Delete: Thriller (German Edition)
sie zuletzt den Tranquilizer genommen hat? Sicherheitshalber weckst du sie und verabreichst ihr noch einmal zwei Tabletten. Sie nimmt sie ohne zu murren. Du schließt die Tür und verstellst sorgfältig die Kombination. Dein Vater mag paranoid gewesen sein, aber er hatte auch ein paar gute Ideen.
Endlich gehst du zu Bett. Doch der erlösende Schlaf will nicht kommen.
Du musst etwas tun .
Du musst etwas tun.
Du musst etwas tun.
Du musst etwas tun.
Aber was?
41.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Kayser. Er hatte Eisenberg zu einem kurzen Gespräch in sein Büro gebeten. Seinem Gesicht nach zu urteilen hatte er ebenso wenig geschlafen wie Eisenberg.
»Gut, danke«, erwiderte Eisenberg.
Kayser kam direkt zur Sache.
»Ich habe vorhin mit Dr. Mischnick gesprochen. Sie wissen, dass der Fall nach dem Angriff auf Sie eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Abteilung 1 für Delikte am Menschen gehört. Angesichts Ihrer Erfahrung ist mein Chef jedoch bereit, eine Sonderregelung zu treffen und die Kompetenzen der SEGI für diesen Fall zu erweitern. Das bedeutet, Sie können die Ermittlungen weiterhin leiten. Natürlich nur, wenn Sie das möchten.«
»Ja, das möchte ich.«
»Das dachte ich mir. Aber wir beide müssen uns darüber im Klaren sein, was das bedeutet: Eine solche Kompetenzverschiebung erzeugt immer eine Menge Unmut bei den Kollegen. Das gesamte LKA wird argwöhnisch darauf schauen, was Sie tun. Wenn Sie scheitern, kann das bedeuten, dass der ohnehin magere Rückhalt für Ihre Gruppe weiter schwindet. Möglicherweise wird dann auch Dr. Mischnick seine bisherige Unterstützung zurückziehen. Das Schicksal der SEGI ist also mit diesem Fall verknüpft.«
»Wenn ich es richtig sehe, hängt die SEGI ohnehin am seidenen Faden. Dieser Fall ist die Chance für uns, zu beweisen, was wir können.«
»So sehe ich es auch. Ich wollte Ihnen nur klarmachen, dass wir beide unter erheblichem Erfolgsdruck stehen.«
»Danke für Ihr Vertrauen, Herr Kayser. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass wir den Täter überführen, aber wir werden unser Bestes geben.«
»Gut, dann reden wir am besten über das weitere Vorgehen. Haben Sie schon mit dem Tatortermittlungsdienst gesprochen?«
»Ja. Bis jetzt gibt es außer den beiden Kugeln keine verwertbaren Spuren.«
»Was sagt die KTU?«
»Sie wurden aus einer russischen Makarow IZ-70 abgeschossen, wahrscheinlich ehemaliger NVA-Bestand. Nach Aussage Dr. Kaminskys gibt es in Berlin davon Hunderte, keine einzige registriert.«
»Haben Sie schon ein Phantombild erstellen lassen?«
»Darauf würde ich lieber verzichten. Der Täter hat sein Äußeres verfremdet. Meiner Erfahrung nach ist ein schlechtes Phantombild kontraproduktiv.«
»Wie Sie meinen. Was werden Sie als Nächstes tun?«
»Ich sehe drei Ermittlungsansätze: Erstens das Umfeld der Opfer, insbesondere im Zusammenhang mit diesem Spiel. Zweitens den Spielehersteller. Der Täter hat möglicherweise Insiderkenntnisse, die es ihm ermöglicht haben, die wahre Identität von Spielern herauszufinden und ihnen aufzulauern.«
»Ein Mitarbeiter der Firma?«
»Vielleicht oder auch ein ehemaliger. Es scheint mir eine Möglichkeit zu sein, die wir überprüfen sollten.«
»Gut. Und der dritte Ansatz?«
»Die Waffe.«
»Die Makarow kriegt man für ein paar Hunderter auf dem Schwarzmarkt.«
»Ich weiß. Aber unser Täter scheint mir nicht der typische Kriminelle zu sein, der Waffen auf dem Schwarzmarkt kauft. Im Chaos nach dem Ende der DDR sind doch eine Menge Waffen der NVA abhandengekommen. Ein Teil ist auf dem Schwarzmarkt gelandet. Der größere Teil aber dürfte noch irgendwo in Schränken und Schubladen ehemaliger NVA-Angehöriger herumliegen.«
»Sie meinen, er hat die Waffe von seinem Vater?«
»Oder einem Onkel oder Großvater.«
»Sollten Sie recht haben, suchen wir nach dem Sohn, Enkel oder Neffen eines ehemaligen NVA-Soldaten. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen nicht sehr stark ein, fürchte ich.«
»Nein. Aber es ist ein Ermittlungsansatz. Nicht mehr und nicht weniger.«
Kayser nickte.
»Was, glauben Sie, wird der Täter als Nächstes tun?«
»Schwer zu sagen. Offenbar ist er geistesgestört und unberechenbar. Fest steht nur, er hat sein Ziel noch nicht erreicht. Es steht zu befürchten, dass er wieder zuschlägt.«
»Dann stehen wir unter umso größerem Erfolgsdruck. Wir müssen unbedingt verhindern, dass noch mehr Menschen spurlos verschwinden. Aber wem sage ich das. Ich spreche gleich mit
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