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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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aber vermutete, dass es nicht viel sei außer dem Tod von Schwester Guta, denn Bruder Hermann würde sich ihm, der als Fürsprecher Hechards galt, nicht anvertraut haben.
    »Schwester Guta, Vater, hatte sich, bevor sie dem Meuchler in die Arme gelaufen ist, auf und davon gemacht. Ich denke, es könnte etwas mit ihrem Tod zu schaffen haben. Mich hat Magistra Sela beauftragt, die Mordtat zu enträtseln.«
    »Dies ist sehr löblich von ihr.« Abt Norbert faltete die Hände vor seinem Bauch, der sich gewaltig wölbte. »Die Diener des Herrn regeln ihre Angelegenheiten selbst und greifen nicht auf die Hilfe der Schöffen zurück, denen wir nicht zu trauen wagen.«
    »Bruder Hinkmar vom Tor hat mir kundgetan, an Maria Lichtmess habe sich Schwester Guta hier bei Euch mit einem Bauernburschen getroffen. Sie hat uns nichts davon erzählt.« Demudis hoffte, dass der Abt aus ihren Worten keine Anklage gegen sich heraushören würde dergestalt, etwas verschwiegen zu haben.
    »Eigenartig, oder?« Der Abt schien nach Demudis’ Beobachtung nicht so empfindlich zu sein wie Bruder Dirolf. »Dieser Bursche tauchte hier auf und wies ein Empfehlungsschreiben von Graf Walram vor, in welchselbigem er darum bat, ohne jeden Verzug ein Treffen mit Schwester Guta herbeizuführen. Ich sah keinen Grund, ihm, der als Beschützer von Köln in hohem Ansehen steht, dies abschlägig zu bescheiden.«
    »Der Graf von Katzenelnbogen?« Demudis wäre beinahe die Zunge aus dem Halse gefallen. Konnte es sein, dass Schwester Guta ihn gemeint hatte, dem sie die Wahrheit hatte sagen wollen?
    Welche Wahrheit? Was verband sie mit ihm? Weder ihr noch den Schwestern war bei dem Namen Walram in den Sinn gekommen, es könne sich um den Grafen handeln. Aber selbst unterstellt, Schwester Guta habe nach Katzenelnbogen gewollt, um dem Grafen eine wie auch immer geartete Wahrheit mitzuteilen, hätte sie nicht das Eigelsteintor gewählt, um dorthin zu gelangen! Die Gedanken in Demudis’ Kopf überschlugen sich.
    »So verhält es sich«, bestätigte Abt Norbert.
    »Was geschah hernach?«, fragte Demudis und fürchte te, dass ihr ihre Erregung jetzt allzu deutlich anzumerken sei.
    »Sie sprachen ungefähr eine Kerzenlänge miteinander, allein, worum die Schwester ersucht hatte.« Eine Runzel zeigte sich auf der Stirn des Abtes, und er schien zu spüren, dass es Grund zur Beunruhigung gab. »Meinst du, das könnte zur Aufdeckung ihres gemeinen Endes beitragen?«
    »Ich stehe erst am Beginn der Untersuchung und kann noch nichts darüber sagen«, wehrte Demudis schnell ab. »Dürfte ich mit Hechard, der ja ihr Beichtvater war und ein besonderes Amt ihr gegenüber bekleidete, ein paar Worte diesbezüglich wechseln, ehrenwerter Vater?«
    Abt Norbert schaute auf seine gerade entzündete Kerze und dann zum Fenster hinaus.
    »Es wird Nacht, meine Tochter. Es sollte reichen, morgen mit Meister Eckhart zu sprechen.«
    »Danke, Vater«, sagte Demudis, war aber enttäuscht.
     
    *
     
    St. Goar, am Abend des 5.2.1327
     
    Den ganzen Tag hielt die Ergriffenheit über das Erlebnis von Schwester Mathilde in Koblenz an, ihre Begegnung mit dem Herrn, der ihr Gemahl war und von dem sie lassen musste und konnte um dessentwillen. Er hatte sie ermahnt, dies in allen Einzelheiten, derer sie sich entsinnen konnte, ihrem Beichtvater zu diktieren, damit er es bewahre für die Nachwelt. Ihr Beispiel konnte Menschen, Weibern wie Männern, die schwankenden Herzens waren, als Ermutigung und Mahnung dienen.
    Auf dem Weg hatte Hanß halb belustigt, halb missbilligend feststellen müssen, dass Bruder Dudo sich mit den Burgen bestens auskannte. Burg Helfenstein gegenüber von Koblenz und Burg Stolzenfest gegenüber der Lahnmündung waren von den Trierer Erzbischöfen erbaut worden. Besonders Burg Stolzenfest sei wichtig, um den Ort zu sichern, an welchem die Kurtrierer Besitztümer mit Kurmainz, Kurpfalz und Kurköln zusammenstießen. Erzbischof Balduin von Trier erhob hier den Rheinzoll. Hanß hasste Erzbischof Balduin ebenso wie denjenigen von Köln, weil er in gleicher Weise das Geschäft der weltlichen Macht spielte, nur auf geschicktere und erfolgreichere Art und Weise. Verdrießlich fand Hanß, als Bruder Dudo eine Weile später darauf hinwies, dass Burg Lahneck, ein kurzes Wegstück die Lahn hoch, von den Mainzer Erzbischöfen erbaut worden war, nicht von Erzbischof Matthias, sondern von einem seiner Vorgänger. Vielleicht waren die Mainzer Erzbischöfe keinen Deut besser als die Kölner und

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