Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Essen. Ich hatte Wurstscheiben gebraten und sie unter das von Helena vorbereitete, leicht mit Anis gewürzte Bohnen- und Lauchgemüse gemischt. Mit fragendem Blick kam sie meiner Aufforderung nach, den Tisch auch für Anacrites mit zu decken. Als Helena die Öllampen entzündete, sah ich, wie gerührt sie über seine Freude war, zum ersten Mal an unserem häuslichen Leben teilnehmen zu dürfen.
    Ich zuckte zusammen. Der Drecksack wollte tatsächlich zur Familie gehören. Er sehnte sich danach, sowohl zu Hause als auch bei der Arbeit anerkannt zu werden. Das fehlte noch! Beim Vergleich der Ergebnisse schälte sich bald ein Muster heraus. Gegenseitige Beschuldigungen und bei beiden dieselbe mangelnde Hilfsbereitschaft. Sa- turninus hatte Calliopus für den Tod von Rumex verantwortlich gemacht - eine primitive Form der Rache für seinen toten Löwen. Calliopus hatte das abgestritten. Laut seiner Aussage hatte Saturninus gute Gründe, seinen Preisgladiator selbst umzubringen. Rumex hatte eine Affäre mit Euphrasia gehabt.
    »Euphrasia? Rumex hat die Frau seines eigenen Lanista gevögelt?«
    »Was man direkt vor der Nase hat . « witzelte Anacrites.
    Das warf natürlich ein neues Licht auf unser Gespräch mit den beiden Gladiatoren und ihre Andeutungen, Saturninus wolle gar nicht so genau wissen, welche Frauen hinter Rumex her waren. Calliopus hatte seine Geschichte noch ausgeschmückt, hatte Anacrites erzählt, dass sich in der kurzen Zeit ihrer Zusammenarbeit die Frau seines Rivalen sogar an ihn rangeschmissen habe. Er stellte sie als Flittchen dar und Saturninus als wütend, verbittert, rachsüchtig und zweifellos zur Gewalttätigkeit neigend.
    Helena schaute mürrisch. Sie und ich hatten die angebliche Ehebrecherin zu Hause erlebt, wie sie ihrem Mann die Stirn bot und sich seinen Wünschen spöttisch widersetzte, wenn es ihr passte. Helena hätte das nur als einen Hang zur Unabhängigkeit beschrieben.
    »Ist sie also bloß ein weiteres rehäugiges Dämchen mit ein bisschen Aufmüpfigkeit, das zum persönlichen Vergnügen mit Muskelmännern schläft? Oder ist die schöne, sanfte, vollkommen unbefleckte Euphrasia nur übel verleumdet worden?«
    »Ich geh und frag sie«, verkündete Helena Justina knapp. Anacrites und ich tauschten leicht nervöse Blicke aus.
    Danach erzählte ich, dass Saturninus sich auf etwas andere Weise geäußert habe, behauptet habe, Calliopus sei labil und von einer lächerlichen Eifersucht erfüllt. Er ziehe verrückte Schlüsse, denke sich irrsinnige Rachepläne aus, obwohl man ihm nichts getan habe. Sein Trainingslager habe schwer zu kämpfen, was er nicht zugeben wolle, und außerdem habe - wenn wir Saturninus und seinen sehr vernünftig klingenden Erklärungen glauben wollten
    - Calliopus den Bezug zur Realität verloren. Und auch er wurde natürlich als potenzieller Mörder dargestellt.
    Ich hatte Saturninus gefragt, warum er Rumex' Betreuer weggebracht und die Leiche eingeschlossen habe. Er kam mir mit der plausiblen Erklärung, dass er den Raum des verstorbenen Helden vor Dieben und Trophäenjägern sichern wollte, während er die Möglichkeit wahrnahm, die Männer - die schließlich seine Sklaven waren - zu verhören und für ihre lasche Wachsamkeit zu bestrafen. Ich bat darum, selbst mit ihnen zu sprechen. Sie wurden mir vorgeführt - ausgepeitscht, unterwürfig und unfähig, irgendwas Nützliches beizutragen.
    Dann hatte ich Saturninus vorgeschlagen, die Vi- giles zu rufen, da es sich um keinen natürlichen Todesfall handelte. Er hatte vage genickt. Als ihm klar wurde, dass ich den Vorfall selbst melden würde, hatte er sofort reagiert und einen Boten zum nächstgelegenen Wachlokal geschickt. Wie gewöhnlich war es unmöglich, den Kerl auf dem falschen Fuß zu erwischen.
    Während ich das alles mit Anacrites und Helena besprach, wurde ich immer deprimierter. Tiefer Pessimismus überkam mich. Schlechte Anzeichen gab es genug. Die beiden Tripolitanier würden sich gegenseitig beschuldigen, bis ihnen die Haare ausfielen. Was sie voneinander behaupteten, konnte tatsächlich stimmen oder ebenso gut falsch sein. Die rivalisierenden Heimatstädte und ihr gescheitertes Geschäftsunternehmen waren Grund genug, einander zu hassen. Selbst wenn sie beide nichts mit dem Tod von Rumex zu tun hatten, würde es weiterhin Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen hageln.
    Da waren Widersprüche. Unserer Meinung nach war Calliopus zu besonnen, um sich spontaner Boshaftigkeit hinzugeben. Außerdem wussten

Weitere Kostenlose Bücher