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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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ihr zu und versuchte ihr in die Augen zu sehen.
    »Geh jetzt lieber«, sagte ich. »Ich werd dich auch nicht vergessen, Britney.« Und ich ging den Pfad entlang und stieg dann über den Zaun.
    Beim Hinüberklettern schaute ich zurück. Sie hatte sich nicht gerührt, sondern schaute mir nur hinterher. Ich winkte und sie winkte zurück und es war ein gutes Gefühl, jemanden zu haben, der sich richtig verabschiedet und nicht einfach verschwindet, ohne dass es der andere merkt. Sie hielt die Hand noch einen Moment in der Luft, dann rief sie nach dem Hund und drehte sich um. Ich sprang von dem Gatter, hob den Rucksack auf die Schultern und lief über die Brücke.

KAPITEL 27
    Der Treidelpfad machte alles einfacher. Er führte bis zum nächsten Ziel und ich musste unterwegs keine Entscheidungen treffen, sondern einfach nur weitergehen. Nachdem sie Spinne eingelocht hatten, wusste ich, dass die Frage nicht war, ob ich auch geschnappt wurde, sondern wann. Ehrlich gesagt war ich ziemlich gelassen in dieser Hinsicht. Das Schlimmste war bereits passiert – ich hatte Spinne verloren und war schlafend mitten im Nirgendwo allein gewesen, ohne Geld. Aber ich hatte die ersten zwölf Stunden überlebt. Sogar mehr als überlebt, ich hatte eine Freundin gefunden. Wie cool war das denn?
    Ich lief den ganzen Tag. An einer Handvoll Booten und kleinen Häuseransammlungen vorbei. Es gab Jogger, die den flachen Weg entlanghechelten, und Leute auf Fahrrädern. Ich ignorierte sie einfach, den Kopf gesenkt, und setzte einen Fuß vor den andern. Kein Blickkontakt.
    Komisch, es war vermutlich der erste Tag, an dem ich ununterbrochen lief, ohne mich zu verstecken und auszuruhen. Ich nehme an, die ganze Aufgewühltheit und die Tatsache, dass ich nicht viel gegessen hatte, nagten an mir, ich war in ziemlich schlechtem Zustand, trotzdem lief ich weiter. Ich war wie ein Zombie; zu müde und abgestumpft, um groß nachzudenken, folgte ich einfach dem Weg, weiter und immer weiter. Es war viel leichter, mit einem Rucksack zu laufen. Scheiße, Spinne und ich, wir hatten uns das Leben echt schwer gemacht, indem wir einfach genommen hatten, was uns in die Hände fiel, und alles in Plastiktüten stopften. Was waren wir bloß für Holzköpfe gewesen. Meine Augen fingen an zu tränen, wenn ich nur an ihn dachte. Wo war er? Was machten sie jetzt mit ihm? Das Einzige, was es erträglich machte, war weiterzulaufen, einen Schritt vor den andern zu setzen, immer weiter, Richtung Westen.
    Ich merkte, dass ich mich der Stadt näherte, als es auf dem Treidelpfad langsam voller wurde: Es gab Familiengrüppchen, Kinder, die Fahrrad fuhren oder mit ihren Hunden herumsausten, ältere Leute, die untergehakt gingen und einen kleinen Samstagnachmittags-Spaziergang im winterlichen Sonnenschein genossen. Obwohl ich den Blick gesenkt hielt, bemerkte ich die Skepsis, mit der die Mütter ihre Kinder beiseitenahmen.
    Ein kleiner Knirps stolperte mir vor die Füße, stand da und starrte mich an. Ich konnte fast spüren, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Der kleine Kerl schaute mir voll in die Augen, mit großen, braunen, vertrauensseligen Augen und Rotz im Gesicht, der ihm aus beiden Nasenlöchern lief. 04032054. Er würde in den Vierzigern sterben, der kleine Knirps, der noch gar keine Ahnung hatte, was Tod bedeutete.
    Ich trat zur Seite, meine Beine schüttelten seine klebrigen Hände ab, während hinter mir seine Eltern liebevoll mit ihm schimpften auf eine Weise, als wollten sie sagen: »Ist er nicht süß?« Zwei Minuten später hatte ich immer noch das Gefühl, die feuchte Wärme seiner Hände durch meine Jeans zu spüren.
    Ich wurde jetzt wieder nervös. Menschenansammlungen waren gefährlich. Mit einem oder zweien kam ich zurecht, aber in Mengen waren sie etwas anderes. Ich versuchte schneller zu gehen, doch ich hatte nicht mehr die Kraft dazu. Den ganzen Tag hatte ich das Bedürfnis gespürt weiterzulaufen, um irgendwo anzukommen, wo immer das war. Jetzt war ich erschöpft und ich spürte wieder die Angst. Die Sonne verschwand allmählich hinter den Bergen.
    Die Landschaft um mich herum veränderte sich, als das Licht dunkler wurde. Fahle Bauten klammerten sich links und rechts an die Hänge. Die Straßenlaternen gingen an und verliehen dem Stein einen gelben Schimmer und hoben die fingerartigen Ausläufer der Stadt, die sich in die Wiesen erstreckten, besonders hervor. Bald erhoben sich auf beiden Seiten Gebäude. Ich war jetzt fast in Bath. Diesmal wollte ich,

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