Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
hervor und rief Berentz an. Eine Streife sollte Kubisch abholen und in die Haftzelle bringen. Die Zeit, bis sie eintraf, verging schweigend.
Nachdem er Kubisch an die Kollegen übergeben hatte, kehrte er in die Sedanstraße zurück. Ein Krankenwagen stand in zweiter Reihe. Die Werkstatt war voller Menschen. Clara saß am Tisch. Es ging ihr gut. Gott sei Dank! Jedenfalls soweit man unter diesen Umständen von gut sprechen konnte. Der Arzt sah sich den Hals an. Rot unterlaufene Strangmale. Morgen würden sie blau und lila sein. Einer der Rettungsassistenten maß Blutdruck und Puls. Der andere bereitete eine Spritze vor. Offensichtlich etwas zur Beruhigung, denn Clara Lenz zitterte wie das sprichwörtliche Espenlaub. Es war der Schock. Neben Kirsten stand Thore Derr. Grau im Gesicht. Wo kam er so plötzlich her? Der Arzt wollte Clara zur Beobachtung ins Krankenhaus bringen lassen. Sie weigerte sich. Derr stellte sich auf ihre Seite. »Ich bleibe heute hier. Wenn es dir schlechter gehen sollte, bringe ich dich ins Krankenhaus. Und morgen fahren wir zu mir.«
»Aber vorher würde ich sie gerne sprechen«, sagte Dühnfort. »Was war los? Weshalb hat Ihr Bruder versucht, Sie zu töten?«
»Das ist jetzt nicht möglich«, mischte Derr sich ein. »Sie sehen doch, wie es ihr geht. Morgen. In Ordnung?«
»In Ordnung.« Hier wurden sie nicht mehr gebraucht. Dühnfort und Kirsten verabschiedeten sich und fuhren ins Präsidium.
Als sie dort ankamen, war Buchholz bereits aus Augsburg zurückgekehrt und in seinem Labor, während Alois die Hausdurchsuchung leitete. Dühnfort rief ihn an. »Wie sieht es aus? Habt ihr etwas gefunden?«
»Das ist ein erfreulicher Anblick. Meo hat den PC schon grob gefilzt und ist fündig geworden. Es gibt eine Art Dossier zu Emily. Mit Foto und Adresse und Notizen, wann die Tochter da war, wann Emily ausging, wann sie allein war. Achim ist es. Er kannte alle … Warte mal.« Alois’ Stimme wurde leiser. Er unterhielt sich mit jemandem. Nach einer Weile meldete er sich wieder. Ein sattes und zufriedenes »Bingo« klang durchs Telefon. »Gier frisst Hirn. Was wieder mal bewiesen wäre. Die Kollegen haben Brettschneiders Uhren gefunden. Alle fünf. Gut versteckt, aber nicht gut genug. Jetzt haben wir ihn.«
82
Kurz vor achtzehn Uhr rief Müller von der Pforte an. »Zwei Kollegen aus Frankfurt sind hier. Sie begleiten eine Zeugin.«
Dühnfort spurtete die Treppen hinunter und übernahm Anjela Livitchi. Sie war klein und sah käsig aus. Vielleicht lag es an dem grün gemusterten Kopftuch, vielleicht aber auch an ihrem gesundheitlichen Zustand. »Fühlen Sie sich wohl?«
Sie nickte. »Ist nur … « Mit den gefesselten Händen versuchte sie eine kreisende Bewegung.
»Ihnen ist schwindlig?«
»Schwindlig. Ja. Nix schlimm. Kann ich bekommen Glas Wasser? Dann besser.«
»Kein Problem.«
In seinem Büro nahm er ihr die Handschellen ab und bat sie, sich zu setzen. Sie sah sich um und sank auf den Besucherstuhl. Er ließ ein Glas voll Wasser laufen und reichte es ihr. Kirsten kam herein. »Hallo Frau Livitchi. Lernen wir uns endlich kennen.« Sie blieb im Raum stehen. »Die Gegenüberstellung habe ich schon organisiert. In einer Stunde sind wir so weit.«
»Ich hungrig. Nichts gegessen seit heute Morgen.«
»Wie wäre es mit Pizza?«, schlug Kirsten vor. »Für uns alle?« Auch Dühnfort hatte Appetit, und die Pizzen vom Italiener am Dom waren gut. Kirsten griff zum Telefon und bestellte.
Gegen sieben traf Dr. Bergmair ein. Achim Kubisch hatte sich also doch entschieden, einen Anwalt zu engagieren, und zwar nicht irgendeinen. Bergmair gehörte zu der Spezies, die Journalisten gerne als Staranwalt bezeichneten. Akkurat gescheiteltes blondes Haar. Designerbrille, dezent gestreiftes Hemd. Zehn Jahre jünger als Achim Kubisch.
Er wünschte seinen Mandanten zu sprechen und begleitete ihn zur Gegenüberstellung.
Während Kirsten dafür sorgte, dass Achim in den Vernehmungsraum gebracht wurde, betrat Dühnfort mit Anjela und Dr. Bergmair den Raum hinter dem Venezianischen Spiegel. In Alter, Größe und Statur glichen alle vier Kollegen Achim Kubisch. Er stand ganz außen und hielt die Nummer fünf.
Noch bevor Dühnfort fragen konnte, wies Anjela auf ihn. »Das ist Mann. Mit Schild Nummer funf. Ich kommen in Wohnung von Kommandantin. Also von Emily. Emily Dreher. Haben Handy vergessen, will holen.«
»Wie sind Sie hineingekommen?«
»Tür war offen. Eine Spalt.«
Er sah ihr die Lüge an. Doch das
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