Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
Vom Netzwerk:
gehört. Stubenarrest. Fernsehverbot. Taschengeldentzug. Manchmal auch Nichtbeachtung. Das stimmte. Das hatte er gekonnt. Einfach über einen hinwegsehen, als wäre man Luft. Doch nie länger als ein paar Stunden. Und es war selten vorgekommen. Er hatte niemanden in den Schrank gesperrt. Sie erinnerte sich an ihren Paps als einen liebevollen Vater.
    »Das stimmt doch nicht, Achim«, sagte sie beschwichtigend. »Er hat uns vorgelesen und mit uns gespielt. Erinnerst du dich nicht an die Bergwanderungen? Die Kubischs als Gipfelstürmer und wie wir am Ammersee gezeltet haben? An die Radtouren? Immer ein Botanikbuch und eine Lupe im Gepäck. An das Schneckenwettrennen im Nymphenburger Park? An die Rindenschiffchen? An die Montgolfieren, die er mit uns nachgebaut hat. Deine hat Feuer gefangen und ist abgestürzt. Das kannst du doch nicht vergessen haben?«
    »Was faselst du denn da für einen Stuss? Montgolfieren? Nicht mit mir. Gehasst hat er mich und systematisch fertiggemacht!«
    »Das ist doch nicht wahr.«
    Ein Blick wie Eis traf sie. »Entweder hast du einen anderen Vater gehabt, oder du bist psychisch krank. Ich glaube eher Letzteres.« Er tippte sich an die Stirn. »Du machst dir deine Welt, widdewidde wie sie dir gefällt. Kein Wunder, dass Hannes Gas gegeben hat. Ziemlich durchgeknallt.«
    Zorn flackerte in ihr auf. Wenn hier jemand krank war, dann er. Achim, das bedauernswerte Opfer. War ja auch einfacher so. Die anderen waren schuld an allem, was schieflief in seinem Leben. Wobei das ja nicht wirklich viel gewesen war. Okay, kein Abi und kein Studium. Doch nach der Banklehre hatte er sich hochgearbeitet, und sogar die große Niederlage, den Jobverlust, hatte er in einen Sieg verwandelt und sich erfolgreich selbständig gemacht. Judith liebte ihn. Auf ihre merkwürdige Art waren die beiden ein glückliches Paar. Warum war er nicht in der Lage, das zu erkennen? Doch er war nie zufrieden, wollte immer mehr. Mehr Ansehen, mehr Aufmerksamkeit, mehr Status, den höheren Posten, das dickere Auto, das tollere Haus.
    Clara biss sich auf die Zunge. So kamen sie nicht weiter. Wollte sie überhaupt auf diese Art weiterkommen? Wäre es nicht besser, dieses sinnlose Gespräch zu beenden? Achim würde das Geld nicht freiwillig herausgeben. Sie gewann Zeit, indem sie in der Kochnische ein Glas Wasser holte. Damit kehrte sie zu Achim zurück. »Magst du auch eines?«
    Er schüttelte den Kopf. »Danke.«
    Es ging nicht um eingebildete oder echte Wunden ihrer Kindheit. »Lassen wir das einfach so stehen. In Ordnung? In deinen Augen hatten wir eben einen prügelnden Vater, und ich bin total verrückt.« Ihr Herz klopfte plötzlich wie rasend. Kälte kroch hinters Brustbein. Gleich würden die Fetzen fliegen. »Wie gesagt, es geht um die Schenkung, und ich rede jetzt wirklich Klartext. Ich glaube nicht, dass Paps wusste, was er unterschrieb. Und das ausgerechnet kurz nachdem ich dir von meiner Sorge erzählt hatte, er könnte Alzheimer haben, und nur ein paar Tage, bevor diese Diagnose gestellt wurde. Es wäre besser, du würdest das Geld zurückzahlen. Zwei Drittel jedenfalls. Franzis Teil und meinen.«
    Eine Veränderung ging mit Achim vor sich. Plötzlich grinste er. »Paps ist noch nicht unter der Erde, und die süße kleine Clara feilscht schon ums Erbe. Sieh mal an. Du zeigst also endlich dein wahres Gesicht.«
    Sie biss die Zähne aufeinander. »Zahlst du es nun zurück?«
    »Sonst?«
    »Wie ich schon gesagt habe: Sonst werde ich diese angebliche Schenkung anfechten. Alzheimer bekommt man nicht über Nacht, kein Gericht wird diese Unterschrift anerkennen.«
    »Paps war geistig so fit wie du und ich. Du hast ihm diese angebliche Krankheit nur eingeredet, und diesen Gutachter sollte man sich mal genauer ansehen. Wahrscheinlich steckt er mit dir unter einer Decke.«
    Clara schnappte nach Luft. Das war ja geradezu lächerlich. Gegen diese abstruse Anschuldigung würde sie sich nicht verteidigen. Wirklich nicht!
    Wieder einmal sandte sie unter Aufbringung ihrer letzten Kräfte ein stilles Omm gen Zimmerdecke. »Außerdem spricht die Abwicklung dieser Schenkung Bände. Kein Richter wird dir glauben. Du hast dir einfach geholt, was dir deiner Meinung nach zustand. Du wolltest dasselbe wie Franzi. Und noch viel mehr.«
    Achims Mund wurde zu einem weißen Strich. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Es sah aus, als würde er jeden Moment platzen. »Was glaubst du wohl, warum sie sein Liebling war, warum sie ständig etwas von ihm

Weitere Kostenlose Bücher