Dekan Diavolo
Darkers, die Finsteren, die schwarz gekleidet waren und flach auf dem Boden gelauert hatten. Jetzt waren sie zu sehen, mindestens acht oder neun, und sie befanden sich nicht weit von Gaby Wittmann weg.
Suko sah sich innerhalb von Sekunden in einer gefährlichen Zwangslage.
Goran schaltete er durch einen Karatehieb aus. Mitten auf der Straße faltete sich der Kerl zusammen. Jetzt konnte sich Suko um Gaby kümmern, die bereits gejagt wurde.
Wegen ihrer hochhackigen Schuhe lief sie mit unsicheren Schritten über das Feld dem Rand der Straße zu. Suko rannte ihr entgegen, faßte sie an und zog sie herum.
»Wo willst du hin?«
»Zur Maschine.«
Gaby verstand nicht so recht. Sie ließ sich von Suko weiterziehen, stolperte mehr, als daß sie ging, während sie sich trotzdem nach den Verfolgern umschaute.
In breiter Front kamen sie über das Feld gelaufen und näherten sich der Straße. Sie waren bereit für eine Hetzjagd, aber auch Suko wollte nicht aufgeben.
Sie hatten kaum zwanzig Schritte zurückgelegt, als Suko am linken Straßenrand ein ihm bekanntes Fortbewegungsmittel erkannte: Gorans Motorrad. Startklar lehnte die Kawasaki auf dem Ständer.
»Kannst du denn fahren?« schrie Gaby.
»Und wie.«
Suko hatte den Ständer schon gekickt und sich auf den Sattel geschwungen.
Gaby klemmte sich auf den Rücksitz. Sie umschlang den Körper des Inspektors mit beiden Armen.
Suko startete.
Der satte Sound des Motors war Musik in seinen Ohren. Dann schoß er plötzlich vor. Er hatte einen perfekten Start hingelegt. Wie ein Phantom jagte er los, hinaus in die weite Dunkelheit und ließ die Verfolger hinter sich. Ein tolles Gefühl, wieder im Sattel eines Feuerstuhls zu hocken. Als wäre Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen. Suko dachte an alte Zeiten, als er noch die Harley gefahren war. Flach lag er auf der japanischen Rakete. Sein Körper bot nur einen geringen Widerstand.
Auch Gaby hatte sich der Haltung angepaßt und drückte sich fest gegen Sukos Rücken. Ihre Hände umklammerten seinen Körper wie Schlangenarme. Beide trugen keinen Helm, deshalb auch kein Sichtvisier. Die Frau hatte den Kopf so gelegt, daß möglichst wenig Fahrwind gegen ihre Augen blies. Suko hatte es da nicht so gut. Er mußte dem Wind sein Gesicht entgegenstemmen, und schon bald tränten ihm die Augen. Deshalb konnte er die hohe Geschwindigkeit einfach nicht beibehalten.
Scharf nahm er die Kurven, schnitt sie an, fuhr manchmal nur nach Gefühl und wurde erst langsamer, als er einige Kilometer hinter sich gebracht hatte.
Er richtete sich auf. Gaby machte die Bewegung mit. »Wie geht es dir?« schrie Suko.
»Das ist einfach Wahnsinn. Irre gut — perfekt würde ich sagen. Die Freiheit.«
»Vielleicht.«
»Wie hast du es überhaupt geschafft, die Schweine zu überlisten?«
»Das ist mein Geheimnis.«
»Auch egal. Hauptsache, wir haben sie hinter uns gelassen. Willst du noch immer zur Uni?«
»Und wie.«
»Ich bin dabei.«
»Du brauchst es aber nicht.«
»Doch, ich kenne da einige Wege, die dir unbekannt sind. Eine bessere Führerin kannst du dir nicht vorstellen.«
»Weißt du auch, wo der Dekan hockt?«
»Klar, der hat einen Raum für sich. Inmitten des Geistes, wie er immer sagt.«
»Meint er Ramis damit?«
»Wahrscheinlich. Da hocken auch seine Schwäne. Niemand darf hinein. Er hat sich in letzter Zeit nur wenig gezeigt.«
»Weshalb?«
»Keine Ahnung. Wir jedenfalls durften ihn nicht sehen. Wenn er zu uns sprach, immer nur über einen Lautsprecher.«
»Ist ja richtig spannend.«
»Und ob.«
»Ich drehe noch mal auf«, sagte Suko. Die Gegend hatte wieder ein anderes Gesicht bekommen. Zwar befanden sich auch weiterhin Felder in der Nähe, aber der Wald wuchs wieder näher an die kurvenreiche Straße heran. Große Bäume wirkten wie schattenhafte Monstren, die mit gewaltigen Armen nach ihnen greifen wollten.
Suko gab Gas. Er spürte wieder das Gefühl der Freiheit, wie es nur ein Motorradfahrer erleben kann, wenn er auf seiner Maschine hockt. Gabys Körper fügte sich geschmeidig der neuen Haltung an. Die Kawasaki schoß vor — und…
Selbst Suko schrie auf, als er plötzlich das gewaltige Hindernis auf der Straße sah.
Ein Panzer!
So schoß es ihm im ersten Moment durch den Kopf. Es war kein Panzer, sondern ein gewaltiger eckiger Lastwagen, der fast die gesamte Breite einnahm und plötzlich sein blendendes Fernlicht gegen die Maschine streute.
Das war ein Rammbock, ein tödlicher Koloß, der die Kawasaki auf
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