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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Hand griff seitlich um die Lehne und tätschelte meine. Ich zog die Hand unter der Decke vor und verschränkte die Finger mit seinen. Es war, als ob seine Hand doppelt so groß wie meine wär – lange Finger und knubbelige Knöchel. Er streichelte wortlos mit seinem Daumen über meinen und es beruhigte mich. Ich glaub, ich muss eingenickt sein, denn als Nächstes sah ich ein graues, silbriges Licht, das durch beschlagene Scheiben den Wagen erhellte, und Spinne, der sich gerade auf den Fahrersitz setzte.
    »Wird Zeit, dass wir aufbrechen, Jem. Jetzt suchen wir uns ’n schönen Wagen und dann bringen wir mal ’n bisschen Strecke hinter uns, bevor alles aufwacht.«
    Er wendete den Wagen und wir fuhren zurück durch die Vororte der schlafenden Stadt. Ich flog nach vorn, als er plötzlich in die Eisen trat. Ein Fuchs überquerte vor uns die Straße, ein echt großes Vieh. Spinne lächelte, als es in einer Hecke verschwand.
    »Gut, dass ich den nicht erwischt hab. Der ist genau wie wir, Jem. Ein Dieb, früh auf den Beinen. Respekt, Mr Fuchs.«
    Wir fuhren weiter und fanden bald ein paar ruhige Straßen mit lauter parkenden Autos. Obwohl es wer weiß wie früh war, war Spinne hellwach, sein Blick flog an den Autos entlang. Nach einer Weile hielt er an und nickte zur andern Straßenseite, wo ein großer Kombi parkte.
    »Das ist es, Jem. Los, pack alles in die Tüten. Lass uns schnell machen, und keinen Mucks.« Er hielt seinen langen, knochigen Zeigefinger vor den Mund und zwinkerte. Er liebte dieses Spiel.

KAPITEL 13
    »Warte hier, ich check ihn mal schnell.«
    Spinne schwang sich aus dem Wagen und sprintete über die Straße. Er umkreiste kurz den Kombi, dann kam er wieder zurück.
    »Der ist perfekt. Keine Wegfahrsperre, nichts. Los, schnapp dir unsere Sachen.«
    »Einen Moment noch.« Ich fasste ins Handschuhfach und zog den Brief an McNulty raus. Dann wühlte ich nach einem Stift und fand schließlich einen alten Bleistiftstummel. In kleinstmöglicher Schrift schrieb ich in die äußerste Ecke des Briefs: Abgang – 25122024. Ein Abschiedsgeschenk für dieses grausame Arschloch.
    »Verdammt, was machste denn da?«, zischte Spinne mich an. »Wir müssen weg, bevor die Leute aufwachen. Jetzt komm schon.«
    Ich warf den Brief auf den Boden, nahm unseren Kram und stieg aus dem Wagen. Spinne war bereits an der Fahrertür des Kombis und fummelte mit irgendeinem Werkzeug am Schloss rum. Es machte ein sattes Klick, dann stieg er ein und öffnete die Beifahrertür. Ich ging um den Wagen, warf unser Zeug auf den Rücksitz, stieg schnell ein und versuchte so leise wie möglich die Tür zu schließen. Spinne machte unter dem Lenkrad rum, kurz darauf sprang der Motor an und wir fuhren langsam durch die verschlafenen Straßen.
    Es dauerte Ewigkeiten, bis wir aus Basingstoke rausfanden. Der totale Albtraum, als hätten sie die Straßen so angelegt, dass du für immer und ewig in dem Kaff festsitzt. Wir fuhren verdammte zwanzig Minuten im Kreis, bis wir endlich ein Schild nach Andover entdeckten. Ich hatte in der Karte gesehen, dass das eine der umliegenden Städte war. Als wir endlich davonbrausten, stöhnte Spinne erleichtert auf. »Ich find, die sollten lieber das Scheiß-Basingstoke in die Luft jagen und von London die Finger lassen.«
    Selbst um halb sechs waren schon jede Menge Autos unterwegs.
    »Schalt das Radio ein, mal hörn, was sie bringen«, sagte Spinne.
    Ich wollte es gar nicht wissen, wollte lieber, dass die Welt draußen blieb und uns in Ruhe ließ – nur wir beide in einem Auto auf Achse –, aber ich machte trotzdem das Radio an und drückte irgendwelche Knöpfe, bis ich Nachrichten hörte.
    »Die Zahl der Toten bei der Bombenexplosion in London ist über Nacht auf elf gestiegen, sechsundzwanzig Verletzte werden noch im Krankenhaus behandelt, zwei von ihnen befinden sich nach wie vor in kritischem Zustand. Experten der Spurensicherung sind dabei, den Tatort akribisch abzusuchen, um in den Trümmern Beweismaterial zur Überführung der Täter sowie Hinweise auf die Identität der Toten sicherzustellen. Die Polizei ist noch immer auf der Suche nach zwei Jugendlichen, die kurz vor der Explosion vom Tatort wegliefen. Auf einer Pressekonferenz am Vormittag werden erste Überwachungsfotos veröffentlicht.«
    »Mach aus, Jem. Über den Wagen haben sie nichts erzählt, oder? Vielleicht haben sie ja noch nicht gerafft, dass wir’s sind.«
    »Wahrscheinlich sagen sie nicht alles, was sie wissen. Aber lange wird es

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