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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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seiner Pensionierung und leitete die Ermittlungen der »SoKo Michelle« trotzdem bis zum Schluss. Er empfindet das Urteil als Genugtuung. Dies vor allem, weil sich Daniel V. nur aufgrund des großen Drucks durch die Polizei ein halbes Jahr nach der Tat gestellt habe.
    Daniel V. hat eine Haftstrafe bekommen. Er schätzt seit jeher feste Regeln. So ist davon auszugehen, dass er sich im Gefängnis gut führen wird. Damit steigt die Chance auf vorzeitige Entlassung. Da er sich einer Begutachtung weiterhin verweigert, kann nicht eingeschätzt werden, in welchem Ausmaß die psychischen Störungen bei ihm fixiert sind und ob er behandlungsbedürftig ist. Vielleicht lässt sich sein mangelndes Sozialverhalten entwickeln, vielleicht holt er »Reifungsdefizite« auf. Vielleicht auch nicht.
    V. hat sein Opfer nicht »nur« vergewaltigt. Er hat ein achtjähriges Mädchen geschlagen, gewürgt, gefesselt, hat ihr Zähne ausgeschlagen. Sind das seine bevorzugten Phantasien? Niemand weiß das.

Ausblic k
    Im Januar 2010 ermittelt Leipzigs Polizeipräsident in den eigenen Reihen. Die Herausgabe von Ermittlungsdetails an die Presse trotz Nachrichtensperre ist noch immer nicht aufgeklärt.
    Die SoKo »Michelle« umfasste 177 Beamte. Nur wenigen waren jedoch Einzelheiten aus dem Obduktionsbericht oder später aus den Vernehmungen des Täters bekannt. Normalerweise werden solche Dateien für den allgemeinen Zugriff gesperrt. Diese Sperrung scheinen die verantwortlichen Beamten vergessen zu haben.
    Fast 50 Beamte haben die im Computer gespeicherten Daten abgefragt. Geschah dies aus reiner Neugier? Oder hat einer von ihnen Details an Dritte weitergegeben?
    Der Polizeipräsident leitet die Namen an den sächsischen Daten schutzbeauftragten weiter. Dort wird jeder einzelne Fall geprüft. Haben Unberechtigte vertrauliche Vorgänge eingesehen? Bestätigen sich die Vorwürfe, so werden Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Beamten eingeleitet.
    Daniel V. sitzt monatelang isoliert in einer Einzelzelle der JVA Leipzig. Solange er sich dort befindet, darf er aus Sicherheitsgründen nur allein zum Hofgang. Alle anderen Häftlinge werden während dieser Zeit weggeschlossen, selbst im Gefängnis lebt Daniel V. gefährlich. Im Internet kursieren Morddrohungen gegen ihn.
    Damit er etwas Gesellschaft hat, darf er sich in seiner »Freizeit« mit Peter S., der im Sommer 2009 die neunjährige Corinna in Eilenburg ermordete, eine Weile in einer Zelle aufhalten. Auf Nachfragen der Presse bestätigt die Justizvollzugsanstalt: »Wir haben eine Verantwortung für unsere Insassen. Sie sind aufgrund der Straftaten komplett isoliert. Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht total vereinsamen.«
    Eigentlich soll Daniel V. nach Regis-Breitingen in Sachsen verlegt werden, doch man entscheidet sich schließlich gegen diesen Vollstreckungsplan. Heute sitzt Daniel V. in einer Haftanstalt in Baden-Würtemberg.
    Nach der Festnahme von Daniel V. im März 2009 atmete Leipzig auf. Endlich schien die diffuse Bedrohung vorbei, die über Kindern und Eltern wie ein Damoklesschwert schwebte.
    Im Juli 2009 verschwindet die neunjährige Corinna aus Eilenburg. Eilenburg liegt nur wenige Kilometer nördlich von Leipzig.
    Ihr Leichnam wird an einem Nebenarm der Mulde gefunden – verpackt in einen Müllsack. Das Kind wurde vergewaltigt und umgebracht.
    Der Täter – ein 39-Jähriger. Vorbestraft.

Der Fall Egidius S.
– Würger von Aachen
»Er war meine große Liebe «
    Am Abend des 1. Juni 2010 läuft im Fernsehen eine Reportage. Sie beginnt damit, dass eine ziemlich kräftige Frau einen Weg neben einer hohen Mauer entlanggeht. Ihre Haare hängen schlaff herunter, sie hat eine Brille mit dünnem Metallgestell auf und trägt einen roten Pullover mit V-Ausschnitt, dunkle Hosen und einen Parka.
    Der Sprecher sagt: »Anke S[…] liebt einen verurteilten Mörder. Überführt wurde ihr Ehemann durch einen Gentest. In einer Vernehmung gesteht er, fünf Frauen erwürgt zu haben. […] Wegen besonderer Schwere der Schuld wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. Anke S[…] hält bis heute trotzdem zu ihm.« Der Kommentator hat den vollen Namen genannt – es ist ihr richtiger Nachname – und man fragt sich unwillkürlich, ob es ihr nicht peinlich ist, dass nun jeder Fernsehzuschauer nicht nur weiß, wie die Frau aussieht, die einen verurteilten Serienmörder liebt, sondern auch, wie sie heißt.
    Es kommt ein weißes Schild ins Bild, darauf die Worte »Justizvollzugsanstalt Aachen«. Anke

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