Demolition
Er stapfte zu Crabbes stiller Gestalt und gab dem Sessel, worin sie ruhte, einen fürchterlich wuchtigen Tritt. Während die übrigen Anwesenden stumm und entsetzt zusahen, kippten der Sessel und der Polizeipräsident schwerfällig um. »Verfluchter Kerl!« schrie Powell mit zittriger Stimme. »Immer sitzen Sie nur im Sessel herum!« Erbittert verließ er in schroffer Weise den Saal.
14
Explosion! Erschütterung! Die Zellentür springt auf. Und draußen wartet im Mantel der Dunkelheit, erreichbar durch die Flucht ins Unbekannte, die Weite der Freiheit... Wer ist das? Wer steht vor dem Zellentrakt? O Gott! O Himmel! Der Mann ohne Gesicht! mit festem Blick. Bedrohlich. Stumm. Fort! Fliehen! Flucht! Flu...!
Flug durchs All. Die Abgeschiedenheit in diesem silbernen, schlanken Rumpf, der in die Tiefen des fernen Unbekannten vorstößt, bedeutet Sicherheit... Der Lukendeckel! Er öffnet sich. Aber das ist unmöglich. Es ist niemand an Bord des Raumschiffs, der diese Luke so unheilvoll langsam öffnen könnte... O Gott! Der Mann ohne Gesicht! Mit festem Blick.
Bedrohlich. Stumm...
Aber ich bin unschuldig. Euer Ehren. Unschuldig. Sie werden mir nie eine Schuld nachweisen können, und ich werde in meiner Verteidigung niemals nachlassen, und wenn Sie mir mit Ihrem Hämmerchen die Ohren noch so sehr volldröhnen, und... Herr im Himmel! Auf dem Richtersitz. Mit Talar und Perücke. Der Mann ohne Gesicht. Mit festem Blick. Bedrohlich. Verkörperung des Strafgerichts...
Das Pochen des Hammers verwandelte sich in das Klopfen einer Hand an die Kabinentür. »Wir befinden uns über New York, Mr. Reich«, rief die Stimme des Stewards. »Ausschiffung in einer Stunde. Wir sind über New York, Mr. Reich.« Das Klopfen nahm kein Ende.
Reich fand seine Stimme wieder. »Ja, in Ordnung«, krächzte er, »ich höre Sie.« Der Steward ging. Reich stieg aus dem Liquid-Bett und bemerkte, daß seine Knie bebten. Er stützte sich an die Wand und zwang sich mit geknirschten Flüchen zum Durchhalten. Noch aufgewühlt durch d ie Schrecken des Alptraums suchte er das Bad auf, enthaarte sein Kinn mit Creme, duschte und ließ sich zehn Minuten lang von Heißluft und Dampf umwallen. Danach wankte er noch immer. Er begab sich in die Massagenische und drückte den Knopf mit dem Hinweis GRANULAT. Die Automatik verspritzte zwei Pfund feuchtes, duftiges Salz auf seine Haut. Als die Massagepuffer eben mit seiner Bearbeitung beginnen wollten, verfiel Reich plötzlich darauf, daß er einen Kaffee vertragen könnte. Er verließ die Nische, um den Service zu verständigen. Es gab eine dumpfe Erschütterung, und die Explosion in der Nische schleuderte Reich vornüber aufs Gesicht. Trümmerstücke rissen ihm den Rücken auf. Er sprang in den Schlafraum, ergriff seine Reisetasche und wirbelte sie wie ein gereiztes Tier herum, während seine Hände mit geübten Griffen die Tasche öffneten und nach dem Behälter mit Sprengkapseln tastete, den er stets mitführte. Aber in der Reisetasche war kein Behälter. Reich riß sich zusammen. Er spürte das Salz in den Verletzungen seines Rückens brennen und Blut hinabrinnen. Er bemerkte, daß er nicht länger zitterte. Vorsichtig kehrte er in die Massagenische zurück, schaltete die Apparatur ab und begutachtete den Schaden. Jemand hatte während der Nacht den Behälter aus seiner Reis etasche gestohlen und eine Sprengkapsel in jedem Massagepuffer versteckt. Der leere Behälter lag hinter der Nische. Um einen nahezu wunderbaren Sekundenbruchteil war er davongekommen... vor wem? Er untersuchte die Tür zu seinem Privatabteil. Das Schloß war offenbar von einem echten Meister seines Handwerks geöffnet worden. Es wies keinerlei Spuren von unsachgemäßer Handhabung auf. Aber wer hatte das veranlaßt? Und warum? »Schweinehunde...!« knurrte Reich. Mit von neuem gestählten Nerven begab er sich wieder ins Bad, spülte sich das Salz und sein Blut vom Körper und sprühte seinen Rücken mit einem Koagulans ein. Er kleidete sich an, trank Kaffee und ging schließlich hinunter zur Abfertigung. Nach einem heftigen mentalen Geplänkel mit dem ESPer-Zollbeamten (»Spannung, Spiel und Spökenkieken sind im Gang!«) bestieg er eine Maschine der Monarch, die schon bereitstand, und ließ sich in die Stadt fliegen. Noch unterwegs rief er das Monarch-Hochhaus an. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht seiner Sekretärin. »Irgendwelche Neuigkeiten von Hassop?« fragte Reich.
»Nein, Mr. Reich. Nichts seit Ihrem Anruf von
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