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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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dämlich gewesen!
    Ein älterer Mann mit Hund ging vorbei. Eine Frau in Joggingklamotten kam den Gehweg entlanggelaufen und bog in die Seitenstraße ein. Die Zeit verstrich. Tick, tack, tick, tack. Anjela trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die sie im Stehcafé gekauft hatte, und wartete. Sie drängte die aufsteigenden Bilder zurück. Die violett unterlaufenen Male an Olias Hals. Der verwunderte Blick ihrer gebrochenen Augen. Sergej, der ihr rechts und links eine reinhaute, bis sie endlich aufhörte zu schreien, der sie an den Haaren packte und von Olias Leiche wegzerrte. All diese Bilder wies sie von sich. Sie hatte nur eine Sekunde, nur eine einzige Chance, um diesen elenden Hund zu erwischen. Er sollte krepieren. Sie durfte es nicht versauen. Sie musste ruhig bleiben. Ganz ruhig.
    Kurz vor zwölf kam Boris heraus. Er stieg in den Hummer und fuhr davon. Anjela machte sich bereit.
    Es dauerte noch acht Minuten, dann erschien Sergej auf der Bildfläche. Schicker Anzug. Weißes Hemd, oberster Knopf offen. Hipsterbärtchen. Das Haar an den Seiten rasiert. Im Ohrläppchen funkelte ein Diamant. Anjela wurde ganz ruhig. Für dich, Olia! Sie schob das Messer in die Jackentasche und stieg aus. Die Hände in den Taschen der Lederjacke vergraben, ging sie auf Sergej zu. Er bemerkte sie, sein Blick wollte schon weiterwandern. Türkische Putzfrau, nicht beachtenswert. Doch sie lächelte ihn an. Er stutzte und grinste.
    Ein Wagen wurde eingeparkt. Achtzig Meter entfernt. Eine Frau stieg aus. Sicher fünfzig. Keine Gefahr. Sie würde sich nicht einmischen.
    Lächelnd breitete Sergej die Arme aus, während sie die Straße überquerte. Ihre Hand umklammerte den Griff des Messers. »Anjela. Mädchen. Schön, dich zu sehen.« Das Lächeln erreichte seine Augen nicht. Sie senkte den Blick, sonst würde sie sich verraten. Kalter Hass strömte durch ihre Adern. Sie spürte ihren Atem. Ein, aus. Tick, tack.
    Er neigte den Kopf wie ein liebevoller Vater, der seinem Kind verzeiht. »Ich wusste ja, dass du nicht ewig fortbleibst. Komm in meine Arme.«
    In einer einzigen fließenden Bewegung riss sie das Messer hervor und beschrieb damit einen weiten Bogen. Die Klinge erreichte ihr Ziel, glitt durch weiches Fleisch und die dicht darunter verlaufende Halsschlagader. Blut schoss hervor wie aus einem geborstenen Hydranten. Eine rote Fontäne. Anjela sprang zur Seite. Sergej starrte sie an, ungläubig, dann griff er sich mit beiden Händen an den Hals. Zwischen seinen Fingern quoll pulsierend Blut hervor, während er auf die Knie fiel wie ein todgeweihter Stier.

69
    Vor acht Uhr abends konnten die Kollegen aus Juist mit Friebe nicht hier sein. Buchholz kam mit der DNA -Analyse nicht weiter. Inzwischen war es kurz vor eins. Zeit für ein Mittagessen. Seine Mutter fiel ihm ein. Georges wurde zurzeit operiert. Im Krankenhaus war Handyverbot. Dühnfort konnte sie also nicht erreichen und fuhr kurz entschlossen hin.
    Bei einem Italiener in der Inneren Wiener Straße kaufte er Tramezzini und Wasser und parkte wenig später vor dem Klinikum rechts der Isar. Er fragte sich durch und fand Rita auf einer Bank vor dem OP . Den Kopf hatte sie an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen. Er setzte sich neben sie und beobachtete sie eine Weile. Sie wirkte völlig in sich gekehrt. Vorsichtig berührte er ihre Hand. Sie war kühl, die Haut rau und schimmernd wie Birkenrinde. Sie drückte seine Hand, ohne die Augen zu öffnen. »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Wollen wir nicht ein wenig an die frische Luft gehen?«
    Sie gab sich einen Ruck. »Gute Idee. Ob ich hier sitze oder nicht, macht ja eigentlich keinen Unterschied.« Im Klinikgarten aßen sie die Tramezzini und tranken Wasser. Kurz vor zwei verabschiedeten sie sich. Rita umarmte ihn. »Ein Leben lang denkt man, das Alter wäre noch weit weg. Und ehe man sich’s versieht, steckt man in einem alten Körper und fühlt sich dabei noch so jung. Und ich weiß nicht, ob ich mir wirklich wünschen würde, dass beides nicht so asynchron verläuft. Es könnte ja passieren, dass ich mich plötzlich so alt fühle, wie ich bin. Gott bewahre!« Etwas von ihrer Leichtigkeit war zurückgekehrt, und das stimmte Dühnfort froh. »Magst du heute Abend zu uns kommen?«
    »Ich habe Leinwand und Farben bestellt. Ich muss mir das von der Seele malen.«
    Er fuhr zurück ins Büro. Dort erwartete ihn Buchholz. Gute Nachrichten überbrachte er gerne selbst. Der Laser war also repariert. »Willst du mal sehen?« Ohne

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