Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
konnte nicht sein. Das traute sie ihm einfach nicht zu. Allerdings hatte sie ihm all die Lügen und die Geliebte auch nicht zugetraut. Wollte sie wieder einmal die Wahrheit nicht sehen?
Sie gab sich einen Ruck. Sie hatte den Verdacht. Und sie würde ihn äußern. Sollten Hannes und Tanja sie dafür hassen. Es war ihr egal. Sie nahm die Visitenkarte des Kommissars vom Couchtisch.
49
Es war Sonntagvormittag und wenig Verkehr. Dühnfort bog auf die Bayerstraße ein. Der silberfarbene Mercedes, der ihnen schon geraume Zeit folgte, ebenfalls. Das Handy in Kirstens Tasche summte. Sie hatte es auf Vibrationsalarm umgestellt, dennoch bekam er die Anrufversuche mit, die sie ignorierte.
Das Telefonat mit Clara Lenz hatte seinen Verdacht bestärkt, dass der Samariter mit dem Doppelmord nichts zu tun hatte. Es schien um das Vermögen des alten Herrn zu gehen. Hannes Lenz hatte ein überzeugendes Motiv: erdrückende Schulden, für die seine Exfrau mithaftete. Wenn stimmte, was sie sagte, hatte es zwei vergebliche Versuche gegeben, das Problem zu lösen. War am Ende nur die ultimative Lösung geblieben, die, den Erbfall herbeizuführen? Wenn, dann hatte der Münchner Blick die Vorlage dafür frei Haus geliefert.
Dühnfort fuhr auf den Bavariaring. Ein Blick in den Rückspiegel, der Mercedes war noch da. »Jemand folgt uns.«
Kirsten wandte sich um und stöhnte.
»Wer ist das?«
»Meine Schwiegereltern.«
Überrascht sah er zu ihr hinüber. »Sie observieren dich?«
»Ich habe Kathi aus dem Internat genommen. Sie kennen meine neue Adresse nicht und denken wohl, dass sie die so herausfinden.«
»Das haben wir gleich.« Er griff zum Funkgerät. » KHK Dühnfort, K 11 . Ich brauche einen Streifenwagen am Bavariaring, Ecke Gollierstraße. Ist jemand in der Nähe?«
Kurz drauf kam Antwort. »Abele und Reipke, PI 41 . Wir sind am Alten Messeplatz. Was steht an?«
»Wir werden verfolgt. Macht eine Personen- und Fahrzeugkontrolle, und macht sie gründlich. Silberfarbener Mercedes Kombi.« Er gab das Kennzeichen durch.
»Danke«, sagte Kirsten. »Aber sie werden nicht aufgeben.«
»Du solltest den beiden untersagen, sich dir oder Kathi zu nähern. Wenn sie sich nicht daran halten, kannst du ein Näherungsverbot bei Gericht erwirken.«
»Ich weiß nicht, ob ich die Situation weiter eskalieren lassen will. Obwohl … schlimmer geht es vermutlich nicht mehr.«
Dühnfort sah in den Rückspiegel. Die Kollegen waren da. Winkende Kelle aus dem Beifahrerfenster. Sie setzten sich vor den Wagen und stoppten ihn. »Willst du gleich anfangen? Du hättest drei Zeugen.«
Dieser Vorschlag brachte sie zum Lächeln. »Okay.«
Er wendete in einer Einfahrt, fuhr zurück und hielt hinter dem Mercedes. Der Fahrer war ausgestiegen und zeigte seine Papiere. Ein älterer Herr vom Typ Oberarzt. Volles weißes Haar. Herrischer Blick. Jemand, der wusste, was er wollte, und das auch durchsetzte.
Als er Kirsten bemerkte, musterte er sie kalt. »Geht das hier auf deine Initiative zurück?«
Die Beifahrertür flog auf. Eine ältere Frau kam um den Wagen herum. Toupierte Haare, Perlenkette, verkniffener Mund. »Wo ist Kathi?«
»Das geht euch nichts an. Wenn ihr mich oder sie weiter mit Anrufen oder Briefen und Mails belästigt, verfolgt oder klingelnd vor der Tür steht, rufe ich die Kollegen.«
»Typisch. Kein Maß und kein Ziel. Wie immer gehst du zu weit!« Das kam vom Schwiegervater.
»Ach? Die Herrschaften kennen sich.« Fragend sah Polizeiobermeister Abele in die Runde. Dühnfort umriss die Situation und ließ sich vom Kollegen Reipke die Papiere der beiden reichen. Hannelore und Rüdiger Tessmann. Beide Anfang siebzig, wohnhaft in Hohenlinden.
»Ich werde künftig jeden Versuch der Kontaktaufnahme dokumentieren und damit ein gerichtliches Näherungsverbot beantragen. Alles klar?« Kirsten blieb erstaunlich kühl.
»Du bist eine durch und durch unverschämte und verkommene Person. Eine Mörderin, die frei herumläuft«, giftete die Schwiegermutter.
Dühnfort schritt ein. »Jetzt ist es aber gut. Meine Kollegin wünscht keinen Kontakt zu Ihnen und untersagt Ihnen auch, Kontakt zu ihrer Tochter Kathi aufzunehmen. Ich nehme an, Sie haben das verstanden.«
»Dann wäre das ja geklärt«, meinte Abele. »Und wir können hier weitermachen. Wo haben Sie denn das Warndreieck und den Verbandskasten?«
Die Schwiegermutter konnte es nicht lassen, ihnen noch ein paar Unverschämtheiten hinterherzurufen. Als sie Kirsten ein weiteres Mal eine
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