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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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funktionierte? Sie konnte das nicht glauben. Der Verdacht war einfach da: Achim hatte das geplant. Erst nachdem sie ihm von ihrer Angst erzählt hatte, Paps könnte Alzheimer haben, war er regelmäßig hier aufgetaucht und hatte – scheinbar – alle Feindseligkeit Paps gegenüber über Bord geworfen, die er seit seiner Kindheit mit sich herumschleppte. Es war seine Möglichkeit gewesen, an das Geld zu kommen, das ihm seiner Meinung nach zustand. Und noch viel mehr. Hinterhältig hatte er die Krankheit ihres Vaters für seine Zwecke ausgenutzt und ein grandioses Theater aufgeführt. War das so? Oder tat sie ihm unrecht?
    Es war längst dunkel geworden. Im schwachen Schein, der von den Straßenlaternen in den Hinterhof gelangte, tanzten einige Schneeflocken. Der PC war noch an und verkündete den Eingang einer Mail. Sie war von Thore. Ein freudiger Schreck durchfuhr sie. Wie albern.
    Betreff: Austragungsort
    Liebe Clara,
    wie geht es dir?
    Wie ging es ihr? Wenn sie es mit einem Wort ausdrücken müsste, welches würde sie wählen? Elend? Verunsichert? Traurig? Bodenlos? Das traf es wohl am ehesten. Kein Boden unter den Füßen. Sie balancierte auf einem morschen Brett über einem Abgrund.
    Gleich wirst du lachen. Ein Mann, der auf Bauchgefühle hört. Doch mir ist es ernst. Es ist kein gutes Gefühl, dich so nah an dem Ort zu wissen, an dem deine Schwester und dein Vater ermordet wurden. Ich mache mir Sorgen, die ich nicht begründen kann. Eine diffuse Angst um dich.
    Was du mit dir austragen musst, ist in dir, nimm es mit nach Prien. Ich habe das Häusl schon gelüftet, die Heizung eingeschaltet, den Kühlschrank gefüllt und Blumen in die Vase gestellt. Alles ist bereit für dich. Auch ich.
    Thore, *besorgt
    Ihr Herz wurde ganz weit, als sie das las.
    Betreff: Re: Austragungsort
    Lieber Thore,
    ich weiß nicht so recht, wie es mir geht.
    Was von meiner Familie noch übrig ist, zerbröselt. Du wirst dich vielleicht fragen, ob das wirklich so schlimm ist. Und vermutlich hast du damit sogar recht. Ist es nicht das Normalste auf der Welt?
    Clara sah auf. Weshalb stand ihr plötzlich das Bild eines Einbahnstraßenschilds vor Augen? Sie hatte gegeben und gegeben und gegeben. Doch war auch etwas zurückgekommen?
    Franzi, die immer mit ihren Sorgen, Problemen und Geheimnissen zu ihr gekommen war, sich Rat holte, aber keine Zeit hatte, wenn Clara sie mal brauchte. Paps, der sie nie richtig wahrgenommen hatte, genau wie ihre Mutter. Sie war das brave Mädchen gewesen, die Tochter, die funktionierte und nie Ärger machte, die man nicht beachten musste, die einfach irgendwie mitlief. Lediglich mit Achim verband sie mehr. Ein destruktives Gefühl seit Kindertagen. Die Eifersucht auf Franziska, die geliebte Tochter, während sie auch auf Achim eifersüchtig gewesen war, Mamas Liebling. Vielleicht hatte sie auf Sand gebaut und diese Familie war nie mehr gewesen als ein Trugbild oder eine Hoffnung, die sich nie erfüllt hatte und von der sie sich nun verabschieden musste.
    Ich kann im Moment nicht weg. Ich muss etwas mit meinem Bruder klären. Streit steht an. Ums Geld.
    Sollte sie ihm davon wirklich berichten? Von Achim und dieser Schenkung? Er war ihr Bruder, und sie machte ihn überall schlecht. Sie löschte die letzten Zeilen. Und dann die ganze Mail. Thore würde bis morgen auf Antwort warten müssen. Sie wollte das Postfach schließen, als eine neue Mail kam.
    Betreff: Alles in Ordnung?
    Liebe Clara,
    darf ich dich anrufen?
    Thore, *ein wenig beunruhigt
    Geduld gehörte nicht zu seinen Stärken. Doch dann sah sie, dass er die erste Mail bereits vor Stunden abgeschickt hatte. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen. Weshalb? Niemand hatte es auf sie abgesehen. Sie griff zum Telefon und wählte seine Nummer.
    »Hallo Thore, alles ist gut. Kein Kettensägenmörder weit und breit. Obwohl? Warte mal. Unterm Bett habe ich noch nicht nachgesehen.« Sie wollte lachen, doch im selben Moment hätte sie heulen können und schaffte es nur mühsam, die Tränen zurückzuhalten. Was war los mit ihr?
    »Dir geht es nicht gut. Auch wenn du versuchst, dich über meine Sorgen lustig zu machen. Das höre ich.«
    »Stimmt. Aber mit ein wenig Humor kann man es besser ertragen.«
    »Den darfst du auch gerne mitnehmen, nach Prien. Das Häusl wartet. Morgen habe ich einen Termin in München. Darf ich dich danach einfach entführen?«
    Warum eigentlich nicht? Ihre Arbeit konnte sie mitnehmen. Hier wartete niemand auf sie.

78
    Am nächsten Morgen

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