Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
es nach Sauerkraut und Bratwürsten. An der Wohnungstür oben links hing ein Namensschild. Popescu. In den Räumen dahinter lief der Fernseher. Wilms gab allen ein Zeichen, zur Seite zu gehen. »Ich habe keine Lust, die Tür einzutreten. Wir machen das mit dem Handwerkertrick.« Die Klingel war schrill. Nach dem zweiten Läuten näherten sich zögernd Schritte. Wilms klingelte erneut. Der Spion verdunkelte sich. »Was wollen?«
»Hausverwaltung. Es gibt ein Problem mit dem Gas. Ich muss nur schnell was nachsehen. Dauert eine Minute.«
»Frau Popescu nix da. Kommen morgen.«
»Ne, das muss heute sein. Sonst fliegt Ihnen die Bude um die Ohren.«
»Nix verstehen. Kommen morgen.«
»Richtig. Du nix verstehen. Macht sonst bumm. Lassen Sie mich rein. Ich muss sonst die Polizei holen.«
Das wirkte. Der Schlüssel knirschte im Schloss, die Tür wurde geöffnet. Ehe die Frau sich’s versah, war die Wohnung voller Polizei. Wilms zückte seinen Ausweis und hielt ihn ihr unter die Nase. »Kripo München. Personenkontrolle. Können Sie sich ausweisen?«
Unterdessen inspizierte Maike Fischer mit Mittermeyer und dessen Kollegen rasend schnell die Räume und versammelte die völlig überraschten Frauen im Wohnzimmer. Es waren vier im Alter zwischen Anfang zwanzig und Mitte dreißig. Auf Dühnfort wirkten sie verängstigt und überrumpelt, vor allem aber resigniert. Sie wussten, dass ihnen die Abschiebung bevorstand. Nur eine versuchte sich herauszuwinden und behauptete, ihr sei der Ausweis gestohlen worden. Sie käme aus Polen und hielte sich somit legal in München auf. Zwei zeigten moldawische Pässe vor. Ohne Visum und Einreisestempel. Die vierte kam aus der Ukraine. Ebenfalls ohne gültiges Einreisedokument.
Maike Fischer wandte sich an Dühnfort. »So, nun sind Sie dran. Mein Kollege hat ein paar Fragen zu Ihrer Freundin Elena.« Das galt den Frauen.
Keine reagierte auf den Namen. Dühnfort zog das Phantombild aus der Manteltasche. »Wir suchen nach Elena. Wo ist sie?«
Alle betrachteten die Zeichnung. Schultern wurden gezuckt. Zwei Augenpaare wanderten zu einer schmalen Frau mit dunklen Koboldaugen, die in der Ecke kauerte. Offenbar war sie die richtige Gesprächspartnerin. Dühnfort reichte ihr das Bild. Sie betrachtete es. »Ist Name nicht Elena. Ist Anjela.«
»Anjela. Und wie noch?«
»Anjela Livitchi.«
»Wo finde ich sie?«
»Ist nix hier. Ist zurück in Chișinău. Zusammen mit Freundin Galina.«
»Seit wann?«
»Zwei Tage oder drei.«
Maike Fischer reichte ihm den Pass der Frau. Oana Ciobanu. Geboren in Chișinău, Moldawien. Elena hieß also Anjela und kam aus Moldawien. »Können Sie mir zeigen, wo sie geschlafen hat?«
Oana stand auf. Er folgte ihr in ein winziges Zimmer, nicht mehr als zehn Quadratmeter groß. Ein Stockbett. Ein Einzelbett am Fenster, das bezogen war. Ein Kleiderschrank mit drei Türen. Das war alles.
»Hier geschlafen.« Oana wies auf die obere Etage des Stockbetts. Keine Decke, kein Kissen. Nur die nackte Matratze. Dühnfort hob sie an. Ein Tempotaschentuch klemmte zwischen Rahmen und Matratze. Er zog sich Latexhandschuhe über, holte es hervor und schob es in einen Spurenbeutel. »Wann ist Anjela zurück nach Moldawien? Vor zwei Tagen oder drei?«
»Ist sie gefahren Donnerstag früh. Mit Galina.«
Zeitlich passte das. Nur Stunden nach dem Mord an Emily.
»Kam die Reise plötzlich?«
Oana verstand die Frage nicht.
»Musste Anjela schnell nach Hause? Oder hat sie die Reise schon länger geplant?«
»Sie gewusst seit zwei Woche.«
Er ließ sich den Schrank zeigen, den die drei Frauen sich geteilt hatten. Anjelas und Galinas Fächer waren leer. Nur in Oanas Bereich lagen Wäsche und Kleidungsstücke. Eine gepackte Reisetasche lugte auf dem Schrankboden unter einer Decke und einem Kissen hervor. »Sie wollen verreisen?«
»Jetzt muss wohl. Werden abgeschoben.« Sie zuckte mit den Schultern, als wäre es ihr beinahe gleichgültig.
»Haben Sie die Adresse von Anjela in Chișinău?«
Oana schüttelte den Kopf. »Ich nicht kennen.«
33
Das Telefon klingelte. Clara nahm ab. »Lenz.«
»Sie haben recht. Keine Couch.«
Das konnte nur Thore Derr sein. Er knüpfte dort an, wo sie ihre Mailkonversation abgebrochen hatten. Clara wurde übermütig. »Aber nicht, wenn es nach Clarissa ginge. Sie würde eine aus knallrotem Leder mitten ins Wohnzimmer stellen.«
»Eher ins Schlafzimmer. Sex ist ihr wichtig. Sie leitet daraus viel über den Zustand ihrer Beziehung ab.« Derrs
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