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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Trierer? Hanß brummte so abweisend, dass es Bruder Dudo unterließ, zu den weiteren Burgen, der Marksburg und den »die feindlichen Brüder« genannten Sterrenberg und Liebenstein, etwas zu bemerken. Die feindlichen Brüder? Hanß fragte Bruder Dudo nicht, ob er wisse, warum die Burgen so genannt wurden. Erst als sie an der Baustelle einer Burg vorbeikamen, konnte Bruder Dudo es sich wohl nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass der Trierer Erzbischof Balduin hier eine weitere Zwingburg baute, um die unruhigen Bürger der Stadt Boppard zu unterwerfen. Wie die Kölner Bürger begehrten die Bopparder auf und verlangten, ihre Angelegenheiten selbst regeln zu können.
    Genächtigt hatten sie schließlich bei den Kanonikern in St. Goar oberhalb von Burg Rheinfels. Die Kanoniker lebten sonder Gelübde so frei wie die Beginen; jene wa ren aber im Unterschied zu diesen Geistliche. Hanß war beeindruckt von ihrer Freundlichkeit und Lebensfreude, allerdings verfügten sie nicht über ihre eigene Gerichtsherrlichkeit wie die Klöster, sondern unterlagen ihrem Fürsten, was Hanß weniger erstrebenswert schien. In Köln allerdings, überlegte er, machte es keinen großen Unterschied, da der Erzbischof sich als beides ansah, als weltliches und kirchliches Oberhaupt. Hanß bedauerte, so müde zu sein, dass er kaum Gelegenheit hatte, ein längeres Gespräch mit den Kanonikern zu führen. Sie boten ihm und Bruder Dudo von ihrer Suppe an, in der sich wahrhaftig etwas Schweinefleisch befand, was ihren unermesslichen Reichtum belegte, den sie auch genießen durften, da sie keine Armut gelobt hatten. Hanß spürte, wie ihn Bruder Dudo erwartungsvoll anschaute. Sie waren so hungrig und hatten so viele Wegstunden durch den Schnee gemacht, wie konnte er es dem Bruder und sich verweigern, den geschundenen Körper durch gutes Fleisch zu stärken? Hanß nickte, und Bruder Dudo löffelte mit Heißhunger. Auch Hanß hielt sich nicht zurück.
    »Sprich, Bruder«, sagte einer der Kanoniker lachend, der während des Mahls schon einigen schweren Wein zu sich genommen hatte, »wo du dein eines Auge gelassen hast!«
    »Hätte ich es noch, so wäre ich nicht hier«, antwortete Hanß.
    »Erzähl!«, forderten die anderen, durch sein Rätsel neugierig geworden.
    »Nun denn. Es war vor etlichen Jahren, und ich würde lügen, wenn ich sagte, ich wüsste nicht genau Jahr und Tag, denn es war Himmelfahrt im Jahre des Herrn 1299, und ich zählte gerade achtzehn Lenze. Ich war für eine süße, viel begehrte Magd entbrannt, Agnes mit Namen. Zu jener Zeit, so sollt ihr wissen, war ich noch stattlich und des Buckels wie des schiefen Ganges ledig.«
    Die Kanoniker machten viele Ohs und Ahs und rückten näher an ihn heran. Hanß musste sich zugestehen, dass er die Aufmerksamkeit ebenso wie die Erinnerung genoss, was ihm bestimmt nicht als Verdienst zugerechnet werden konnte.
    »Sie aber ließ sich nicht nur meine Minne gefallen, sondern auch noch die anderer Burschen, die umso heftiger um sie buhlten. Sie schenkte ihre Huld mal dem einen und mal dem anderen, und jeder, den sie traf, fühlte sich, als schwebe er in den Wolken, während für die anderen sich der Himmel verdüsterte. Als mir ihre Gunst zuteil wurde, vereinigte ich mich mit großer Leidenschaft fleischlich mit ihr, aber ich durfte die Stunde nicht lange auskosten, denn sie hatte Vorkehrungen getroffen, dass der Bäckergeselle Peter sich ebenfalls einfand. Sie wollte dem gehören, sagte sie hernach, der den Sieg im Kampfe davontrage. Ob ich wollte oder nicht, es blieb mir nichts anderes übrig, als mich dareinzufinden. Denn Peter war nicht verborgen geblieben, was vorgefallen war. Wutentbrannt stürzte er sich auf mich. Ich befand mich im Nachteil, weil ich, wie es aus dem vorher Gesagten offensichtlich ist, meine Kraft bereits verausgabt hatte und mich dergestalt geschwächt sah.« Hanß bemerkte, wie einige Kanoniker anfingen zu grinsen. Einer hielt sich die Hand vor den Mund, aber vermochte nicht zu verbergen, wie sehr er zu lachen hatte. Das steckte die anderen an, und schnell wurde das Gepruste immer ärger. Halb genoss Hanß die Aufmerksamkeit, die ihm solcher Art zuteil wurde, halb fragte er sich ungehalten, was die Kanoniker da so komisch fänden. »Kurz gesagt, Peter hat mich übel zugerichtet, während ich ihm kaum einen Harm zufügen konnte«, beendete Hanß den Bericht rasch, als wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war.
    »Und, hat die Magd, diese Agnes, den Sieger genommen?«, fragte einer

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