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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Spinne zahlte bar, dann zwängten wir uns nach draußen.
    Als wir auf die Tür zugingen, entdeckte ich eine Kamera ganz oben in einer Ecke. Eine Sekunde lang schaute ich voll rein und sie glotzte zurück, mit unbestechlichem Blick. Das war’s , dachte ich. Jetzt haben sie ein Bild von dir, in Vals albernem Anorak und mit den kurzen Haaren. Bevor ich wieder in den Wagen stieg, zog ich den Anorak aus und warf ihn auf den Rücksitz. Spinne ließ schon den Motor an.
    »Okay, lass uns fahren. Hier, schau in die Karte und versuch rauszufinden, wo wir sind.« Er knallte mir ein dickes Buch mit Straßenkarten auf den Schoß.
    Ich wollte protestieren, aber er schnitt mir das Wort ab. »Jem, wir müssen hier schnellstens weg. Es geht um Leben und Tod. Jetzt mach schon.«
    Ich blätterte die Seiten durch, bis ich eine große Karte von Südengland fand. Ich konzentrierte mich scharf und versuchte ein Muster in dem Netz aus Linien zu erkennen, dann fand ich London und schaute nach links. Ich spürte einen Anflug von Triumph, als ich Bristol entdeckte. Es gab Massen von Straßen dazwischen, wir mussten nur eine davon finden.
    »Fahr einfach, bis wir ein Schild sehn, Spinne. Wenn ein Schild kommt, kann ich’s dir sagen.«
    Und so fanden wir schleichend unseren Weg aus der Stadt, hielten immer mal wieder an, um nachzuschauen, und kehrten um, wenn wir falsch gefahren waren. Die ganze Zeit horchte ich auf Sirenen und checkte im Spiegel die Wagen hinter uns. Als ich endlich wusste, wo wir waren, hielt ich den Finger auf die Karte und bewegte ihn weiter, während wir fuhren.
    In Basingstoke bogen wir von der Umgehungsstraße ab und suchten uns eine ruhige Seitenstraße. Spinne stieg aus, ging pinkeln und dann machten wir eine Art Picknick im Auto: mit Sandwiches, Chips und Cola.
    »Ich glaub, wir sollten den Wagen hier irgendwo stehenlassen. Die Sache ist zu heiß, jeder Idiot sucht danach«, sagte Spinne mit vollem Mund und kleine Stücke Chips sprühten in alle Richtungen.
    Ich spürte einen Moment des Bedauerns. »Irgendwie gefällt er mir.«
    »Ja, ich weiß, aber die erwischen uns spätestens morgen, wenn wir ihn nicht bald loswerden. Wieso suchen wir uns nicht ein schönes Plätzchen, knacken ’ne Runde und dann klauen wir morgen in aller Frühe einen anderen Wagen. Ich bin echt fertig.«
    Wir fuhren rum, bis wir eine unbeleuchtete kleine Landstraße fanden. In einer Art Parkbucht hielten wir, machten den Motor und die Scheinwerfer aus. Es war pechschwarz, geradezu unnatürlich.
    »Mir gefällt’s hier nicht, Spinne. Es ist so scheißdunkel. Lass uns irgendwas mit ein bisschen Straßenbeleuchtung suchen. Das ist ja gruselig.«
    »Nein, Mann. Wenn es hell ist, sehn uns die Leute. Das überstehen wir keine fünf Minuten. Wenn du die Augen zumachst, merkst du den Unterschied gar nicht. Pass auf, geh nach hinten und leg dich hin, da kannste entspannen.«
    »Und du?«
    »Ich knack hier.« Seine langen Gliedmaßen passten gerade soeben vorn rein, der Kopf streifte die Decke.
    »Nein, lass mal, ist schon okay, ich kann ja die Lehne runtermachen. Und du gehst nach hinten, da hast du ein bisschen mehr Platz.«
    So viel zum Thema altmodische Höflichkeit. Er willigte sofort ein, stieg vom Fahrersitz und setzte sich auf die Rückbank. Dann beugte er sich nach hinten, kramte im Kofferraum rum und reichte mir schließlich eine Decke.
    Ich wickelte sie mir um die Schultern, rutschte nach hinten und versuchte es mir bequem zu machen. Dann schloss ich die Augen, aber das Einzige, was ich sah, waren die Bilder aus dem Fernsehen: die Stelle am Riesenrad, wo mal die Kabine gewesen war, Reste von blauem Anorakstoff, eine zerfetzte Basttasche. Ich sah wieder die Schlange, die Gesichter, die mich anschauten. Ich öffnete die Augen, doch auch das brachte keine Erleichterung. Es gab nichts, worauf ich mich konzentrieren konnte, nur die Schwärze der Landstraße. Die Dunkelheit war so dicht, dass da draußen alles sein konnte. Ein verdammt großer Kerl mit einem Messer, nur wenige Meter vom Wagen entfernt, und wir würden ihn überhaupt nicht sehen, bis er plötzlich direkt vor uns auftauchte, Hände und Gesicht gegen die Scheiben presste, grotesk entstellt, die Türen aufriss und …
    »Bist du wach, Spinne?«
    »Ja.« Ich hörte, wie er hin und her rutschte. »Ich bin todmüde, aber ich kann trotzdem nicht schlafen. Mein Gehirn schaltet nicht ab, es ist, als ob ich total aufgedreht wär.«
    »Ich hab Angst. Mir gefällt’s hier nicht.«
    Seine

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