Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Wasser. Dabei fiel ihr Blick wie zufällig auf den Ring. Tino hatte das richtig eingeschätzt. »Hübscher Ring.«
Ein Lächeln erschien auf Katja Behringers Gesicht, als sie auf den schmalen Platinreif mit dem Diamanten an ihrer Hand blickte. »Manuel hat ihn mir geschenkt.«
»Wirklich schön und sicher ganz schön teuer. Gab es einen besonderen Anlass?«
»Meinen Geburtstag.«
»Im Mai, oder?«
Tolksdorff reagierte. Das Blackberry verschwand in der Sakkotasche, der Blick wurde wach.
»Manuel hat Ihnen diesen Ring im Mai geschenkt, also vor beinahe sechs Monaten?«, präzisierte Kirsten ihre Frage.
»Ja. Klar.«
»Ganz sicher?«
»Natürlich«, entgegnete die Behringer und warf ihrem Anwalt einen unsicheren Seitenblick zu.
»Ist das irgendwie relevant?«, fragte Tolksdorff.
Kirsten ließ die Behringer nicht aus den Augen. »Hm. Jetzt haben wir ein Problem. Diesen Ring hat Manuel Ruge am Tag seines Todes kurz vor achtzehn Uhr bei einem Juwelier in der Fußgängerzone gekauft. Er war als Versöhnungsgeschenk für seine Frau gedacht. Zu dieser Zeit lagen Sie daheim in Ihrem Bett und schliefen. Kurz nach neunzehn Uhr betrat Ruge seine Wohnung, mit diesem Ring in der Tasche. Zu dieser Zeit lagen Sie daheim in Ihrem Bett und schliefen. Zwei Stunden später war Ruge tot und der Ring aus seiner Wohnung verschwunden. Können Sie mir erklären, wie er in Ihren Besitz kommt?«
Tolksdorff schnellte vor. »Dazu müssen Sie sich nicht äußern«, belehrte er seine Mandantin.
»Sie waren zwischen neunzehn und einundzwanzig Uhr bei Manuel«, fuhr Kirsten fort. »Sie haben ihn besucht und ihm sein Lieblingsdessert mitgebracht. Eine kleine Entschuldigung für die Szene, die Sie ihm in seinem Büro gemacht hatten. Sie haben ihm vorgegaukelt, sich mit ihm aussöhnen zu wollen, bevor er zurück zu seiner Frau ging, und dann haben … «
»Nun ist es aber gut«, fuhr Tolksdorff Kirsten an.
»Sie haben seelenruhig zugesehen, wie er die Pannacotta aß und die allergische Reaktion einsetzte. Sie haben zugesehen, wie er um Luft rang, weil seine Atemwege zuschwollen, wie er verzweifelt versuchte ans Handy zu gelangen, als er endlich kapierte, dass von Ihnen keine Hilfe zu erwarten war, als er erkannte, dass Sie ihn töten wollten. Aus Rache. Aus Hass. Aus Eifersucht. Doch das Handy war nicht da, wo es sonst lag. Er konnte keinen Notruf absetzen, weil Sie es unters Sofa gekickt hatten. Er versuchte zur Wohnungstür zu gelangen, er wollte raus, zu den Nachbarn, dort klingeln, damit sie Hilfe holten, bevor es zu spät war. Kostbare Zeit war bereits verstrichen … «
»Sie haben ja eine blühende Phantasie«, bellte Tolksdorff. Die Behringer starrte sie an wie eine Erscheinung.
»… doch Sie haben sich vor die Tür gestellt. Sie haben ihn nicht gehen lassen. Wenn Sie ihn nicht haben konnten, sollte ihn auch keine andere haben. So war es. Geben Sie es zu.« Der Pulsschlag in Kirstens Hals vibrierte, ihr Herz raste. Ihr wurde übel. Ich lasse dich nicht gehen. Du gehörst zu mir. Kein anderer soll dich haben.
»Aber ich wusste doch gar nichts von der Allergie.«
Kirsten riss sich zusammen. »Beim Sommerfest der Hausbewohner hat Manuel Ruge davon erzählt. Sie standen neben ihm. Dafür haben wir zwei Zeugen. Die Eltern des Jungen, der an diesem Tag von einer Biene gestochen wurde.«
Unruhig sah die Behringer sich um, als suche sie einen Fluchtweg. Einen Ausweg. Etwas, das sie noch retten konnte.
Tolksdorff befahl ihr zu schweigen. »Ich möchte mit meiner Mandantin unter vier Augen sprechen. Ist das möglich?«
Durch diese Frage war Kirsten für eine Sekunde abgelenkt. »Sicher. Ich lass Sie allein.« Im Augenwinkel nahm sie die Bewegung wahr. Katja Behringer zerrte den Ring vom Finger, hob ihn zum Mund. Den Bruchteil einer Sekunde jagte Kirsten der Gedanke durch den Kopf, sie das Beweisstück schlucken zu lassen. Abführmittel auf der Krankenstation. Kontrolle beim Toilettengang. Beides nicht sehr angenehm. Doch ihre Hand schoss bereits vor und umklammerte Behringers Faust. »Der Ring ist beschlagnahmt.«
14
Ein paar Tage, nachdem Clara die Mail ans Amtsgericht geschrieben hatte, erhielt Paps im Krankenhaus Besuch von der zuständigen Richterin. Das vorliegende Gutachten sprach für eine Betreuung. Er verstand, dass er seine Dinge nicht mehr alleine regeln konnte. An guten Tagen war ihm das durchaus bewusst. Daher stimmte er der Betreuung zu. Ihm war alles recht. Hauptsache, er kam wieder nach Hause und nicht ins
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