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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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dass es hell blieb. Ich wollte nicht im Dunkeln allein sein.
    Ich hatte nie vor irgendwas Angst gehabt – ging einfach davon aus, dass mir das Leben schon das Schlimmste in die Fresse geknallt hatte, als ich sieben war –, doch die letzten paar Monate hatten das alles durcheinandergewirbelt, vor allem die letzten Tage. Das Einzige, was ich jetzt suchte, war ein sicherer Ort, wo ich die Nacht über liegen, mich zusammenrollen und schlafen konnte. Ich wollte abschalten, die Welt eine Weile ausblenden. Ein kalter Schauer packte mich. War es das, was meine Ma wollte, wenn sie sich ihren Schuss setzte? Ein paar Stunden fliehen. Überforderte sie alles? Allein für ein Kind zu sorgen? In einer schäbigen Wohnung zu hausen? Immer wieder enttäuscht zu werden? Ich hatte das früher nie verstanden. Warum sie es getan hatte. Aber allmählich sah ich, wie reizvoll ein bisschen Vergessen sein konnte – der Unterschied war nur, dass ich es nicht auf die gleiche Art versuchte wie sie …
    Die Stadt hatte etwas Merkwürdiges an sich. Wo ich herkomme, sind Kanäle schmuddelige Orte, die an der Rückseite von Lagerhäusern und Fabriken entlanglaufen. Hier war das anders. Der Kanal war von weiß gestrichenen Eisengeländern umgeben und schmucke Brücken mit eingemeißelten Steinfiguren führten übers Wasser.
    Bald verließ der Weg den Kanal und führte auf eine Straße. Ich stand tatsächlich auf einem Berg – verrückt, wenn du den ganzen Tag durchs Flache gegangen bist. Die Straße führte links und rechts auf und ab, während der Kanal gerade weiterführte, unterhalb des Berges, auf der andern Seite der Straße. Ich überquerte sie und spähte über die Steinbrücke. Konnte nicht mehr viel erkennen, aber wenigstens noch die Umrisse der vertäuten Boote ausmachen. Mir war nicht klar, ob es da unten irgendwas zum Schlafen gab. Besser wär, wenn ich einen Park fände oder einen einsamen Garten. Ich machte mich auf den Weg die Straße hinauf und bog dann nach rechts in eine stillere ein. Sie sah aus wie so ein Ding aus dem Fernsehen. Ein Filmset, mit Kopfsteinpflaster und hohen Häusern.
    Es war die Zeit, in der die Leute Licht anhaben, aber noch nicht die Vorhänge vor die Fenster ziehen. Jedes zweite oder dritte Fenster war wie ein kleiner Fernsehbildschirm, hell in der hereinbrechenden Dunkelheit, so dass es den Blick anzog. Die Menschen saßen an ihren Computern oder schauten fern, einige saßen auch da und lasen.
    Ich fühlte mich einsam, als ich die Schnappschüsse aus dem Leben anderer Leute sah. Sie hatten es warm und waren geborgen, Essensdüfte wehten nach draußen, bald war Abendbrotzeit, sie hatten Menschen, zu denen sie gehörten. Ich zwang mich weiterzugehen – es war nicht gut, drüber nachzudenken, was andere Leute hatten. Ich musste irgendwas zum Schlafen finden.
    Auf der andern Seite der Straße hörten die Häuser auf. Ein Zaun lief um eine Wiese. Ich schaute nach einer Stelle, wo ich vielleicht durchkonnte, hatte keinen Bock, mich noch mal in Stacheldraht zu verfangen. Ich war so müde, dass es mir vorkam, als ob ich betäubt wär. Wind kam auf, seine eisige Schärfe zog durch die Kleidung. Ich musste was finden, das mir Schutz bot, sonst würden sie mich am andern Morgen als Eisklotz schnappen.
    Ich überquerte die Straße, um dem Zaun zu folgen. Ein paar Meter weiter gab es wieder ein Gatter und ich kletterte – oder besser gesagt, schleppte mich – hoch, die Beine schlapp nach dem ganzen Tag Laufen. Als ich auf der andern Seite wieder runterstieg, trat ich erst mal in irgendwas rein. In einen großen, glitschigen Flatschen, der zum Himmel stank. Na toll, wieder Kühe, nur diesmal nicht eingepfercht.
    Die Wiese verlief aufwärts ins Dunkel. Ich folgte eine Weile dem Zaun – es war ebener dort und du konntest durch die Straßenbeleuchtung besser sehen –, bis ich das Ende der Wiese erreichte, von wo aus es keine andere Chance mehr gab, als hochzulaufen, weg von der Straße, voll in die Finsternis. Der Himmel schien verschwunden, verdeckt von dem Berg und, wie sich herausstellte, einer Gruppe von Bäumen. Sie standen auf der andern Seite des Zauns, aber es gab ein Tor, deshalb hievte ich mich noch mal rüber und stolperte dann weiter hoch, wo sich das Gebüsch in meinen Jeans verfing, bis ich unter den Bäumen ein flacheres Fleckchen entdeckte – genau gesagt eine kleine Senke oder Mulde. Ich suchte sie so gut ich konnte nach Kuhfladen ab und sank dann zu Boden.
    Schließlich rollte ich mich in

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