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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wir, dass er, wenn sein Geschäft auch kleiner war als das seines Rivalen, keine finanziellen Schwierigkeiten hatte. Was die sexuelle Eifersucht anging, war ich der Ansicht, dass Saturninus sein häusliches Leben voll unter Kontrolle hatte, inklusive seiner aus seinem Heimatland stammenden Frau. Falls es da zu Schwierigkeiten kam, schien er mir eher der Typ, der eine Übereinkunft mit Euphrasia erreichte, statt wegen eines Techtelmechtels an die Decke zu gehen, selbst wenn es sich um einen Sklaven handelte. Ich glaube, ich wusste schon an jenem Abend, wie das alles enden würde. Die Vigiles würden nichts herausfinden, was die beiden Männer mit dem Verbrechen in Verbindung brachte. Wir auch nicht. Und auch sonst würde niemand für den Mord verantwortlich gemacht werden.
    Helena besuchte Euphrasia tatsächlich. Zu unserer Überraschung gab die Frau bereitwillig zu, mit Rumex geschlafen zu haben. Sie wies darauf hin, dass sie nicht die Einzige war. Ihr schien es selbstverständlich, dass sie unter den Kämpfern ihres Mannes die erste Wahl hatte. Sie sagte, das gefalle Saturninus zwar nicht, aber er habe keinen Grund gehabt, den Gladiator eigenhändig zu erstechen. Er hätte Rumex für einen öffentlichen Kampf ohne Pardon aufstellen können, einen Kampf bis zum Tod, und damit auch noch Geld verdient. Außerdem würde er als Exgladiator kein windiges Messer benutzen, sondern ein kurzes Schwert, das Gladium. Zudem hätte Saturninus in so einem Fall den in der Arena üblichen Todesstreich verwendet.
    »Der natürlich durch den Hals geht«, bemerkte Anacrites.
    Die beiden Lanistae hatten einwandfreie Alibis. Calliopus konnte beweisen, dass er mit seiner Geliebten im Theater war (in Abwesenheit seiner Frau Artemisia, die immer noch im Ferienhaus in Surren- tum weilte), und Saturninus erklärte, er sei mit seiner Frau zum Essen aus gewesen, womit auch sie aus dem Schneider war. Sehr galant. Und äußerst günstig, wie nicht anders zu erwarten.
    Alibis hatten keine Bedeutung. Beide Männer besaßen Trupps ausgebildeter Mörder. Beide kannten genügend mordlustige Kerle außerhalb ihrer eigenen Trainingslager, die man zu bösen Taten überreden konnte. Beide waren in der Lage, mit sehr überzeugenden Geldmengen zu winken.
    Es gab noch einen Verdächtigen, der überprüft werden musste: Calliopus' angeblich bösartigen Be- stiarius Iddibal. Den wollte ich mir vorknöpfen. Mir wurde gesagt, er sei von einer reichen Tante ausgekauft worden und habe Rom verlassen.
    Das roch sehr verdächtig. Ich hatte die angebliche »Tante« gesehen, wusste also, dass es sie tatsächlich gab. Aber als Gladiator war Iddibal ein Sklave. Offenbar hatte er sich ursprünglich freiwillig gemeldet, doch sein Status hatte sich geändert, sobald er angenommen wurde. Als er sich verpflichtete, hatte er vollkommene Unterwerfung geschworen - unter die Peitsche, das Brandeisen, den Tod. Das ließ sich nicht rückgängig machen. Kein Lanista würde seinen Männern je Hoffnung auf ein Entkommen machen. Gladiatoren blieben bei ihrem blutigen Geschäft mit dem Wissen, dass ihr einziger Weg zur Freiheit der Tod war - ihr eigener oder der der Männer und Tiere, die sie zum Vergnügen der Menge hinschlachteten. Waren sie einmal dabei, war ein Entkommen nur durch viele Siege möglich; ein Auskaufen war unmöglich.
    Anacrites war zugegen, als ich das Calliopus darlegte. Wir erklärten ihm, dass die Gilde der Lanistae ihn rauswerfen würde, wenn das Undenkbare ans Tageslicht kam. Er wand sich und sagte, die Frau sei sehr beharrlich gewesen, ihr Angebot finanziell attraktiv, und im Übrigen sei Iddibal von Anfang an ein Unruhestifter gewesen, launisch und unbeliebt. Calliopus behauptete sogar, er habe geschielt.
    Das war Blödsinn. Zu Beginn unserer Ermittlungen hatte ich Iddibal zusammen mit seinen Kollegen gut gelaunt Speere werfen sehen. Seine Würfe waren die besten gewesen. Ich konnte mich auch erinnern, dass mir einer der Tierpfleger von dem Menschen fressenden Krokodil erzählt hatte, das von »Iddibal und den anderen« in der Arena abgeschlachtet worden war. Das klang, als wäre er bei der Venatio zumindest einer aus der Truppe gewesen, wenn nicht sogar der Anführer.
    Calliopus sagte Nein. Wir glaubten, dass er log. Wieder waren wir an einem toten Punkt angekommen.
    Es gelang uns, Iddibals Aktivitäten in der Nacht von Rumex' Tod nachzuvollziehen. Er war mit der so genannten Tante und ihrem Diener zu Fuß bis nach Ostia gegangen. Dort hätten wir ihn

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