien. Sie ließ es bleiben. Einen kleinen Sieg musste sie ihr gönnen.
    »Bei mir in der Klasse ist ein Mädchen, das wohnt im Heim. Freiwillig. Ihre Eltern sind nämlich das Letzte. Morgen gehe ich zum Jugendamt und beantrage das auch.« Triumphierend sah Kathi hoch.
    »Warum?«, fragte Tino. »Denkst du, deine Mutter ist auch das Letzte ?«
    »Sie ist eine Mörderin. Das wissen Sie doch. Sie stecken ja alle unter einer Decke. Bei euch hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus.«
    Kirsten atmete durch. Das war O-Ton Rüdiger. Tino warf ihr einen Blick zu. Lass mich das machen.
    Er beugte sich zu Kathi. »Weißt du, die Sache ist im Grunde ganz einfach. Entweder vertraust du jemandem, in diesem Fall also deiner Mutter oder deinen Großeltern, oder du bildest dir selbst eine Meinung, aufgrund von Fakten. Der Nachteil mit dem Vertrauen ist der, dass man sich nicht sicher sein kann, angelogen, manipuliert oder benutzt zu werden.«
    Die Bedienung brachte die Getränke. Kathi stocherte mit dem Löffel im Milchschaum. »Sie meinen, wenn ich will, kann ich mir die Akten ansehen?«
    So wie Kathi das sagte, wusste Kirsten plötzlich, dass sie darüber mit Rüdiger und Hannelore gesprochen hatte und dass die beiden ihr das gründlich ausgeredet hatten. Allerdings waren ihre Gründe ganz andere als Kirstens.
    »Jederzeit«, sagte Tino. »Wenn du so weit bist, kommst du einfach zu mir.«
    Kirsten wollte widersprechen, doch sie erkannte gerade noch rechtzeitig, dass sie im selben Moment verloren hätte. Ihre Intervention würde Hannelore und Rüdiger in die Hände spielen. Kathi würde glauben, dass es etwas zu vertuschen gab. Sie konnte doch nicht einer Dreizehnjährigen diese Bilder zeigen!
    Kathi löffelte Milchschaum. »Okay. Mache ich. Wenn ich so weit bin. Muss ja nicht gleich heute sein.«

67
    In der Nacht hatte es den ersten Frost gegeben. Als Dühnfort den kurzen Umweg über den Friedhof machte, waren Efeu und Gräser mit Raureif

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