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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Vaterschaft Adolfs hätte bezeugen wollen oder nicht, gleich ob es sich um einen Lug oder um die Wahrheit handelte. Demudis war erschüttert. Nicht die Wahrheit führte zur Wahrheit. Das war ein Widerspruch, den sie nicht annehmen wollte.
    Ein weiteres Rätsel stellte die Einmischung von Bruder Hermann dar, nämlich sein Wille, der Familie von Schwester Guta die Kunde ihres Dahinscheidens überbringen zu wollen. Zunächst hatte er Schwester Guta und Hechard der fleischlichen Vereinigung beschuldigt. Sodann wurde Schwester Guta erwürgt aufgefunden. Das hatte mit Bruder Hermanns Beschuldigung zunächst nichts zu tun, würde sie weder stärken noch schwächen. Der Umstand, dass Schwester Guta nun nicht mehr als Zeugin befragt werden konnte, hätte allerdings ein Ärgernis für Bruder Hermann darstellen können. Dieses Ärgernis aber schaffte er mit seiner Einmischung nicht aus dem Wege. Hechard des Mordes zu bezichtigen, war dagegen in anderer Hinsicht sehr nützlich für Bruder Hermann, wenn er denn im Sinne hatte, Hechard zu vernichten. Auch die Anklage, Hechard habe dies getan oder vielmehr tun lassen, um sich der Zeugin zu entledigen, entbehrte nicht einer gewissen Glaubwürdigkeit. Natürlich wäre es notwendig, dazu gut beleumundete Beweise anzubringen.
    Viel weniger wollte Demudis einleuchten, dass Bruder Hermann, soweit Bruder Wilhelm ihr richtig Bericht erstattet hatte, Martin als Mörder benannte, der von Hechard beauftragt worden sei. Denn schließlich hätte Martin einen eigenen Grund gehabt, Schwester Guta, seine Mutter, zu erwürgen, sofern sie nicht zu seinen Gunsten sprechen gewollt hatte. Wenn sie dagegen zu seinen Gunsten hatte sprechen wollen, hätte er sich wohl auch für keinen Lohn der Welt von Hechard zu dem Mord anstacheln lassen.
    Es sei denn, überlegte Demudis, Bruder Hermann habe noch einen ganz anderen Anteil. Er könnte tatsächlich das Gespräch zwischen Martin und Schwester Guta belauscht haben. Später hätte er selbst oder ein Genosse von ihm, wahrscheinlich Bruder Wilhelm, Martin die vermeintliche Botschaft von Schwester Guta überbracht, sie habe es sich anders überlegt und werde seine Herkunft doch nicht bezeugen. Damit hätte Bruder Hermann den Rachedurst von Martin wecken können. Aber zu welchem Zwecke? Doch nur, wenn er sicher gehen konnte, dass man mit Martin auch Hechard verdächtigen und verurteilen werde. Demudis schauderte. Wenn es sich so verhielte, dann befand sich Bruder Hermann jetzt auf einem Weg, an dessen Ende der scheinbare Beweis für Hechards Mittäterschaft stünde.
    Schwester Gutas letzte Tat wäre gewesen, dass sie versucht hatte, denjenigen von seiner Hetze gegen Hechard und sie abzubringen, der ihren Tod schon beschlossen und eingefädelt hatte. Bruder Hermann war so gotteslästerlich, dass er ihr sogar die heilige Beichte abnahm!
    Das Rätsel wurde immer unlösbarer. Demudis hatte nun drei mögliche Täter und zwei mögliche Mittäter. Den Herrn Bruno von Riehl als Täter anzunehmen, wäre die einfachste Lösung, die Demudis auch am besten behagte. Aber sie erklärte nicht alles. Den Grafen Walram von Katzenelnbogen für den Mörder zu halten, wäre eine zweite Möglichkeit, aber sie zeichnete sich erst sehr ungewiss ab. Oder, dritte Möglichkeit, Martin war es. Er könnte Hechard zum Verschwörer haben, wie Bruder Hermann es wohl zu verbreiten beabsichtigte. Demudis verwarf diesen Gedanken. Oder Martin hatte Bruder Hermann selbst zum indirekten Mittäter, der im Hintergrund die Fäden zog. Dies war eine allzu kühne Vorstellung, und sie jagte Demudis gehörigen Schrecken ein. Besser, Herr Bruno von Riehl hat das gewaltsame Ableben von Schwester Guta besorgt, dachte sie, und mit Hilfe des Grafen wird er zu Fall gebracht.
    Demudis fiel ein, dass sie auf ihrem Weg nach Koblenz auch Andernach passieren würde. Sie hatte gehört, dass Schwester Guta, bevor sie mit Hechard regelmäßig ihre Base Mathilde in Koblenz besuchte, ebenso regelmäßig nach Andernach zu den Barfüßern gegangen sei. Warum hatte sie das getan? Und warum hatte sie es später unterlassen? Demudis beschloss, dass es sich lohnen könnte, bei den Andernachern Barfüßern nach Wissenswertem über Schwester Guta zu forschen. Da es Demudis schien, als läge der Schlüssel zur Lösung des Rätsels ihrer Ermordung weit zurück in Schwester Gutas Leben, konnte es nützlich sein, noch früher anzusetzen als bei der Erinnerung ihrer Base Mathilde.
     
    *
     
    Auf dem Rückweg von Mainz, am

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