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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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dicken Polstern Platz, während den anderen Stühle aus poliertem schwarzem Holz angewiesen wurden, ebenfalls kostbar, aber sie machten sich doch an der Afterpelle unangenehm kalt und hart bemerkbar.
    »Es gibt da einen überaus misslichen Umstand«, begann der Erzbischof gebieterisch seinen Stab hochhaltend, nachdem sich alle gesetzt und ein Diener die schweren Stühle an den Tisch gerückt hatten. Er gurgelte die Worte, als würde er ertrinken. »Unsere Goldspeicher sind leer gefegt wie immer, und die Pfennigspfaffen machen uns die Hölle heiß, weil die Leute ihre Oboli und Almosen zu den Bettelorden tragen anstatt zu ihnen. Man fordert lauthals, dass wir eingreifen …«
    Als wenn der kein Pfennigspfaffe wäre, dachte Wilhelm, der hinter nichts als dem lieben Geld der Leute her ist und Seelsorge nur gegen klingende Münze gewährt. Aber natürlich schwieg er still, wie es ihm Bruder Hermann bedeutet hatte. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen, denn er hätte sich ohnehin nicht getraut, in dieser Runde den Mund aufzutun.
    Der Wein, rot wie die funkelndsten Rubine der Welt, wurde aufgetragen, und alle nippten davon. Nein, bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass Bruder Hermann einen großen Schluck nahm, während Wilhelm eher so tat, als tränke er. Vornehm handelten nur Erzbischof Heinrich und Abt Hanß.
    Der Erzbischof fuhr fort: »Es muss nicht lange erklärt werden, woran das alles liegt, ihr wisst es so gut wie wir. Die Beginen, heute zahlreicher noch als in jenem gottverfluchten –«
    »Heinrich!«, ermahnte Abt Hanß empört und vergaß darüber, dass es sich nicht nur um den Erzbischof handelte, der ihm vorgesetzt war, sondern auch um den bedeutend Älteren von beiden.
    »Gottverflucht!«, kreischte der Erzbischof trotzig. »In jenem gottverfluchten Jahr des Herrn 1325, als wir gezwungen waren, aufzuräumen unter den Ketzern, die sich unverschämt die ›Brüder und Schwestern des freien Geistes‹ nannten, den Begarden und Beginen –«
    Erneut unterbrach der Abt, diesmal aber mit der gebotenen Ehrerbietung: »Gütiger Vater und werter Herr Erzbischof, zügelt Eure hochwohlgeborene Zorneswallung und gesteht zu, dass die Beginen nichts gemein haben mit den Brüdern und Schwestern, die sich ›des freien Geistes‹ heißen.«
    »Nichts gemein haben?« Der Erzbischof erhob sich vom Thron und wedelte mit den Fingern vor des Abtes Nase. »Haben sich die Beginen nicht allerorten der Sün de der Unkeuschheit miteinander hingegeben und fleischlich vereinigt, wo sie nur gedachten, es tun zu wollen?«
    Der Abt schnappte nach Luft, doch nun griff Bruder Hermann ein. Wilhelm hatte gesehen, wie sich Bruder Hermanns Gesicht mit zunehmender Dauer des Gespräches verfinsterte. Nun zwang er sich, wie Wilhelm vermutete, zu einer heiteren Rede. »Aber, aber, angesehene Väter und Herrn, müssen wir über Vergangenes streiten? Lasset uns anpacken, was Gott uns zu tun aufgibt.«
    »Werdet ihr beiden Grünschnäbel, noch nicht ganz trocken hinter den Ohren, uns in unserem ehrwürdigen Alter den Mund verbieten?«, fragte der Erzbischof und wandte seinen Blick vorwurfsvoll von Bruder Hermann zu Abt Hanß und zurück. Er hielt seinen Körper dabei ganz still, aber sein Gesicht geriet in Zuckungen, sämtliche zahlreich vorhandenen Falten und Furchen schienen in Bewegung versetzt worden zu sein. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder in der Gewalt hatte. »So dürfen wir denn erneut das Wort an uns nehmen. Die so zahlreichen Beginen wenden sich nicht nur selbst der Seelsorge wegen an die Predigerbrüder …« Der Erzbischof schaute vorwurfsvoll auf Bruder Hermann. »Sondern sie verführen auch das Volk, nicht bei den Pfarreien der Gemeinden, sondern bei den Bettelorden sich seelsorgerisch betreuen zu lassen; und dorthin fließt also das Geld, das doch den Pfarreien zusteht –«
    Abt Hanß gelang es wieder nicht, den Erzbischof ausreden zu lassen. »So großzügig seid Ihr denn nun auch wieder nicht, wie Ihr tut, ehrwürdiger Vater und Herr Erzbischof Heinrich, denn Ihr seid es doch, der bei dem Weltklerus abschöpfen will, um Euren eigenen Geldschrein zu füllen, nur darum sorgt Ihr Euch um deren Einnahmen.«
    »Was ist falsch daran?«, fragte der Erzbischof und tat recht unschuldig. »Die Kirche muss stark und vermögend sein, während ihre Diener arm sind, aber um dem Herrn geben zu können, was ihm zusteht, muss die Kirche über die dementsprechenden Mittel verfügen.«
    »Geschwätz!«, murmelte der

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