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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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ein Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt werden kann, könnte Mario L. demnach mit 55 Jahren, ab dem Jahr 2023 (die Untersuchungshaft wird angerechnet) wieder freikommen.
    Mario L.s Gefährlichkeitsprognose ist nach wie vor hoch.

Der Fall Daniel V.
    (Michelle aus Leipzig)

Ein Kind kommt nicht nach Hause
Montag, 18. August 2008, nachmittags
    Ein warmer Sommertag in Leipzig. Die Höchsttemperatur wird bei 26,8 Grad gemessen. Kinder genießen ihre letzte Ferienwoche. Die Sommerferien enden spät in diesem Jahr in Sachsen – erst in einer Woche – am Montag, dem 24. August, wird die Schule wieder beginnen.
    Sommerferien dauern rund sechs Wochen – der Jahresurlaub der Eltern meist nur drei. Nicht alle Kinder können die restliche Zeit zu Hause betreut werden; die Eltern arbeiten, die Großeltern wohnen nicht in der Nähe, ältere Geschwister gibt es nicht immer.
    Und so besuchen viele Grundschüler in dieser schulfreien Zeit den Hort. Sie sind hier gut aufgehoben, können mit Gleichaltrigen spielen, es gibt ein warmes Mittagessen und die »Ferienspiele« werden durch ausgebildete Pädagogen – Lehrer und Erzieher, organisiert und betreut. Die Eltern müssen sich keine Sorgen um ihre Kinder machen.
    Der Stadtteil Reudnitz-Thonberg im Südosten von Leipzig entstand bei der Neugliederung im Jahr 1992. Noch während der 90-er Jahre galt Reudnitz als Hochburg der Rechtsradikalen, doch das Bild hat sich weitestgehend gewandelt. 2008 leben hier viele Studenten, junge Familien und aufstrebende Berufstätige.
    Auch die achtjährige Michelle wohnt mit ihren Eltern und zwei Brüdern hier. Auch sie besucht in den Ferien den Schulhort.
    Sie ist ein hübsches blondes Mädchen mit blaugrauen Augen. An diesem warmen Montag im August trägt sie hellblaue Jeans, ein gelbes Shirt und darüber eine rosafarbene Jacke mit Kapuze. Ihre persönlichen Dinge sind in einer Tasche verstaut, die komplett in Pink mit hellblauen und weißen Herzchen bedruckt ist. Auf der Vorderseite ist ein großes rosa Herz eingeprägt.
    Gegen 15:30 Uhr verlässt Michelle zusammen mit einer Freundin den Schulhort ihrer Grundschule in der Martinstraße. Es war ein aufregender Tag für die Kinder. Gemeinsam mit ihren Erziehern waren sie im Leipziger Zoo, sind dann mit dem Bus zurück zur Grundschule gefahren. Michelle freut sich nun darauf, die Erlebnisse ihren Eltern und Brüdern zu erzählen.
    Das Mädchen gilt als zuverlässig. Sie kennt den Weg von der Schule nach Hause seit fast zwei Jahren. Es sind höchstens zehn Minuten zu gehen – ein Stückchen die Martinstraße entlang, dann zweimal links. Reudnitz ist vorstädtisch geprägt, viel Grün säumt die Straßen, es gibt weiträumige Innenhöfe mit Gärten, kleine Parks.
    Die beiden Mädchen laufen noch ein Stück gemeinsam, drei Straßenkreuzungen bis zur Oststraße, dann muss Michelle abbiegen.
    Sie macht ihrer Freundin noch die rätselhafte Andeutung, sie wolle noch »L. besuchen«, danach wird Michelle nicht mehr gesehen.
    Michelles Mörder wohnt nur 50 Meter von ihrem Wohnhaus entfernt, aber das weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Wo ist Michelle?
Montag, 18. August 2008, abends
    Michelles Eltern suchen ihre Tochter. Sie ist weder bei ihren Schulkameraden noch bei Freunden oder Bekannten. Das Mädchen ist spurlos verschwunden. Am Abend des 18. Augusts melden sie das Verschwinden ihrer Tochter bei der Polizei. Eine Erklärung gibt es nicht. Das Kind ist verantwortungsbewusst und verlässlich, weglaufen käme für sie nicht infrage. Streit in der Familie habe es nicht gegeben.
    Die Polizei beginnt noch am selben Abend mit der Suche nach dem vermissten Mädchen. Mehr als 100 Beamte werden eingesetzt. Polizisten überprüfen alle bekannten Kontaktpersonen von Michelle und auch die bevorzugten Aufenthaltsorte der Achtjährigen, Freunde und Bekannte der Familie werden befragt; alle Stellen, an denen sich Michelle aufhalten könnte, werden durchsucht – das Kind bleibt verschwunden.
Dienstag, 19. August 2008
    Inzwischen suchen mehr als 100 Polizisten nach der vermissten Michelle. Sie durchkämmen das Gebiet um ihre Grundschule in der Martinstraße. Beamte der Sächsischen Bereitschaftspolizei und die Diensthundestaffel durchsuchen leer stehende Gebäude, Fabrikgelände und Kleingartenanlagen. Ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera überfliegt das Gelände, die Reiterstaffel kontrolliert große Areale wie Parkanlagen und Wäldchen – ergebnislos.
    Gleichzeitig werden die Anwohner der Straßen

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