Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
los, E?« Wraith lauschte einige Sekunden und beendete das Gespräch mit einem Fluch. »Wir müssen los, Ky. Es ist Gem.«
Kynan wurde leichenblass. »Was ist los? Ist was mit dem Baby?«
Baby?
»Sie wurde angegriffen«, sagte Wraith. »Sie wurde im Krankenhaus angegriffen.«
21
Idess blitzte Lore auf den Parkplatz am UG . Sie rannten hinein, wo mindestens zwei Dutzend Geister wie von Sinnen die Wände attackierten, laut heulten und sich in Ecken kauerten. Eidolon stand am Empfangstresen. Als er Lore erblickte, färbten sich seine Augen karminrot, und er stürzte sich wie ein Tiger auf ihn.
»Nein!« Idess lief ihm entgegen und rammte ihm beide Handflächen gegen die Brust. »Lore hat Shades Gefährtin nicht angegriffen, und er hat auch das Baby nicht. Wraith wird in einer Minute hier sein, er kann es bestätigen.«
Wenn man vom Dämon spricht – das Höllentor schimmerte, und Wraith kam herausgestürzt, gleich hinter Kynan. Kynan hätte als Mensch eigentlich gar nicht in der Lage sein dürfen, durch Höllentore zu reisen, es sei denn, er wäre ohnmächtig. Aber sein gesegneter Status beschützte ihn vor dem sicheren Tod.
»Was ist los? Wo ist Gem?«
»Untersuchungsraum eins«, sagte Eidolon. »Sie wurde bewusstlos und aus einer Kopfwunde blutend im Pausenraum gefunden.«
»Ist der Zufluchtzauber mal wieder außer Kraft?«, fragte Wraith.
»Nein.«
Idess zog geräuschvoll Luft ein. »Es waren die Geister.«
»So eine verdammte Scheiße.« Wraith knurrte. »Das ist der Ort, an dem wir vor dem Mistkerl sicher sein sollten, der Runa angegriffen hat. Und jetzt müssen wir uns um irgendwelche dämlichen Geister Sorgen machen? Sind Serena und Stewie noch hier?«
Eidolon nickte. »Sie sind zusammen mit Tay in meinem Büro.«
»Ich bring sie nach Hause, und dann lasse ich sie keine Sekunde mehr aus den Augen.« Er zeigte mit dem Daumen auf Lore. »Big Brother hier war für Runa und Rade nicht verantwortlich, sondern ein Arsch namens Rariel.«
Eidolon stieß einen gedehnten Seufzer aus. »Das musst du Shade sagen. Auf mich wird er nicht hören.«
»Wo ist er?«
»Er ist mit Runa und den Jungs in seiner Höhle. Es ist zu riskant, sie hier zu behalten, wenn laufend neue mit der Seuche infizierte Warge reinkommen.«
Mit einer Seuche infizierte Warge?
»Da sollte er in Sicherheit sein. Ich bin dann weg.« Wraith trabte einen Gang hinunter, lief dabei mitten durch einen der Geister, der laut genug heulte, dass Idess zusammenfuhr.
Eidolon fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wandte sich Lore zu. »Wo bist du gewesen?«
»Oh, hey, mach dir bloß nicht die Mühe, dich dafür zu entschuldigen, dass du dachtest, ich hätte meine Schwägerin angegriffen und meinen Neffen entführt oder so.«
In Eidolons Kiefer zuckte ein Muskel, und Idess hatte das Gefühl, dass er sich nur mit viel Mühe beherrschte.
»Dein Dolch steckte tief in ihrem Leib, und die Nachricht, die sie überbringen sollte, lautete, Kynan auszuliefern. Was sollten wir denn da denken? Immerhin hast du schon ein paarmal versucht, den Mann umzubringen. Für Geld.«
»Für seine Schwester«, sagte Idess angespannt. Sie hatte es so satt, dass alle immer Lore beschuldigten, ihn hassten, ihn bekämpften. »Sin wird sterben, wenn Lore es nicht tut.«
»Mist.« Eidolons Augen, die denen seines Bruders so sehr glichen, blickten ihn an. »Und wie willst du da rauskommen?« Die Stimme des Arztes war kühl, professionell und gerade ausdruckslos genug, um zu verraten, wie sehr er sich anstrengte, seine Sorge um seinen Bruder zu verbergen.
»Wir müssen Rariel finden. Er muss hinter diesem Auftrag stecken. Ich bring ihn um, und der Auftrag ist hinfällig.«
»Und was ist mit den Geistern?«, fragte Eidolon. »Das ist doch ein zu großer Zufall, als dass beides nicht zusammenhinge.«
Idess sah von den beiden Geistern weg, die wie wild an den Säulen des Höllentors kratzten; ihr verzweifelter Versuch, das Tor ans Laufen zu bekommen, brach ihr schier das Herz. »Es ist Roag. Er jagt den Geistern panische Angst ein.« Sie durchsuchte den Raum, und natürlich: Da, wo sich zwei Gänge trafen, lauerte das düstere Phantom, immer noch in einen Umhang gewickelt. Dunkle Drohungen strahlten wie eine wabernde Wolke von ihm aus.
Als Idess auf den Dämon zuging, blitzte das Höllentor auf, und plötzlich überkam sie ein neues Gefühl. Vertraut. Aber verdreht wie ein Lieblingslied, das mit der falschen Geschwindigkeit abgespielt wird. Ihr ganzer Körper überzog
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