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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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ernst.
    »Wirst du bald fertig da oben?«
    »Morgen oder übermorgen. Ich habe mit Arne telefoniert. Er geht davon aus, dass wir das meiste morgen schaffen können. Wir werden viele sein. Eine ganze Mannschaft.«
    Das sage ich hier also, mit einer Frauenwange auf der Brust. Dass wir viele sein werden. Eine ganze Mannschaft. Dass ich zu dieser Mannschaft gehöre.
    »Ihr könnt ihn doch mitnehmen? Tom?«
    »Sie kommen alle drei. Sie will das so.«
    »Ich glaube, es ist wichtig, dass sie jetzt einziehen können. Dass sie einen Anfang machen können.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt.«
    »Es ist spät. Kannst du schlafen?«
    »Nein.«
    »Aber ich schon. Ich muss.«
    Ich bringe es nicht über mich, sie auf den Mund zu küssen. Gerade da habe ich eine Art Sperre. Nicht immer, aber ab und zu. Jetzt. Ich küsse sie auf die Stirn und stehe auf. Ziehe die Hose an und gehe barfuß ins Wohnzimmer. Ziehe vorsichtig hinter mir die Tür zu.
    Es ist ganz dunkel. Nur ein gelber Streifen vor der Aschenschublade im Ofen. Das Geräusch des Feuers, wenn es das Holz verzehrt, das ich früher am Abend hereingetragen habe.
    Ich bleibe im Schaukelstuhl sitzen, ohne Licht zu machen. Denke an etwas, das ich im Neuen Testament gelesen habe. Ich weiß nicht, wo, ich bin nicht bibelfest, aber ich weiß noch, dass diese Geschichte mich schon als Kind beeindruckt hat und dass ich sie irgendwo auf dem großen Strom noch einmal gelesen habe. Es geht darum, dass Jesus einen bösen Geist aus einem Verrückten vertreibt, der in einer Höhle haust. Oder waren es mehrere? Eine Art Irrenkollektiv? Ich weiß es nicht mehr. Nur, dass der böse Geist, die destruktive Krankheitskraft, aus dem Kranken hinaus- und in eine riesige Schweineherde hineinfährt, die in der Nähe steht. Mehrere Hundert Tiere, die jetzt, beseelt von dem ihnen fremden Geist, einfach verrückt werden, auf einen Abgrund zujagen und ins Meer stürzen. Wo sie allesamt ertrinken. Die ganze Herde vernichtet. Und die armen Bauern … Das ist, soviel ich weiß, eine der äußerst seltenen Geschichten, die wenig beliebte Wunder des Jesus von Nazareth zeigen. Er heilt einen oder zwei arme Menschen, treibt aber zugleich mehrere Familien in Verzweiflung und wirtschaftlichen Ruin. Sie flehen ihn an, weiterzuwandern. Bitten, er möge verschwinden. Aber trotzdem hat nicht das mein Interesse erregt. Ich denke an diese negative Ladung, die in der Bibel also als böser Geist betrachtet wird, und an die Tatsache, dass sie sich sofort in einem anderen Lebewesen niederlässt, als sie von Jesus ausgetrieben wird. Sind Unruhe, Angst und Verzweiflung konstant? Wie andere Energie? Ich denke an den, der ich bin, und an den, der ich einmal war. Kein Mann mit Sandalen an den Füßen und seltsamem Selbstbild kam in mein Leben. Es war auch nicht die Rede von etwas, das in einem Moment geschah, wie durch ein Wunder. Der Schmerz, den ich mit mir herumschleppte, lief langsam aber sicher in einem Zeitraum von vielleicht zehn Jahren aus mir heraus. Floss er in einen anderen weiter? In einen Neugeborenen? Dieser Gedanke quält mich. Er kommt mir so logisch vor. Wie Erkältung oder Grippe. Man niest und rotzt und wenn man wieder gesund ist, sind Milliarden von Bazillen unterwegs zu neuen Zielen. Und dann ist es so, dass ich in vieler Hinsicht finde, dass ich diese Ruhe nicht verdient habe, diese Geborgenheit, die ich hier mit Berit verspüre. Ich finde nicht, dass ich wirklich brav genug gewesen bin, um so etwas erleben zu dürfen. Wenn ich daran denke, was ich in meinen jüngeren Jahren alles sagen und tun konnte. An meine fast abnorme Selbstgerechtigkeit. Mein Misstrauen gegen alle, die in meiner Nähe waren. Stur und trotzig wie ein Esel. Und dann strömte es nach und nach aus mir heraus. Wo sind jetzt meine Unruhe, meine Schwindelanfälle und mein Unbehagen? Ich kann noch immer spüren, wie dieses Feuer in mir auflodert. Aber es ist anders. Was früher etwas Konstantes war, ist jetzt fast zu einer gefühlsmäßigen Kuriosität geworden. Seltsame Erinnerungen an eine Vergangenheit, an die ich immer weniger denke. Früher war ich der Sklave des Augenblickes. Jetzt richte ich meinen Blick immer nach vorn. Und dann denke ich an den kommenden Tag. Warte darauf, denn ich weiß, das hier ist eine der Nächte, in denen der Schlaf ausbleibt.
    Ich werde dafür sorgen, dass das Holländerhaus an dem Tag, der uns erwartet, einzugsbereit sein wird. Das verspreche ich dir, Magne. Ich werde in meinen Gedanken und

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