Demonica - Ione, L: Demonica
daran, dass du dich in dem Moment, in dem du das Höllentor verlassen hast, in einen Warg verwandelt hast .«
Shade erstarrte und vergaß glatt, die Schnüre an seiner Hose zuzubinden. »Das ist ein Witz, oder ?« Als E’s Lächeln ausblieb, holte Shade scharf Luft. »E, jetzt komm schon. Wir sind gegen die lykanthropische Infektion immun .«
»Ich werde dich heute Nacht dran erinnern, wenn du Männchen machst, um mir einen Hundekeks abzuluchsen .«
Shade versuchte vergeblich zu schlucken, bekam kaum noch Luft. Seminus-Dämonen neigten nicht dazu, sich zu verwandeln. Die einzige Möglichkeit, wie ein Angehöriger zumindest zum Teil einer anderen Spezies angehören konnte, war, ihr geboren zu werden. Wie Wraith, der ein Vollblut-Seminus und zugleich ein Vampir war. Unter bestimmten Umständen, wenn Shade einer Werwölfin geboren worden wäre, wäre er ein Vollblut-Seminus, der drei Nächte im Monat einen mordsmäßigen Appetit auf Schappi entwickeln würde. Aber sie konnten sich nicht in einen Vampir oder einen Warg verwandeln.
»Erzähl mir, was passiert ist, Shade. Wo warst du in den letzten Tagen ?«
Shade ließ sich auf sein Bett sinken, ehe ihm die Knie weich wurden. »In der Hölle, E. Ich war in der Hölle .«
Langes Schweigen folgte. Das vertraute leise Piepen medizinischer Apparate hatte ihn beinahe beruhigt, als E endlich sprach. »Du hast gesagt, deine Gefährtin wäre angekettet. Wo ?«
»Bei mir .«
E nickte. Er wusste genau, welcher Ort damit gemeint war. »Darum hast du dich so plötzlich verwandelt. Der Zeitunterschied zwischen Mittelamerika und New York. Du musstest nur aus dem Höllentor kommen. Die Übergangszeit hast du komplett übersprungen .«
Stimmte. Shade hatte schon ein paarmal beobachtet, wie sich ein Werwolf in seine tierische oder zurück in seine menschliche Gestalt verwandelte, daher wusste er, dass das bei ihnen nicht einfach so von jetzt auf gleich passierte. Offensichtlich war es bei ihm anders. Er musste wohl ein ziemlich wütendes Hündchen gewesen sein, sobald seine Verwandlung vollkommen war.
»Hab ich jemanden verletzt ?«
»Nur ein paar Kratzer und Beulen, nichts Ernstes .«
»Bruderherz !« Wraith kam herein und zog Shade in eine ungestüme Umarmung.
»Da hat sich jemand ziemliche Sorgen um dich gemacht « , sagte Eidolon, als Wraith Shade endlich wieder losließ.
»Ach, und du vielleicht nicht ?« Wraith versetzte E einen Hieb gegen die Schulter und wandte sich wieder Shade zu. »So, großer Bruder, jetzt musst du uns aber einiges erklären. Fang am besten gleich mal damit an, was du dir dabei gedacht hast, die verdammte Verbindung einzugehen .«
Shade schüttelte den Kopf, und das schmerzte, als wäre er mit einem Baseballschläger verprügelt worden. »Vertraut mir, das ist nicht das, womit ich anfangen sollte .«
»Wo bist du gewesen ?« Wraith verschränkte die muskulösen Arme über der Brust und verdeckte damit den dreckigen Spruch auf seinem T-Shirt. »Wir wissen, dass du Schmerzen hattest, und wir wissen, dass du abgeschirmt wurdest .«
»Abgeschirmt? Ja, ich schätze, das passt. Ich konnte euch nicht spüren. Hab mich gefragt, warum ihr nicht zu meiner Rettung herbeigeeilt seid .« Roag war natürlich so schlau gewesen, einen Dämpfungszauber um seine Burg herum einzurichten, um die darin gefangenen Dämonen daran zu hindern, auf telepathischem Weg Hilfe zu rufen, sowie die Ausstrahlung des Leids abzuschwächen, die von besonders sensiblen Wesen aufgefangen werden könnte.
»Wraith war so fix und fertig, der wäre echt um ein Haar aus der Haut gefahren .« E tat, als ob er sich keine Sorgen gemacht hätte, aber die verquollenen dunklen Flecken unter den blutunterlaufenen Augen verrieten das Gegenteil. »Wir alle haben uns um Skulk und dich Sorgen gemacht .« Seine Stimme wurde leiser. »Ihr geht’s doch gut, oder ?«
»Nein .« Shades Brust zog sich um das Loch zusammen, das Skulks Tod hinterlassen hatte. »Der Notruf war eine Falle. Skulk und ich, wir wurden von Ghulen gefangen genommen .«
Die Temperatur im Zimmer fiel um mehrere Grad, und seine Brüder erstarrten.
»Skulk ?« E’s Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Shade konnte es nicht aussprechen. Nicht, solange sich ihm die Kehle derartig zuzog.
»Ach, Scheiße « , knurrte Wraith.
Eidolon sagte nichts, schloss nur die Augen und ließ den Kopf hängen. Er wollte ein Gebet in der Tradition der Justizia-Dämonen sprechen, bei denen er aufgewachsen war. Ein Gebet, in dem er um ein
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