Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
blubberte, und Dampf wirbelte über die Oberfläche, doch nichts davon verbarg die Tatsache, dass sie nackt war. Schatten, die das matte Licht warf, betonten volle Brüste und schlanke Hüften, überließen die Einzelheiten allerdings aufreizenderweise der Fantasie.
Lore hatte schon immer viel Fantasie gehabt.
Jemand hatte die goldenen Ringe aus ihrem Haar gelöst, und jetzt breitete sich die kastanienbraune Mähne über einem aufblasbaren Kissen bis auf den gefliesten Boden hinter ihrem Kopf aus. Seltsamerweise überkam ihn auf der Stelle das Verlangen, es zu berühren – ob es so seidig war, wie es aussah?
Stattdessen hockte er sich an den Rand des Beckens und musterte ihr Profil. Es war so feminin und friedlich, als würde sie in einem Whirlpool ruhen, statt sich von einer Verletzung zu erholen, die jeden anderen umgebracht hätte. Ihre langen, schwarzen Wimpern warfen Schatten auf die zarte, elfenbeinfarbene Haut unter ihren Augen, und ihre Wangen hatten sich rosig gefärbt. Vielleicht durch die Hitze des Wassers … oder durch einen erotischen Traum.
»Ich schätze mal, du kannst mich nicht hören?«
Ihre Lider zuckten, öffneten sich aber nicht.
»Was ist mit dir?«, fragte er leise. »Bist du hinter Kynan oder hinter mir her?«
Diesmal öffnete sie die Augen und sah ihn an. In ihrem Blick lag nicht das geringste Anzeichen dafür, dass sie ihn wiedererkannte, nicht einmal dafür, dass sie wusste, wo sie sich befand.
»Rami?« In ihrer Stimme lagen Hoffnung und Verzweiflung, und beides machte verletzlich. Angreifbar.
Das konnte er sich zunutze machen. »Ja«, sagte er. Warum sich so eine Gelegenheit entgehen lassen? »Ich bin’s, Rami.«
Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das ihn mitten ins Herz traf. Um diesen Mund zu kosten, würde jeder Mann töten – oder um zu spüren, wie der Mund ihn kostete.
»Bist du gekommen, um mich zu holen?«
Er konnte nicht anders; er ließ seinen Blick an ihrem schlanken Körper entlangwandern. Fantastisch. »Ja«, sagte er heiser. »Ich bin gekommen, um dich zu holen.« Ich würde gern mit dir kommen.
»Gut«, seufzte sie. »Bring mich in den Himmel.«
Sein Schwanz zuckte, als wollte er sagen: Den Wunsch erfüllen wir dir doch gern. Lore musste zugeben, dass er alles andere als abgeneigt wäre, wenn die Umstände anders gewesen wären – wenn sie also nicht versucht hätte, ihn umzubringen. »Aber jetzt erzähl mir doch erst einmal, was dein Auftrag ist.«
Sie verzog die Stirn. »Habe ich versagt?«
»Versagt, Kynan zu töten?«
»Zu töten?« Sie bewegte sich, sodass eine Haarsträhne ins Wasser glitt und sich wie Blut auf ihrer Brust ausbreitete. »Zu beschützen.«
Säure stieg in Lores Kehle auf. Sie war Kynans Beschützerin?
»Nimm mich, Bruder«, sagte sie.
O Mann, das war eine eiskalte Dusche.
»Nimm mich mit in den Himmel, damit ich endlich meine Flügel bekomme.«
Als er sich daran erinnerte, was sie in der Villa zu ihm gesagt hatte, wich Lore zurück.
Wer hat dich geschickt?
Gott.
O Mann, sie sprach wirklich vom Himmel. Dem Himmel. Kein gefallener Engel. Ein Engel .
Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte. Wenn sie Kynan tatsächlich beschützte, war sie eine Bedrohung für ihn.
Wie betäubt zog er sich den Handschuh aus. Das Krankenhaus wurde vom Zufluchtzauber beschützt, aber er war bereit, die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens zu riskieren, wenn er dadurch seiner Schwester das Leben retten konnte. Er hatte jedenfalls schon Schlimmeres durchgemacht.
Er streckte die Hand nach Idess aus. Jetzt musste er nur noch mit einem Knöchel über ihre Wange streichen … die Liebkosung eines Geliebten, die sie in den Himmel senden würde, genau, wie sie es sich gewünscht hatte. Sie schloss die Augen, als ob sie sich nach seiner Berührung sehnte, und seine Hand begann zu zittern.
Was sollte das? Er war ein Assassine. Ein kaltblütiger Mörder. Und sie war gefährlich – nicht nur jemand, der zwischen ihm undseinem Ziel stand, sondern sie hatte versucht, ihn zu töten.
Aber in diesem Augenblick wirkte sie alles andere als gefährlich. Sie sah liebreizend und engelsgleich aus. Zerbrechlich. Hilflos.
Lore mochte ein Killer sein, aber sogar er hatte seine Grenzen. Niemals und unter gar keinen Umständen würde er den Weg des Feiglings gehen. Er gestand jedem seiner Opfer einen Mord von Angesicht zu Angesicht zu, bei vollem Bewusstsein. Eine Frau umzubringen, die sich gerade von ihren Verletzungen erholte, war
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