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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Einschüsse an ihnen festgestellt wurden.
    Danach geht es um die Schalldämpfer. Ein Kriminaltechniker demonstriert, wie die beiden Täter diese gebaut haben. Ein paar Aluminiumrohre, Kabelbinder, Isolierband und zwei große Cola-Flaschen reichen. Dennoch braucht man Fingerfertigkeit, Präzision – und Zeit. »So eine Konstruktion habe ich noch nie gesehen«, erklärt der Polizist, jedoch sei sie auch nicht besonders ungewöhnlich. Die Anleitungen dafür, so erklärt es der Waffenexperte, fände man im Internet.
    Die Täter, so der Experte, haben den Lauf der Pistolen mit den Aluminiumrohren verlängert und dann die Plastikflaschen darauf gesteckt. Das Ganze sei mit Kabelbindern und Isolierband befestigt worden. Kerben in den Rohren sorgten dafür, dass sich der Schall innerhalb der Plastikflaschen ausbreite – so werde der Knall deutlich gedämpft.
    Vermutlich haben Frederik und Andreas schon Wochen vor den Morden damit begonnen, Schalldämpfer zu bauen und zu testen. Eine Tat im Affekt ist damit ausgeschlossen. Quittungen belegen, dass Frederik die benötigten Utensilien lange vor der Tat im Baumarkt gekauft hat.
    Problematischer sind die Schmauchspuren. Zwar wurden nach der Tat sowohl an Andreas als auch an Frederik Schmauchspuren gefunden; bei Frederik jedoch nicht an den Händen, sondern nur am Pullover. Die geringfügigen Partikel an Andreas’ Händen könnten auch vom späteren Berühren der Leichen und nicht vom Schießen stammen.
    Die Verteidigung lässt sich diese Steilvorlage nicht entgehen. »Die Polizei hatte also zuerst überhaupt keine Beweise«, sagt Frederiks Anwalt in einer Prozesspause. »Erst als mein Mandant einige Tage nach der Tat ausgesagt hat, konnte die Polizei die Tatwaffen finden und hatte damit fundierte Beweise.« Und er setzt süffisant hinzu: »Das mit den Schmauchspuren war eine glatte Lüge. Dabei hat die Polizei doch immer damit geprahlt, das seien die Beweise.«
    Noch immer unklar ist Andreas’ Rolle bei den Morden. Angeblich will er weder bei der Exekution der Schwestern noch bei der Tötung der Eltern dabei gewesen sein. Lügt er? Wird es Beweise geben, dass er mitgemacht hat?
    Ein Ballistiker wird als nächstes befragt. Es geht um den Tathergang in der Mordnacht. Nachweislich wurde aus beiden Waffen gefeuert. Frederik will dies allein getan haben. Dass jemand mit links und rechts gleichzeitig schießt »das sieht man immer im wilden Westen«, sagt der Experte dem Gericht. »Aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.« Seiner Ansicht nach kann Frederik keinesfalls gleichzeitig aus den beiden verschiedenen Tatwaffen, an denen jeweils noch der riesige Schalldämpfer angebaut ist, geschossen haben, und dabei schon gar nicht jedes Mal ein – sich bewegendes – Ziel getroffen haben. Aber Andreas H. ist nicht bereit, etwas anderes auszusagen.
    Danach erläutert der Rechtsmediziner seine Befunde. Die Opfer wurden von den Patronen im Gesicht, am Bauch, an den Armen und am Hals getroffen. Sachlich dokumentiert er durchschossene Herzen, gesprengte Schädelkapseln und verletzte Wirbelsäulen. Die Täter haben auffallend häufig auf die Gesichter der Familienmitglieder geschossen. Verletzungen des Gesichtes sprechen für Beziehungstaten. Der Täter kennt das Opfer persönlich, hasst es, will seine Persönlichkeit auslöschen. Warum hätte Frederik dies tun sollen?
    Andreas H. und Frederik B. verfolgten die detaillierten Schilderungen des Rechtsmediziners wie immer regungslos. Selbst als die Leichen der beiden Schwestern auf der großen Leinwand gezeigt werden, zeigen sie keine Reaktion.
12. Prozesstag: Mittwoch, 27. Januar 2010
»Aus Liebe zum Andreas«
    Wieder erwartet die Teilnehmer eine überraschende Wendung im Prozess um den Vierfachmord von Eislingen.
    Das Landgericht Ulm zitiert aus der schriftlichen Stellungnahme, die Frederik B. kurz nach der Tat abgegeben hat. Darin nennt er den Grund für die Morde: »aus Liebe zum Andreas«. Im Vernehmungsprotokoll steht zudem, dass Frederik auf die Frage, ob er die Familienmitglieder aus Freundschaft zum Sohn getötet habe, nickt.
    Ein Polizist sagt aus, dass Frederik B. in einer Vernehmung berichtet habe, dass er und Andreas beim Mallorca-Urlaub 2008 vom Vater im Bett erwischt worden seien. Das Protokoll der Vernehmung wird verlesen. Auf die Frage, ob er und Andreas »intim« gewesen seien, habe Frederik genickt. »Er wollte nicht, dass es jemand erfährt«, äußert Frederik. Beziehungen zu Mädchen seien für Andreas

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