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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Moment zu spüren.
    “Warum seid ihr nicht geschieden?”
    “Das frage ich mich jedes Mal, wenn ich eine Nachricht von ihr auf dem Küchentisch finde, in der steht, dass es ihr Leid tut.” Er seufzte und sagte dann schlicht: “Sie ist meine Frau.”
    “Was muss das für eine Frau sein, die ihren Mann und ihr Kind verlässt?”
    “Ella.” Es klang, als flehte er darum, dass sie Verständnis zeigte, dass sie geduldig war. “Fannie ist krank. Sie hatte schon ein Drogenproblem, bevor wir heirateten. Ihre Kindheit war ziemlich schlimm – ich habe dir ja davon erzählt. Natürlich wusste ich von ihrem Problem und habe ihr Hilfe besorgt. Für eine lange Zeit hat sie auch keine Drogen mehr angerührt, und als wir heirateten, riss sie sich wirklich zusammen, um uns ein schönes Leben zu machen. Als sie dann schwanger wurde, war sie so glücklich. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schön war wie Fannie, als sie Marion unter dem Herzen trug.”
    “Hat sie …”
    “Nein”, sagte er und schüttelte den Kopf. “Während der Schwangerschaft hat sie nichts genommen. Dafür werde ich ihr auch immer dankbar sein. Aber nachdem Marion auf der Welt war … Vielleicht war es eine postnatale Depression, ich weiß es nicht. Anfangs hat sie es heimlich getan, und wir hatten fürchterliche Auseinandersetzungen, als ich es herausfand. Aber als sie dann begann, Medikamente aus der Klinik zu stehlen, war das Maß voll. Ich wusste, dass ich die Situation nicht mehr ertragen konnte, und habe dafür gesorgt, dass sie in eine Suchtklinik eingeliefert wurde. Was sollte ich noch machen? Aber bevor ich sie wegbringen konnte, war sie schon verschwunden.”
    “Harris, ich verstehe es nicht. Warum bist du noch mit ihr verheiratet?”
    “Ich kenne sie, seit sie ein Kind ist, Ella. Ich habe mich immer um sie gekümmert, und sie hat eine ganze Menge für mich getan. Und auch für meine Mutter. Es ist nicht einfach zu erklären, und ich bin weiß Gott kein Heiliger. Ich habe mich immer gefragt, was wäre, wenn sie bei einem Unfall verletzt würde? Wenn sie gelähmt wäre oder im Koma läge. Würde ich mich dann von ihr scheiden lassen? Oder was wäre, wenn sie schizophren würde und in eine Anstalt käme? Würde ich sie dort lassen? Die Antwort ist und bleibt ‘Nein’. Im Ehegelöbnis heißt es ‘in guten wie in schlechten Zeiten’.”
    “Was willst du mir damit sagen?” fragte sie.
    Er holte tief Luft. “Dass es mir Leid tut. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt.”
    Ella zog die Knie an und wickelte die Decke fest um sich. Sie legte das Kinn auf die Knie und dachte lange über das nach, was Harris ihr gerade erzählt hatte. Ihr war gerade das Wundervollste auf Erden passiert, und er hatte nicht gewollt, dass es so weit kam. Voller Schmerz schloss sie die Augen.
    “Oh, Harris”, flüsterte sie resigniert. “Was soll denn jetzt geschehen?”
    “Das liegt allein bei dir, Ella. Ich möchte nicht, dass du gehst, aber ich werde dir nicht noch einmal so nahe treten, um dich zu lieben. Ich will es. Gott, wie ich es will. Aber ich werde mich zusammenreißen – das schwöre ich.”
    Er sah ihr tief in die Augen, doch sie konnte seinem Blick nicht standhalten. Traurig ließ er die Schultern hängen, beugte sich vor, um nach seinen Kleidern zu greifen und kroch aus dem Zelt.
    Als er ging, wehte frische Luft in den Unterschlupf und verwirbelte die abgestandene Feuchtigkeit, die sich unter der Plane gebildet hatte. Ella streckte die Hand nach ihren Kleidern aus und hielt sie an sich gepresst. Sie waren kalt und nass und rochen nach Flusswasser. Es blieb ihr keine andere Wahl, als in die nassen Sachen zu schlüpfen. Unter der niedrig hängenden Plane stand sie gebückt und kämpfte mit dem klammen, kalten Stoff.
    Gerade als sie den Reißverschluss ihrer Short hochzog, steckte er den Kopf ins Zelt. “Ich wünschte, wir hätten genug Zeit, um ein Feuer zu machen, damit wir die Kleider wenigstens ein bisschen trocknen könnten.”
    “Ach, das macht nichts.”
    “Du solltest das hier trinken”, sagte er und reichte ihr eine Tasse mit heißer Suppe. “Ich denke, du hattest Recht, was die Suppe betrifft.”
    Die Tomatensuppe war warm und tatsächlich beruhigend. Ella hielt die Tasse mit beiden Händen fest umklammert und genoss die Wärme.
    “Nach dem Imbiss sollten wir uns so schnell wie möglich auf den Rückweg machen. Falls es wieder anfängt zu regnen, wollen wir doch weg sein, oder? Bist du

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