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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern mein Diener.«
    »Hast Du den Usta später wieder gesehen?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Vor dem Thurme von Galata, wo er als Leiche lag.«
    »So ist es also doch wahr, was mir hier dieser Mann sagt!«
    Er deutete dabei auf den Menschen, welcher die Lampe hielt.
    »Du hast nicht gewußt, daß der Usta todt ist?« fragte ich.
    »Nein. Er war verschwunden. Man fand Kolettis todt und neben ihm eine Leiche, die Niemand kannte.«
    »Es war der Usta!«
    »Ihr habt ihn vom Thurme gestürzt?«
    »Wer hat Dir das gesagt?«
    »Dieser Mann hier. Ich kam nach Edreneh, ohne irgend Etwas zu wissen. Ich war zu meinem Vater gerufen. Ich suchte ihn bei Hulam, ohne zu sagen, wer ich sei, und hörte da, daß er sich in Gefangenschaft befinde. Er ist gerettet worden ohne mein Zuthun. Dieser Mann hier ist sein Diener und hat mit ihm bei Hulam gewohnt. Dein Freund und Beschützer Hadschi Halef Omar hat ihm Alles erzählt, und so erfuhr ich es wieder. Ich suchte meinen Vater beim Handschia Doxati. Er war bereits fort, aber Ihr befandet Euch im Stalle. Wir beobachteten Euch. Ich hatte erfahren, daß Du ein Nemtsche bist, und darum mußte Einer von uns an der Ecke auf Euch warten und Dir dann sagen, daß ein Nemtsche krank geworden sei. Jetzt nun bist Du in unserer Gewalt. Was glaubst Du wohl, was wir mit Dir thun werden?«
    Diese Erklärung gab eigentlich viel Stoff zum Nachdenken; ich nahm mir jedoch keine Zeit dazu und antwortete rasch:
    »Um mein Leben habe ich keine Sorge. Tödten werdet Ihr mich nicht.«
    »Warum sollten wir das nicht thun? Du bist in unserer Gewalt!«
    »Dann würde Euch das Lösegeld entgehen, welches ich bezahlen kann.«
    Seine Augen blitzten auf. Ich hatte das Richtige getroffen. War das Geld bezahlt, so konnten sie mich ja noch auf die Seite schaffen. Er fragte:
    »Wie viel willst Du geben?«
    »Wie hoch schätzest Du meinen Werth?«
    »Dein Werth ist nicht größer als der Preis eines Agreb oder Jylon. Beide sind giftig, und man tödtet sie, sobald man sie erwischt. Dein Leben ist nicht den zehnten Theil eines Para werth. Aber das, was Du uns gethan hast, erfordert eine große Strafe, und darum sollst Du ein Lösegeld zahlen müssen!«
    Ah, da sagte er es ja ganz deutlich: die Zahlung des Lösegeldes sei nur zur Strafe, und dann sei mein Leben doch noch keinen Pfennig werth! Aber ich konnte wenigstens Zeit gewinnen und meinte daher in ernstem Tone:
    »Du vergleichst mich mit dem giftigsten Gewürme! Ist das die Höflichkeit, welche ich zur Bedingung gemacht habe? Tödtet mich; ich habe nichts dagegen! Ich zahle keinen einzigen Piaster, wenn Du nicht in anderer Weise mit mir sprichst!«
    »Du sollst Deinen Willen haben; aber je mehr Höflichkeit Du forderst, desto größer wird die Summe sein, welche wir verlangen.«
    »Nenne sie!«
    »Bist Du reich?«
    »Ich tausche nicht mit Dir!«
    »So warte!«
    Er erhob und entfernte sich. Der Andere blieb zurück, beobachtete aber das tiefste Schweigen. Ich hörte Stimmen in dem vordersten Raume, konnte aber kein Wort unterscheiden, doch merkte ich, daß man verschiedener Meinung war. Es verging wohl über eine halbe Stunde, ehe er zurückkehrte. Er setzte sich nicht nieder, sondern fragte im Stehen:
    »Zahlst Du fünfzigtausend Piaster?«
    »Das ist viel, sehr viel!«
    Ich mußte mich doch ein wenig sträuben. Er machte eine Gebärde der Ungeduld und sagte:
    »Keinen Para weniger! Willst Du? Antworte sogleich, denn wir haben keine Zeit!«
    »Gut, ich zahle sie!«
    »Wo hast Du das Geld?«
    »Natürlich nicht bei mir. Ihr habt mir ja Alles genommen, was ich in den Taschen trug. Auch nicht hier in Edreneh.«
    »Wie willst Du uns da bezahlen?«
    »Ich gebe Euch eine Anweisung auf Konstantinopel.«
    »An wen?«
    »An den Eltschi von Farsistan.«
    »An den Gesandten von Persien?« fragte er erstaunt. »Ihm soll der Brief vorgezeigt werden?«
    »Ja.«
    »Wird er bezahlen?«
    »Glaubst Du, daß der Vertreter des Schah-in-Schah kein Geld habe?«
    »Er hat sogar sehr viel Geld; aber wird er bereit sein, es für Dich auszugeben?«
    »Er weiß sehr genau, daß er Alles, was er für mich bezahlt, wiederbekommen wird.«
    Ich machte keine Lüge, denn ich war fest überzeugt, daß der Perser den Überbringer meiner Anweisung ebenso wie mich selbst für wahnsinnig halten werde. Der Sohn der Zoroasterlehre hatte gar keine Ahnung von der irdischen Existenz eines deutschen Federfüchserleins meines Namens.
    »Wenn Du dessen sicher bist, so schreibe die Anweisung!«
    »Worauf? Wohin? Etwa auf

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