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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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überzogen. Hauchdünne Eisschichten bedeckten die Pfützen. Im grauen Dunst zeichnete sich die Sonne als milchige Scheibe ab. Vielleicht bezwang sie den Hochnebel und es wurde ein schöner Tag.
    Eine der Krähen, die in den Ulmen auf dem Friedhof ihre Nester hatten, landete auf einem Grabstein. Ihre Krallen scharrten kurz über den Granit. Wissend sah sie zu ihm hinüber, wie der leibhaftige Tod im schwarzen Federkleid.
    Gestern Abend hatte seine Mutter angerufen und gefragt, ob sie vorbeikommen könnte. Sie hatte niedergeschlagen geklungen. Die für sie so typische Leichtigkeit war wie weggewischt. Normalerweise klang sie stets so, als sei das Leben ein einziger großer Spaß und nicht sonderlich ernst zu nehmen. Auf diese Art gelang es ihr in der Regel, Probleme auszublenden oder einfach zu übergehen. Die meisten lösten sich ihrer Meinung nach sowieso von allein. Doch seit gestern war alles anders. Während sie bei ihm und Gina am Küchentisch gesessen hatte und in den Spaghetti Puttanesca stocherte, meinte sie, dass sie wohl länger in München bleiben würden. »Georges hat Krebs. Er soll schon morgen operiert werden, und danach geht die Behandlung mit Bestrahlungen weiter. Sie haben ihn gleich dabehalten.« Mit beiden Händen hatte sie das Glas umfasst und aufgesehen. »Ich habe Angst.«
    Seine Mutter hatte Angst, und ihm waren nur hohle Sprüche eingefallen. Man muss abwarten. Vielleicht ist es nicht so schlimm. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich doch in den letzten Jahren sehr verbessert.
    Die Krähe flog auf. Zwei Mitarbeiter des Friedhofs erschienen. Laubbläser in der Hand. Ein Knopfdruck, und ohrenbetäubender Lärm zerriss die morgendliche Stille.
    Von Anjela fehlte jede Spur. Hatten die Kollegen gepennt, oder hatte sie Freunde, die ihr halfen? Ihr Phantombild kannte mittlerweile hoffentlich jeder Polizist in Deutschland. Die Fahndung lief, ebenso die nach Friebe. Über die Kontaktdaten in seinem Handy hatten sie bisher keine Spur von ihm gefunden. Aus dem Browserverlauf seines PC war allerdings ersichtlich, dass er Zugverbindungen nach Hamburg und Bremen herausgesucht hatte. Vermutlich eine Finte, genauso wie das weggeworfene Handy. Denn sein Auto stand nicht auf dem gemieteten Stellplatz in der Tiefgarage. Vielleicht fand sich in der Wohnung ein Hinweis auf seinen Aufenthaltsort. Dühnfort wollte dort nachsehen.
    Am Ausgang Stephansplatz verließ er den Friedhof und entfernte zehn Minuten später das Siegel an der Tür zu Friebes Wohnung. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Systematisch durchsuchte er die Wohnung nach Adressen, Briefen und Postkarten. Er fand nichts, was seine Aufmerksamkeit erregte. Bis er schließlich im Flurschrank eine Schachtel voller Fotos entdeckte. Er nahm sie mit in die Küche, den einzigen hellen Raum, und sah sie durch.
    Die ältesten Bilder stammten aus Friebes Kindheit. Fotos mit Vater und Mutter. Weshalb war er wohl bei der Oma aufgewachsen? Urlaubsaufnahmen. Meer, Gebirge, mittelalterliche Städtchen. Ein reetgedecktes Haus. Das musste auf einer der Nord- oder Ostfriesischen Inseln sein. Fotos vom ersten Auto und den Kumpels. Ferien in der Toskana. Wieder tauchte das mit Reet gedeckte Haus auf. Friebe stand mit seiner Freundin davor. Später mit einer anderen. Wo war das? Er suchte weitere Aufnahmen des Ortes und entdeckte auf einer im Hintergrund einen Kirchturm. Er kannte ihn. Es war die Rakete. So nannten die Juister den Glockenturm ihrer evangelischen Kirche. Juist und das Haus schienen eine gewisse Rolle in Friebes Leben zu spielen. Versteckte er sich ausgerechnet auf einer Insel? So gesehen würde die Suche nach den Zugverbindungen Sinn machen.
    Dühnfort rief die Auskunft an und ließ sich mit der Polizeistation Juist verbinden. Ein Kollege namens Hansen meldete sich. Dühnfort bat ihn, sich mit seinen Leuten nach Friebe umzusehen, und beschrieb das Haus. Es war keiner der typischen Klinkerbauten, sondern weiß verputzt. »Es muss im Ort sein, man sieht im Hintergrund die Rakete.«
    »Kann eigentlich nur das Gästehaus von Gunda sein. Ist der Kerl gefährlich?«
    »Wir suchen ihn wegen Mordes. Sein Foto sollte vorliegen. Ging mit der Fahndung raus.« Dühnfort verabschiedete sich. Eigentlich glaubte er nicht, dass Friebe ausgerechnet auf eine Insel geflüchtet war, die man nur mit Fähre oder Flugzeug erreichen konnte. Von dort schnell oder unauffällig zu verschwinden war unmöglich. Doch es war den Versuch

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