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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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Los, entwurzele mich noch einmal, reiß mich hier heraus. Ich bin wie Unkraut, ich werde das schon überleben. Ich gehöre zu den nutzlosen Gewächsen, die nie leiden und nie vergehen. Ich lächle Ma an. »Bereite du deine Reise vor, ich rufe schon mal das Taxi.«
    »Oh, vielen Dank, Schatz, aber JD setzt mich am Flughafen ab. Das ist besser als ein Taxi, findest du nicht?«
    »Er ist wirklich nett«, stimmt Rani zu.

Einunddreißig
    Das Theater von Siri Fort ist von historischen Ruinen und einem geschickt versteckten Grünstreifen umgeben. Als Mohanlal- Ji vor dem Haupteingang hält, ist schon ziemlich viel los. Die Warteschlange reicht bis auf die Straße, der Parkplatz ist überfüllt.
    Ich steige aus und streiche meinen Rock glatt. Ich habe Mas weinroten, golddurchwirkten Rock mit einem passenden Jäckchen und einer Kaschmirstola von Tante Tara kombiniert. Ich balanciere auf Mas hohen Riemchensandaletten
und sehe zu, wie Keds Rani aus dem Auto hilft. Es dauert ewig.
    »Beeilt euch«, sage ich, als Keds und Mohanlal- Ji überlegen, wo genau wir uns nach der Vorstellung treffen sollen. »Kunal will, dass wir vor der Vorstellung hineingehen, versteht ihr?«
    »Geh ruhig schon voraus«, sagt Keds.
    »Ich sagte ›wir‹.«
    »Ich auch?«, fragt Rani.
    »Ja, du auch.«
    Rani seufzt. Sie tut, als sei sie einer großen Ungerechtigkeit zum Opfer gefallen. Als brächten wir sie zu einem Sündenpfuhl statt zu einer exklusiven Theatervorstellung. Als löse sie viel lieber komplizierte Physikaufgaben. Auf Englisch. Mit ihrem neuen Laptop.
    Ich beiße die Zähne zusammen. Rani benimmt sich so, seit ich ihr erzählt habe, dass wir Kunals Stück anschauen werden und sie ohne Widerrede mitgehen müsse. Sie hat ewig gebraucht, bis sie fertig war, wegen ihr sind wir zu spät, und jetzt …
    »Was hast du eigentlich gegen ihn?«, frage ich.
    »Nichts«, sagt sie wenig überzeugend.
    »Wieso kannst du nicht einfach hineingehen und ihm Glück wünschen?«, frage ich. »Es wäre das Mindeste. Immerhin hast du eine Freikarte für die erste Reihe.«
    »Bist du sicher, dass du uns dabeihaben möchtest, Ani?«, fragt Keds.
    »Jetzt fang du nicht auch noch an!«
    »Okay, ich wollte nur sichergehen.«
    »Gibt es hier eigentlich eine Toilette?«, murmelt Rani.

    Ich schließe die Augen und zähle bis drei.
    »Ani«, sagt Keds, »wieso gehst du nicht schon voraus? Ich zeige Rani, wo die Toiletten sind, und dann treffen wir dich im Vorstellungssaal, versprochen.«
    »Weißt du, das ist mir langsam egal.«
    Ich gehe an den Wartenden vorbei ins Foyer und finde schließlich die Garderobe des Ensembles am Ende eines dunklen Gangs. Ich bin immer noch wütend. Rani und Keds benehmen sich schon seit zwei Tagen so, seit wir bei Keds und seinen Eltern sind. Sie verstehen sich wunderbar, spielen zusammen Kricket, singen, sehen sich Filme an und tauschen bedeutungsvolle Blicke aus, sobald ich das Theaterstück oder Kunal erwähne. Als wären sie plötzlich die besten Freunde und ich nur ein Störenfried. Sollen sie ruhig so weitermachen, ich brauche die beiden genauso wenig wie sie mich.
    Ich verlangsame meinen Schritt und erreiche die Tür am Ende des Korridors. Hier spielen sich dramatische Szenen ab. Die Tür wird von einem umgedrehten Stuhl offen gehalten. Menschen mit panischen Gesichtern und mit zum Teil nur wenig Kleidung am Leib laufen kreischend hinein und hinaus. Drinnen ist es laut und riecht nach Schweiß. Ich sehe mich zwischen den Maskenbildnern, Kostümständern und Schminktischen um. Ich spüre so etwas wie einen Schlag in die Magengegend, als sich unsere Blicke endlich treffen.
    Kunal. Aber jetzt ist er Macbeth. Die Schminkspiegel reflektieren sein Gesicht. Die Haare sind dunkel und wild. Seine Augen sind mit schwarzem Kajal umrandet
und besonders intensiv. Sie wirken stark und gnadenlos, als könne er jederzeit gewalttätig werden. Sein Blick fixiert mich, wird weich, sein Mund formt sich zu einem Lächeln. Er steht auf, scheucht den Hairstylisten weg und kommt auf mich zu.
    »Hallo, Kleines.«
    Als er mich kurz umarmt, zittere ich. Er knabbert an meinem Ohr und sagt, ich sähe zum Anbeißen aus. Ich lache und sage ihm, dass seine Bartstoppeln kratzen.
    Er reibt sich am Kinn und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an: »Sehe ich aus wie ein ordentlicher Verräter?«
    »Absolut.«
    »Gut.« Sein zärtlicher Blick weckt Erinnerungen, die mich rot werden lassen. Ich habe jedoch wenig Zeit, zurückzudenken, denn plötzlich kommt ein

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