Demon Lover
Schreibtisch.»
Brown breitete die Hände aus und nickte. «Das ist richtig.»
Sie warf das Dokument auf den Tisch. «Und es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, den Vorgang anzuzweifeln oder mit mir Rücksprache zu nehmen?»
Er seufzte. «Angesichts der Schwierigkeiten, die Sie in letzter Zeit hatten – die zudem belegt sind –, gab es dafür keinen Grund. Mr. Carter ist seit dem Unfall Ihr Anwalt, nicht wahr?»
«Das stimmt», sagte sie.
«Hat sich daran etwas geändert?»
Kendras Lippen wurden schmal. «Nein, hat es nicht», murmelte sie. Sie hatte sich erst heute Morgen entschieden, ihren Stiefbruder von seinen Aufgaben zu entbinden und sich einen anderen Anwalt zu nehmen. Zu Jocelyn hatte sie gemeint, sie wolle um ihr Recht kämpfen, wieder die Kontrolle über das Vermögen zu übernehmen.
Gerald war einfach raffinierter als sie. Er hatte sie kaltgestellt, und sie hatte es erst jetzt gemerkt.
«Das Dokument, das Mr. Carter uns vorgelegt hat, ist unterzeichnet und beglaubigt. Die rechtlichen Anforderungen sind somit erfüllt. Da er seit dem Unfall Ihre Interessen wahrnimmt, hatten wir keinen Anlass, an der Gültigkeit des Dokuments zu zweifeln.» Brown zögerte einen Moment und räusperte sich, bevor er fortfuhr. «Mr. Carters Anweisungen gemäß haben wir mit der Liquidation des Treuhandvermögens begonnen.»
Kendra zuckte zusammen. Der Tag hatte schlecht begonnen, und seitdem war es immer weiter bergab gegangen. Inzwischen war die Lage geradezu apokalyptisch. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. «Liquidation?», fragte sie. «Sie meinen die Aktien und die Anleihen?»
Brown presste die Lippen zusammen. Er wusste, dass er schlechte Nachrichten verkündete, und das behagte ihm nicht. «Ja. Wenn das Vermögen liquidiert ist, wird das Bargeld Mr. Carters Konto gutgeschrieben», erklärte er behutsam. «Damit wäre das Treuhandvermögen unwiederbringlich aufgelöst.»
Kendra gefror das Blut in den Adern. Ihr schwirrte der Kopf, und sie hatte Mühe, das Gehörte zu begreifen. Es war unerträglich schmerzvoll, dazusitzen und sich anhören zu müssen, dass ihr eigener Stiefbruder sie um ihr gesamtes Erbe gebracht hatte. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und Hürden, die Nathaniel errichtet hatte, hatte Gerald ihm schließlich doch ein Schnippchen geschlagen und war als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgegangen.
Es war meine eigene gottverdammte Schuld
, schäumte sie innerlich.
Von abgrundtiefer Enttäuschung erfüllt, blickte Kendra ihr Gegenüber finster an. «Und es gibt nichts, was ich tun könnte, um mein Geld zurückzubekommen?»
Der Banker schüttelte den Kopf. «Mit dem Tod des Stifters übernimmt der vorrangige Treuhänder augenblicklich im Rahmen der Vorgaben dessen Recht, Vermögenswerte zu kaufen, zu verkaufen, zu beleihen oder sie umzuschichten. In diesem Fall hat Ihr Vater Sie bevollmächtigt, das Vermögen zu verwalten. Indem Sie dieses Recht an Gerald abgetreten haben, verfügt dieser nun über das gleiche Recht wie zuvor Sie.»
Kendra fiel die Kinnlade herunter. Um ein Haar hätte sie laut geschrien. «Und das bedeutet wohl auch, dass er mir keinen Cent zu geben braucht, wenn er nicht will.» Keine Frage. Die Antwort kannte sie bereits.
Pleite. Sie war erledigt, abgebrannt mit ganz großem A.
Brown hob voller Mitgefühl die Schultern. «So ist es.»
Kendra war noch nicht fertig, doch sie hatte so heftiges Herzklopfen, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. «Und das war alles legal?», fragte sie mit kaum hörbarer Stimme. «Nach Recht und Gesetz?»
«Allerdings – es sei denn, Sie können nachweisen, dass Sie zum Zeitpunkt der Unterzeichnung geistig oder psychisch beeinträchtigt waren.» Er senkte den Kopf und blickte sie über den dicken Rand seiner Brille hinweg an. «Ich fürchte, es wäre vor Gericht schwer zu beweisen, dass man Sie bei der Unterzeichnung hereingelegt hat. Wenn Sie nicht bei sich waren, hatten Sie keinen Anlass, zu unterschreiben. Und wenn Sie zurechnungsfähig waren, weshalb haben Sie es dann getan?»
Ja, toll. Da sie Gerald gestattet hatte, ihre Interessen wahrzunehmen, sah die Treuhandverwaltung der Bank keinen Anlass, die neue Regelung in Zweifel zu ziehen. Schließlich war er seit dem Tod ihres Vaters ihr geschäftsführender Anwalt. Und er hatte ihre Lage ausgenutzt, ihr die Schlinge um den Hals gelegt und dann zugezogen. Im Grunde jedoch hatte sie sich selbst erhängt.
Kendra konnte sich sekundenlang nicht bewegen.
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