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Dem eigenen Leben auf der Spur

Dem eigenen Leben auf der Spur

Titel: Dem eigenen Leben auf der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Bernhard
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dahinschwebte. »Eigentlich benötigt man zwei von diesen Autos, denn einer ist immer in der Werkstatt«, pflegte meine Mutter laut lachend zu sagen, sehr zum Leidwesen meines Vaters. Wenn sie als blonde Schönheit im Pelzmantel aus dem Auto stieg, konnte sie sich aller Blicke sicher sein.
    Meinem Vater dagegen waren Äußerlichkeiten nie wichtig. Nie schien er sich einen neuen Mantel zu kaufen, mit seiner Kleidung reagierte er lediglich auf das wechselnde Wetter. Sie war modisch überholt, aber zweckkonform. Die Bescheidenheit meines Vaters, sein Prinzip »Mehr zu sein als zu scheinen« beeindruckte mich, meine beiden Brüder genossen dagegen den Pomp und die Außenwirkung meiner Mutter.
    Ich selbst lief abgerissen herum, die Kaschmirpullover, die mir meine Mutter kaufte, empfand ich als zu kratzig und zog lieber verwaschene, ausgeleierte Nickis in Giftgrün an. Und sosehr ich die Fahrt im Jaguar auch genoss, so peinlich war es mir, mit dem Auto zur Schule gebracht zu werden und unter den Augen meiner Klassenkameraden aussteigen zu müssen.
    Es war eigentlich kein Wunder, dass die Ehe meiner Eltern unglücklich war. Mein Vater wollte keine Show, und meine Mutter fühlte sich ungeliebt. Die Stimmung meiner Mutter wechselte schlagartig, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. An guten Tagen überschüttete sie alle um sich herum mit Geschenken, an schlechten Tagen keifte sie meine Brüder und mich bösartig an. »Hätte ich dich mal abgetrieben«, hörten wir mehr als einmal. Sie war für sich, ihre Familie und ihre Umgebung vollkommen unberechenbar.
    1987 beschlossen meine Eltern, sich zu trennen. Meine Mutter hatte herausgefunden, dass mein Vater schon seit längerem eine Beziehung zu einer sehr attraktiven, allein stehenden Frau aus dem engeren Freundeskreis unterhielt.
    Es muss wie in einem schlechten Roman gewesen sein: Ein Fehler in der Telefonanlage ließ sie ein Gespräch mithören, das mein Vater mit seiner Geliebten führte. Mein Vater stimmte einer sofortigen Trennung ohne zu zögern zu, ihre hohen Unterhaltsforderungen akzeptierte er ohne zu murren.
    Wir Kinder konnten nur dabei zusehen, wie sie eine herrschaftliche Wohnung am Starnberger See mietete und mit Kisten voller Schmuck und Kunstgegenständen ausstattete, die sie Woche für Woche aus unserem Haus abtransportieren ließ. Meinen Vater interessierte das alles nicht.
    Mit dem Auszug meiner Mutter wollte ich mich endlich von ihrer Unzufriedenheit und dem Größenwahn, in dem sie lebte, lösen. Meine Leistungen in der Schule litten schon längst unter der Trennungsgeschichte meiner Eltern, ich musste öfters die Schule wechseln. Überall störte ich den Unterricht massiv. Ich lebte das häusliche Chaos und den fehlenden Rückhalt offensiv aus.
    Eigentlich wollte ich vermutlich Grenzen gezeigt bekommen, aber meine Mutter konnte nur schreien und mein Vater wühlte sich in seine Arbeit ein. Meine Fingernägel waren blutig abgekaut, keine noch so bittere Nageltinktur konnte mich stoppen. In diesen Monaten gab es eigentlich nur unseren Hund Bella, dem ich mich nah fühlte.
     
     

Das Ende
     
    Viele Jahre lang verbrachten wir Weihnachten in Saalbach-Hinterglemm. Nun wollten wir hier ein letztes Mal als Familie feiern, zu fünft an einem Tisch. Der Eklat war vorprogrammiert, nur wusste niemand, wann es knallen würde.
    Das Geschenkeverteilen rettete uns noch über den Beginn des Weihnachtsabends, aber irgendwann stritt sich meine Mutter heftig mit meinem mittleren Bruder, den sie über alles liebte, der ihr aber inzwischen auch das Gefolge verweigerte. Mein ältester Bruder saß mit großen Augen daneben und wusste nicht, wie ihm geschah. Er liebte meine Mutter abgöttisch.
    Am ersten Weihnachtsfeiertag reiste sie ab, nachdem der Streit vollends eskaliert war. Irgendwie waren wir froh darüber, es ging einfach nicht. Abends machten wir uns Luft und gingen Rodeln und uns Austoben. Keiner sprach ein Wort über das, was vorgefallen war.
    Am zweiten Feiertag reisten dann meine Brüder ab, ich meldete mich in einem Skikurs an.
    Als mein Vater am nächsten Tag abends in unser Apartment kam, wusste ich sofort, dass etwas Schlimmes geschehen war. Zum ersten Mal überhaupt sah ich ihn weinen.
    »Du hast jetzt keine Mutter mehr«, sagte er mit tränenerstickter Stimme zu mir.
    Ich muss ihn nur fragend angesehen haben.
    »Sie ist tot. Ich komme gerade aus Salzburg, wo ich sie identifizieren musste.«
    Ich brach zusammen und legte mich heulend ins Bett. Wie in

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