Delta Operator (German Edition)
darauf, unter ihm zu arbeiten. Und das Beste an der Sache war, dass sie im selben Kampfverband diente, wie John und dass sie ihn nun wesentlich öfter sehen konnte. Nina war an Bord des Flaggschiffes, des großen Flugzeugträgers der Nimitz-Klasse stationiert, wohingegen John auf einem Begleitschiff, dem amphibischen Landungsschiff USS Iwo Jima mit seinen Seahawks als U-Bootjäger untergebracht war. Sie waren sich also nahe und waren trotzdem getrennt. Doch das machte ihr nichts aus, sie fühlte sich großartig.
Am Abend gab der Admiral einen Empfang, um die neu angekommenen Offiziere nach alter Marinetradition zu begr üßen. Es waren außerdem Beobachter der französischen, der deutschen und der italienischen Marine an Bord, weshalb der Empfang ein bisschen pompöser ausfiel, als sonst üblich. Das Wetter an diesem Abend war ausgesprochen schlecht gewesen, erinnerte sie sich. Die Kampfgruppe befand sich am Rand eines Tiefdruckwirbels etwa tausendvierhundert Seemeilen östlich von Florida in den tiefblauen Gewässern des Atlantiks. Heftige Sturmböen peitschten die See auf und haushohe Wellen rollten gegen die stählernen Rümpfe der großen Kriegsschiffe. Das Wetter war absolut grenzwertig und der Flugbetrieb auf der Kennedy wurde eingestellt.
Doch John, der ebenfalls zum Empfang eingeladen war, wollte unbedingt teilnehmen, wollte seine Nina wieder in die Arme schließen nach all den langen Wochen der Einsamkeit. Er setzte sich also in einer langen Debatte mit dem Captain der USS Iwo Jima durch und erreichte schließlich, dass er die Genehmigung erhielt, mit einem Seahawk auf die Kennedy über zu setzen. Dann kletterte er in den Hubschrauber und hob vom schwankenden, rollenden Deck ab.
Nina hörte auf zu reden und fuhr sich mit der Hand ins Gesicht. Crowe hörte das Rasseln der Kette und hörte, wie sie ganz leise schniefte. Nur ein einziges Mal.
“Alles in Ordnung?”, fragte er sie vorsichtig.
“Danke, es geht schon”, flüsterte sie mit brüchiger Stimme, dann fuhr sie fort.
“Es galt noch kein Flugverbot aber niemand flog mehr, Steven. Es war einfach zu gefährlich für einen solchen Einsatz, vor allem in Friedenszeiten”, sagte sie leise.
“Er hätte nicht fliegen dürfen, doch er wollte wohl unbedingt am Empfang teilnehmen”, ergänzte sie mit brüchiger Stimme.
“Um Sie zu sehen. Das kann ich verstehen.” Crowe fühlte sich zunehmend trauriger, je länger Nina erzählte.
Sie nickte im Dunkeln, er sah es an ihrer Silhouette.
“Ja”, schluchzte sie nun, “und deswegen ist er jetzt tot.”
Sie weinte lautlos, wobei es ihr nicht gelang, ganz leise zu bleiben. Crowe legte rasch die MP zur Seite und nahm das Headset ab. Das Nachtsichtgerät hatte er bereits vor einer guten Stunde abgelegt. Er drehte sich zu ihr und berührte sie sanft an der Schulter. Sie weinte nun ein bisschen lauter und Steven rutschte zu ihr hinüber. Er umfasste vorsichtig ihren Hinterkopf und zog sie sanft zu sich her. Widerstandslos glitt sie in seine Richtung, bettete ihren Kopf an seiner Schulter und weinte nun hemmungslos. Er spürte, wie auch ihm Tränen in die Augen stiegen, als er sie nun mit beiden Armen umfasste und sie sanft drückte. Ihre Arme schlossen sich um seinen Oberkörper, sie hielt sich an ihm fest. Er spürte ihr Zittern und ihre Tränen, die an seinem Hals hinunterliefen. Er hielt sie fester und sie schmiegte sich an ihn, ihre Wangen berührten sich. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen auf seinen Lippen, spürte ihre Wärme durch die dünnen Kleider und roch den Duft ihrer Haare. Er spürte die Zerbrechlichkeit ihres schlanken Körpers und schwor sich, dass nichts und niemand ihr Schaden zufügen sollte. Nicht, solange er da war und auf sie aufpasste.
Er tröstete sie mit Worten, die er später nicht mehr wusste. Er streichelte ihren Kopf, fuhr sanft über ihre Haare und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht. Er redete weiter mit ihr, minutenlang und spürte, wie sie sich in seinen Armen en tspannte. Das Zittern wurde schwächer und das Schluchzen hörte schließlich auf. Nina atmete nun gleichmäßig, ihr Griff um seinen Oberkörper wurde sanfter.
Sie war eingeschlafen.
Crowe küsste sie zärtlich auf die Stirn und wusste, dass er den General weiter schlafen lassen würde. Um nichts in der Welt wollte er sie jetzt aufwecken.
Und unter keinen Umständen wollte er sie jetzt
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