Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
dokumentiere, was schiefläuft. Das ist kein Verbrechen. Die Mails waren echt nur ein Scherz.«
Ein Scherz. Na prima.
»Ich habe wirklich niemanden umgebracht.« Friebe zog die Unterlippe unter die Schneidezähne. Einen Augenblick kaute er darauf herum. »Die Aufnahme von Emily habe ich während des Einsatzes gemacht. Da war sie schon seit Stunden tot. Das wissen Sie doch. Erinnern Sie sich denn nicht? Wir sind uns im Treppenhaus begegnet. Sie rauf, wir runter. Der Mücke, der Schmidt und ich. Wir waren den ganzen Tag gemeinsam im Einsatz. Ich kann sie gar nicht umgebracht haben.«
»Warum haben Sie mir diese Mail geschickt? Und weshalb auch an die Zeitungen?«
Friebe senkte den Blick und zupfte wieder an dem rot entzündeten Fitzelchen Nagelhaut. »Das ist doch ganz leicht zu verstehen. Wie mit den Alten umgegangen wird, das interessiert keinen. Meistens nicht mal die Angehörigen. Die Leute müssten hingucken, damit sich endlich was ändert. Aber keiner guckt. Es muss Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt werden. Doch den gibt es nicht. Denn dafür braucht man Öffentlichkeit. Mit Emilys Foto hatte ich plötzlich eine Möglichkeit, die zu bekommen. Das Bild war einfach sensationell. Ein Aufmacher, ein Hingucker. Ich weiß nicht, wie Sie auf die Idee kommen, ich wäre ein Mörder. Das habe ich in den Mails nicht behauptet. Der barmherzige Samariter war kein Mörder.«
»Die Mails konnte man durchaus so verstehen. Und Sie haben Forderungen gestellt.«
»Aber das heißt doch nicht, dass ich sie umgebracht habe. Als dann diese dämliche Tussi vom Münchner Blick aus mir einen Serienmörder machen wollte, ist mir der Arsch auf Grundeis gegangen. Die Geister, die ich rief und so. Sie verstehen schon. Plötzlich gab es noch einen Toten und dann noch zwei, und alle dachten, ich wäre das. Das war ein Albtraum. Da bin ich abgehauen. Ich musste nachdenken, wie ich das geregelt kriege.«
»Und das sollen wir glauben?«
»Natürlich. Das müssen Sie. Das ist die Wahrheit.«
Kirsten lachte. »Wir müssen gar nichts.« Sie strich die Haare zurück. »Sie waren also nie im Haus von Heinrich Brettschneider?«
»Nein. Ich kenne den auch gar nicht.«
»Und Ernst Kubisch?«
»Kenne ich nicht. War also nie in seiner Wohnung.«
»Wie erklären Sie uns dann, dass wir Ihren genetischen Fingerabdruck an allen drei Tatorten gefunden haben?«
»Was? Das gibt es nicht.« Mit einem Schlag wich alle Farbe aus Friebes Gesicht. »Ich war da nicht. Die in Ihrem Labor müssen gepfuscht haben.«
»Ausgeschlossen.« Kirsten lehnte sich zurück.
»Herr Friebe, ich würde Ihnen raten, sich doch von einem Anwalt beraten zu lassen. Sie dürfen ein Telefonat führen.«
Friebe gab das nervöse Gezupple auf und starrte auf den Boden. Sein Kiefer mahlte. Plötzlich schnellte der Kopf hoch. »Rufen Sie den Mücke an. Der kann es Ihnen bestätigen. Als der Messie ermordet wurde, hatte ich Dienst.«
Dühnfort suchte Friebes Blick. Wieder wich er aus. »Die Dienstpläne liegen uns vor. An diesem Abend hatten Sie frei.«
»Laut Plan schon. Aber ich bin für die Kruse eingesprungen. Die war krank. Die können Sie auch fragen. Ich war bis Mitternacht mit dem Mücke im Einsatz. Echt jetzt. Fragen Sie ihn.«
70
Sie hatte darüber geschlafen, die Gedanken hin und her gewälzt. Doch sie scheute die Konfrontation und den Streit, der unausweichlich schien. Die losen Fäden, die die Familie noch zusammengehalten hatten, waren gekappt. Franzi und Paps tot. Klaus und die Kinder wollten nichts mit ihr zu tun haben. In ihren Augen sollte sie tot sein und nicht Franzi. Hannes hatte eine böse Mail geschrieben und einen Kübel Hass über ihr ausgeschüttet, weil sie ihn bei der Polizei denunziert hatte.
Dein hinterhältiger Racheplan ist nicht aufgegangen. Gott sei Dank haben wir ein intaktes Rechtssystem. Was ist nur aus dir geworden? Eine boshafte, verbitterte und von Neid zerfressene Person. Du tust mir beinahe leid. Und es tut mir längst nicht mehr leid, dass du die Kreditverträge mit unterschrieben hast. Beinahe zwanzig Jahre lang habe ich dir ein schönes Leben finanziert, da ist es nur fair, wenn du nun einen Teil zurückgibst und nicht wieder auf Kosten anderer lebst, auf Kosten deines Vaters.
Es hatte eine Weile gedauert, bis sie verstanden hatte, dass er das Erbe meinte, das nun ihm zugutekam. Sie hatte nicht auf seine Kosten gelebt! Hannes tat so, als hätte sie nie eigenes Geld verdient. Musste sie ihm das wirklich erklären?
Der
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