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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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Mädchen auf uns zu, das außer Strumpfhosen kaum etwas anhat.
    »Kunal! Da bist du ja! Ich habe dich überall gesucht. Hör mal, dieser blöde Push-up taugt nichts!« Entrüstet holt sie zwei kleine beige Kissen aus ihrem BH. »Sieh sie dir an. Sie sind so groß wie Kissen und rutschen ständig herum.«
    »Dann kleb sie doch besser fest, Pooj«, rät Kunal. Er greift nach einer Rolle Klebeband. »Hier.«
    »Wessen Idee war es überhaupt, der Hexe eine Doppel-D-Oberweite zu verpassen?«
    »Shakespeares natürlich«, grinst Kunal. Er bemerkt meinen irritierten Blick. »Oh, Ani, das ist Pooja, eine unserer Hexen. Und Pooj, das ist Ani.«

    Ich versuche, entspannt zu lächeln, aber es gelingt mir nicht. Ich bin zu erstaunt.
    Ganz anders als Pooja. »Ich ziehe mich doch nicht vor ihr aus!«, kreischt sie. »Wo zum Teufel ist Jindal, der Idiot?«
    Sie dreht sich auf dem Absatz um – wodurch sie uns ihren nackten Rücken präsentiert – und rauscht fluchend aus dem Zimmer. Im Gang stößt sie mit jemandem zusammen: »Was soll das, verdammt!«
    »Entschuldigung, wir suchen Kunal«, nuschelt eine vertraute Stimme.
    »Keds, wir sind hier drinnen! Was machst du da draußen? Komm rein!«
    Die beiden sehen aus wie das perfekte Paar, halten Händchen und machen große Augen. Als wäre das hier ein absurder Film. »Hast du das Mädchen gesehen, das mit mir zusammengestoßen ist? Sie hatte nichts –«
    »Sie verkleidet sich für ein Theaterstück, was hast du erwartet?«, zische ich.
    »Ja, aber sie wirkte –«
    »Das ist die typische Anspannung vor dem Auftritt, du Dummkopf. Schau dir Kunal an, sieht er nicht toll aus?« Ich greife nach seiner Hand und strahle ihn an. »Ma konnte nicht kommen«, erkläre ich und versuche, dabei locker zu wirken. »Sie musste nach Singapur. Aber ich habe Keds und Rani mitgebracht.«
    Kunal lächelt und gibt Keds die Hand. »Schön, dass du gekommen bist. Wie geht’s?«
    »Gut … ganz gut«, sagt Keds und wirkt dabei untypisch steif.

    »Ich hoffe, du bist bereit für etwas Makabres?«
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Und Rani!«, sagt Kunal lächelnd und wendet sich ihr zu. »Ich freue mich sehr, dass du hier bist. Sind wir jetzt Freunde?«
    Rani fährt sich durchs Haar, ihre Armreifen klimpern. Sie presst ihre Lippen auf seltsame Weise zusammen –das soll wohl ein Lächeln sein.
    »Und ihr gebt heute Macbeth?«, fragt Keds.
    »Ich liebe diesen Kerl, und du?«
    »Mindestens eine von uns auch«, antwortet Keds und sieht mich an.
    Kunal grinst und zieht mich zu sich.
    Mir fällt auf, dass Keds und Rani Blicke austauschen, dass beide unruhig wirken. »Keds …«, sagt Rani.
    »Richtig, wir sollten gehen.« Betont auffällig blickt er auf die Uhr. »Ich habe Rani versprochen, ihr das Theater zu zeigen. Bis nachher, Ani.«
    Hand in Hand verschwinden sie, flüsternd und kichernd und sichtlich in Eile. Ich bin angespannt.
    »Und was machen wir nachher?«
    Ich sehe Kunal fragend an. »Nachher?«
    »Zu dir oder zu mir?«
    »Weder noch.«
    »Weder noch?«
    Er beißt mir zärtlich ins Ohrläppchen, ich zucke zurück. »Ich – Ich muss gehen«, sage ich.
    Als ich in den Saal komme, sitzen Keds und Rani in der ersten Reihe und unterhalten sich über irgendeinen
Filmschauspieler, von dem ich noch nie gehört habe. Ich blättere durch das Programmheft. Sie setzen ihr Gespräch fort, als hätten sie mich nicht bemerkt. Ich überlege, mich auf einen anderen Platz zu setzen und ihnen die anscheinend so ersehnte Privatsphäre zu geben. Als Keds wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schultern legt, versteift sich mein Körper. »Schon fertig mit dem Liebesgeflüster?«, fragt er und zieht mich zu sich heran.
    Ich winde mich aus der Umarmung und schiebe seinen Arm weg.
    »Jemand hat wohl schlechte Laune«, witzelt er. »Warte, ich glaube, ich habe ein Heilmittel.« Er drückt mir meinen Lieblings-Schokoriegel in die Hand. Sofort reiße ich ihn auf. »Um mich aufzuheitern, brauchst du weit mehr als Schokolade.«
    Die Vorstellung ist großartig. Kunal schreitet mit Banquo über die in Schummerlicht getauchte Bühne. Er ist atemberaubend. Mit den hohen Stiefeln, dem weiten Umhang und dem Schwert wirkt er geradezu majestätisch, überlebensgroß. Ich wusste bisher nicht, welche Bühnenpräsenz er hat, wie intensiv er in eine Rolle eintaucht. Das Stück reißt mich mit, Kunal spielt die teuflische Entwicklung seines Charakters mit erschreckender Perfektion. Als der Vorhang fällt, applaudiert das Publikum

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